Die McDermotts 02 - Manchmal
einladende Handbewegung. »Bitte, da ich ein Gentleman bin, überlasse ich Ihnen auch das Zimmer mit Meerblick.«
»Danke.« Sie schob sich an ihm vorbei.
»Machen Sie sich in Ruhe fertig, in einer halben Stunde fahren wir los.«
Er zog die Tür hinter sich zu und zufrieden schaute Melody sich um. An einer Wand gab es einen Einbauschrank, vor dem Fenster standen ein kleiner Tisch und ein Sessel, auf der anderen Seite ein Kingsizebett, das fast den ganzen Raum einnahm.
Übermütig ließ sie sich darauf fallen, rollte sich ein paar Mal hin und her und schloss die Augen. Sofort gingen ihr Bilder durch den Kopf, Bilder von Adrian und ihr, wie sie sich eng umschlungen zwischen den Laken wälzten und sich leidenschaftlich liebten.
Hör auf damit, Mel, er ist mit dir zum Arbeiten hier und sonst nichts, befahl sie sich energisch und sprang wieder auf. Sie öffnete das Fenster, atmete einen Moment die klare, salzige Luft ein und zog sich dann um. Als sie den Wohnraum betrat, wartete Adrian bereits auf sie. Mit einem merkwürdigen Blick musterte er sie von oben bis unten und sie hatte plötzlich das Gefühl, dass er ganz genau wusste, woran sie eben in ihrem Schlafzimmer gedacht hatte.
»Alles in Ordnung?«
Melody nickte. »Ja, alles bestens.«
»Gut, dann lassen Sie uns gehen. Je eher wir das hinter uns bringen, desto mehr Zeit haben wir für andere Dinge.«
22
Die Konferenz im Firmengebäude der Texco war entgegen Adrians Ankündigung alles andere als langweilig. Das lag hauptsächlich daran, dass eine Umweltschutzorganisation unerwarteterweise eine Eingabe gegen den Bau der Plattform eingereicht hatte, und nun zahlreiche Auflagen einzuhalten waren, die eine Menge zusätzliches Geld verschlingen würden. Eine hitzige Diskussion zwischen den potenziellen Investoren war die Folge, die sich bis zum späten Abend hinzog, jedoch zu keiner befriedigenden Einigung führte.
»Wir drehen uns im Kreis, das hat so keinen Sinn«, sagte Adrian schließlich. »Ich schlage vor, dass wir uns vertagen. Ich für meinen Teil würde mir morgen Vormittag gerne den Standort ansehen und mir vor Ort einen Eindruck der Umgebung verschaffen.«
»In Ordnung«, stimmte Wayne Moreland, der Inhaber der Texco, zu. »Dann sehen wir uns morgen Mittag um zwölf Uhr wieder hier, bis dahin kann sich jeder überlegen, ob er bereit ist, Mehrkosten zu tragen oder aus dem Geschäft aussteigen will.«
Die Männer verabschiedeten sich, und wenig später saßen Adrian und Melody in seinem Wagen.
Er sah auf die Uhr. »Okay, was machen wir nun? Eigentlich hatte ich vor, Sie zum Essen einzuladen. Andererseits müsste ich aber die Kosten noch einmal neu kalkulieren, was eine Weile dauern wird.«
»Wir könnten uns eine Kleinigkeit mit ins Hotel nehmen«, schlug sie vor. »Das ist mir sowieso lieber, als stundenlang in einem Restaurant zu sitzen.«
Unsicher schaute er sie an. »Und das macht Ihnen wirklich nichts aus?«
»Nein«, erwiderte sie ein wenig erstaunt, »warum soll mir das etwas ausmachen? Wir sind ja schließlich nicht auf einer Vergnügungsreise.«
Kurz darauf hatten sie eine Tüte mit Hamburgern, Fries, Jalapeños und zwei riesigen Bechern Cola im Wohnraum auf dem Tisch stehen. Während Adrian Jackett und Krawatte auszog, den Hemdkragen lockerte und es sich auf dem Boden gemütlich machte, zog Melody sich um, kam in Shorts und T-Shirt zurück und setzte sich zu ihm.
»Schade, ich hatte mir das anders vorgestellt«, sagte er und biss in einen Burger, »vielleicht klappt es morgen Abend.«
»Jetzt machen Sie sich nicht so viele Gedanken, es ist alles okay«, beruhigte sie ihn.
»Hm«, brummte er nur und sie hatte den Eindruck, als wäre er wirklich enttäuscht.
»Sie sind manchmal schon sehr merkwürdig, Chef«, stellte sie kopfschüttelnd fest. »Darf ich Sie etwas Persönliches fragen?«
»Was möchten Sie denn wissen?«
»Sie haben gesagt, Sie sind auf einer Ranch aufgewachsen – wie kamen Sie in die Ölbranche? Hat Ihnen das Cowboy-Dasein nicht gefallen?«
»Wollen Sie die weichgespülte Version hören oder die traurige Wahrheit?«
Sie hörte den bitteren Unterton in seiner Stimme, spürte, dass er nicht gerne über diese Dinge sprach. »Erzählen Sie mir das, wozu Sie bereit sind«, sagte sie leise.
Forschend schaute er sie an, bemerkte das aufrichtige Interesse in ihren Augen. »Also gut«, nickte er nach kurzem Zögern, »dann die Wahrheit. Unser Vater und unsere Mutter sind nicht unbedingt das gewesen, was man sich unter
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