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Die Medica von Bologna / Roman

Die Medica von Bologna / Roman

Titel: Die Medica von Bologna / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Feuermal und an den Hexenjäger Girolamo Menghi, vor dem meine Mutter mich so eindringlich gewarnt hatte.
    »Nanu, Schwester, geht Euch die Geschichte aufs Gemüt? Das wollte ich nicht. Ich dachte …«
    »Schon gut«, sagte ich heftiger, als ich eigentlich wollte. »Ich hoffe, die Nasenrekonstruktion hat wenigstens etwas von dem dir zugefügten Unrecht wiedergutmachen können.«
    »Das hat sie, Schwester, das hat sie. Ich spüre, dass die Nase sehr schön geworden ist. Ihr habt, wenn Ihr so wollt, eine Schönheitsoperation gemacht.«
    »Nicht ich, Fabio, ich habe nur assistiert«, sagte ich und schämte mich für meine Lüge.
    Gleichzeitig blickte ich mich nach Gaspare um. Aber dieser hatte den Raum verlassen.
    Fabio grinste. »Schwester, machen wir uns nichts vor. Ich habe gleich nach dem Ersten Akt bemerkt, dass eigentlich Ihr es wart, die mich behandelte. Ich habe es genau gesehen.«
    »Gesehen?«, fragte ich. »Ich dachte, du seist blind?«
    »Ja, aber ich sehe trotzdem. Erinnert Ihr Euch, dass ich Euch am Anfang sagte, ich könne mit den Ohren sehen? Ich kann auch mit der Nase sehen oder mit dem Spürsinn. Es sind Wahrnehmungen, die mir sagen, ob und wo sich jemand im Raum befindet.«
    »Und was willst du jetzt tun?«, fragte ich hilflos.
    »Nichts, natürlich. Mich herzlich bei Euch bedanken und Euch sagen, dass ich mich irgendwann erkenntlich zeigen werde. Geld habe ich zwar nicht, aber es gibt immer Umstände im Leben, wo der eine den anderen braucht. Solltet Ihr einmal Hilfe brauchen, werde ich zur Stelle sein.«
    »Danke, Fabio«, sagte ich. Mir schwirrte der Kopf, denn das Gespräch hatte eine Wendung genommen, die mich beunruhigte und mir Angst einflößte. »Danke«, sagte ich nochmals, »ich hoffe, das mit der Operation …«
    »Bleibt natürlich unter uns. Was sollte ich auch gegen eine Frau einwenden, die so gut operiert? Frauen haben sowieso die geschickteren Hände. Es gibt viele, die Ihr operieren könntet, Schwester.«
    »Wer sollte das sein?«
    »Die Entrechteten, die Hungernden, die Überlebenskünstler, die Bettler, die Armen, die Unterdrückten. Es gibt von ihnen mehr als zehntausend in Bologna, und alle haben irgendein Gebrechen.«
    »Ja«, sagte ich, »Conor hat mir damals etwas Ähnliches erzählt. Aber ich glaube nicht, dass ich Zeit finden werde, ihnen zu helfen, ich bin jeden Tag im Hospital der Nonnen von San Lorenzo.«
    »Natürlich. Ihr könnt es Euch ja noch überlegen, Schwester. Lebt wohl.«
    »Leb wohl, Fabio.«
    Er machte tatsächlich eine Verbeugung vor mir, was wegen seiner geringen Größe und seines Buckels lustig aussah, sagte noch einmal »Lebt wohl« und verließ rasch das Behandlungszimmer.
    Während ich das Bett abzog und die Instrumente forträumte, fragte ich mich, wo Gaspare sein mochte. Seine Anwesenheit beim Siebten und letzten Akt wäre nur natürlich, mehr noch, sogar notwendig gewesen. Da mich die Grübelei nicht weiterbrachte, scheuchte ich die Gedanken fort und machte mich auf den Weg, Gaspare zu suchen. Ich vermutete, dass er sich wie so oft im Kaminzimmer aufhielt, und stieg die Treppen hinunter. Als ich im Mezzanin an der Bibliothek vorbeikam, hörte ich Stimmen: Gaspares und die seiner Mutter.
    Meine erste Reaktion war, einfach weiterzugehen und im Kaminzimmer auf ihn zu warten, doch ich entschied mich anders. Ich wollte mich nicht an seiner Mutter vorbeistehlen, dafür war ich zu stolz. Außerdem hatte sie mein Geschenk verschmäht. Ich wollte wissen, wie sie diese Ungehörigkeit überspielen würde, wenn ich vor ihr stand.
    Ich ging zu der angelehnten Tür und verharrte kurz davor, um meine Frisur zu richten und mein Kleid glattzustreichen. Vielleicht brauchte ich auch einen Augenblick, um allen meinen Mut zusammenzunehmen. Ohne es zu wollen, hörte ich, was gesprochen wurde.
    »Ich möchte eigentlich hier wohnen bleiben«, sagte Gaspare.
    »Sei kein Narr, das neue Haus liegt in der Gemeinde San Giacomo de’ Carbonesi, viel näher am Archiginnasio als dieses. Dein Weg dorthin wäre viel kürzer als jetzt.«
    »Es gefällt mir aber hier.«
    »Ich kann mir denken, warum.«
    Als ich diese Worte hörte, straffte ich mich. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass Signora Tagliacozzi mit dieser Bemerkung mich meinte. Ich wollte hineingehen, aber die Signora sprach schon weiter: »Ich will dir keine Vorträge halten, mein Sohn, aber du weißt, dass du deinen aufwendigen Lebenswandel nur mir und meinen kaufmännischen Fähigkeiten verdankst. Von deinen

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