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Die McDermotts 02 - Manchmal

Die McDermotts 02 - Manchmal

Titel: Die McDermotts 02 - Manchmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Schuster
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liebevollen Eltern vorstellt. Ich kann mich kaum an einen Tag erinnern, an dem Vater einmal nüchtern war. Er hat getrunken, hat unsere Mutter und meine Geschwister verprügelt, ich war der Einzige, den er nicht angerührt hat. Irgendwann hat er unsere Mutter hinausgeworfen, weil sie ihn ständig betrogen hat, danach wurde das Leben auf der Ranch unerträglich.«
    Er stockte kurz und trank einen Schluck von seiner Cola.
    »Als meine Schwester mit sechzehn Jahren schwanger wurde, und nicht sagen wollte, von wem das Kind war, hat er sie ebenfalls einfach auf die Straße gesetzt. Das war der Zeitpunkt, an dem ich es zu Hause nicht mehr ausgehalten habe. Ich war damals zweiundzwanzig, hatte kaum einen Cent in der Tasche, nur ein paar Ersparnisse von kleinen Aushilfsjobs, die ich neben meinem Studium gemacht hatte. Ich hatte ein Stipendium für die Uni in San Antonio, aufgrund der Nähe musste ich nicht auf dem Campus wohnen und konnte einige Dollar abzweigen. Zu dieser Zeit gab es rund um Stillwell lauter Ölfunde, und ein ehemaliger guter Freund schlug mir vor, gemeinsam eine Firma zu gründen. Er hatte die finanziellen Mittel und ich das Know-how, also taten wir uns zusammen, und es lief erstaunlich gut. Nachdem Callan sein Studium abgeschlossen hatte, ist er ebenfalls eingestiegen, und das hat eine Weile prima funktioniert. Als Callan dann allerdings herausfand, dass unser Teilhaber seine Frau verprügelte, gab er ihr Geld, damit sie ihren Mann verlassen konnte, und danach kam es zu einem riesigen Krach. Wir bezahlten ihn aus und seitdem gehört die Firma uns. Callan springt aber nur sporadisch ein, er interessiert sich mehr für Pferde als hinter einem Schreibtisch zu sitzen, also obliegt die Verantwortung mir.«
    »Haben Sie noch Kontakt zu Ihren Eltern?«, wollte Melody wissen.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Unsere Mutter ist verschwunden und der Einzige, der meinen Vater ab und zu besucht, ist Jordan, wir anderen haben uns komplett zurückgezogen.«
    »Das tut mir wirklich leid, das muss alles sehr schlimm für Sie gewesen sein.« Sie schwieg einen Moment, fragte dann: »Ich weiß, dass mich das nichts angeht, aber weshalb wohnt Lauren in so einer kleinen, schäbigen Wohnung? Sie besitzen das große Haus, dort wäre doch genug Platz für Ihre Schwester und Timmy.«
    »Lauren ist zu stolz, um etwas anzunehmen«, erklärte er achselzuckend. »Sie hat sich in den Kopf gesetzt, ohne fremde Unterstützung zurechtzukommen, und das zieht sie auch durch. Nachdem das Haus fertig war und ich feststellen musste, dass ich ganz alleine darin wohnen würde, habe ich ihr natürlich angeboten, zu mir zu ziehen, aber das hat sie abgelehnt.«
    »Sie haben die Ranch für sich und Ihre Frau gebaut?«
    »Ja. Ich hatte damals naive Vorstellungen von Ehe und Familie, wollte uns ein behagliches Heim schaffen.« Seine Stimme wurde bitter. »Tja, dummerweise kam es anders.«
    Mitfühlend legte sie ihm die Hand auf den Unterarm, streichelte sanft über die feinen, dunklen Härchen. »Was ist passiert?«
    »Nicht viel. Sie ist fremdgegangen und ich ließ mich scheiden, das ist alles.« Er schwieg einen Moment, fügte dann hinzu: »Ich habe mich oft gefragt, was ich falsch gemacht habe. Ich habe alles für sie getan, ich habe mich abgerackert, um ihr ein schönes Leben zu bieten und uns etwas aufzubauen. Aber offenbar war das ein Fehler, sie war der Meinung, ich wäre spießig, langweilig und verkniffen, und so hat sie sich ihren Spaß anderweitig gesucht. Vermutlich wollte ich zu viel und was ist mir geblieben? Die Firma. Also begnüge ich mich mit meiner Arbeit, das ist ausreichend.«
    »Nein«, sagte sie leise, »das ist es nicht. Wünschen Sie sich nicht mehr?«
    Adrian schaute sie an, seine Augen waren dunkel und unergründlich. »Doch«, gab er zu, »manchmal.«
    Für einen Moment wurde es still, eine ganz merkwürdige Spannung lag auf einmal im Raum. Dann stand er plötzlich auf. »Genug davon, man kann eben nicht alles haben. Außerdem bin ich nicht mit Ihnen hierher gefahren, um Ihnen mein Leid zu klagen. Ich muss jetzt noch ein bisschen arbeiten.«
    »Soll ich Ihnen helfen?«
    »Nein«, er schüttelte den Kopf und zwinkerte ihr mit einem kleinen Grinsen zu, »besser nicht.«
    Er setzte sich an den Schreibtisch, klappte seinen Laptop auf und vertiefte sich in seine Berechnungen. Lautlos ging Melody in ihr Zimmer, nahm sich ihr Buch, das sie sich eingepackt hatte, und machte es sich damit im Wohnzimmer auf der Couch bequem. Doch

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