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Die Medizinfrau

Die Medizinfrau

Titel: Die Medizinfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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Blutung ein hoher Preis für das Privileg war, Frau zu sein, noch dazu, wenn man keinen Wunsch hatte, Kinder in die Welt zu setzen.
    Der Gedanke an Kinder brachte Olivia ins Grübeln, während sie Späne auf die halb erloschene Glut legte. Wie leicht hätte die Monatsblutung ausbleiben können. Wann war ihre letzte Periode? Sie hatte das Zeitgefühl verloren in dieser einsamen Bergwelt, und sie hatte sich keine Gedanken über mögliche Konsequenzen ihres Leichtsinns gemacht.
    Törichte Frau! Wie oft hatte sie bedauernswerte Mädchen in der Armenklinik behandelt, die nicht an die Gefahr einer Schwangerschaft dachten, als sie sich ihrer Lust hingaben, und sie hatte diese Frauen wegen ihrer Torheit ebenso bedauert wie für ihre traurige Situation. Die meisten hatten wenigstens die Entschuldigung ihrer Jugend und Unwissenheit. Welche Entschuldigung hatte Olivia? Sie war eine erwachsene, gebildete Frau, noch dazu Ärztin! Und dieser Leichtsinn hätte mit einem Kind in ihrem Bauch und keinen Mann an ihrer Seite enden können. Diesmal waren die Menstruationsschmerzen eine hochwillkommene Unpäßlichkeit. Sie mußte nicht für ihre Leichtfertigkeit büßen.
    Die Holzspäne hatten Feuer gefangen, die Flammen schlugen hoch. Olivia legte ein größeres Holzscheit nach und stellte den Wasserkessel auf den Rost. Dann zog sie den Schaukelstuhl heran und setzte sich ans Feuer. Gabriel Danaher hätte ihren Körper und ihr Herz besser gewärmt, doch die Realität legte sich wie ein Bleigewicht auf ihr Gemüt. Sie durfte nicht in Gabriels Bett und in seine Arme zurückkehren. Diese Torheit mußte ein Ende haben.
    Eine kalte Nase stupste sie schwanzwedelnd an der Hand. Hunter sprang nun aus seiner Kiste, wann immer er wollte. Seit Ellens Streifenhörnchen in die Freiheit entlassen worden war, lief Hunter unbekümmert in der Hütte herum.
    »Du hast dich sehr gut an dein neues Leben gewöhnt, mein kluges Kerlchen.«
    Auch sie hatte sich eingewöhnt – zu gut, und das war keineswegs klug von ihr.
    Von ihrem Platz am Feuer konnte Olivia durchs Fenster schauen und beobachten, wie die Nacht dem Morgen wich. Aus schwarz wurde grau, das Grau wurde heller, bis schließlich die höchsten Zacken des Thunder Ridge von den ersten vorwitzigen Sonnenstrahlen vergoldet wurden. Wenn sie lange genug sitzen blieb, würde sie sehen, wie das Sonnenlicht langsam die Felswand nach unten wanderte, bis das Tal im Sonnenschein eines neuen Tages erstrahlte.
    Genau das brauchte Olivia – einen neuen Tag.
    Eine warme Hand legte sich von hinten auf ihre Schulter. »Du bist sehr früh wach«, sagte Gabriel.
    Olivia legte ihre Hand über seine. »Es wird ein schöner Tag.«
    »Sieht so aus.«
    Es war Januar, vor acht Wochen hatte Olivia Elkhorn verlassen. Amys Baby wurde im Februar erwartet.
    »Gabriel, wir sollten das gute Wetter nutzen und nachsehen, ob die Lawine passierbar ist.«
    Er schwieg. Sie spürte, wie seine Hand sich um ihre Schulter festigte.
    »Ich glaube nicht, daß der Weg schon frei ist«, antwortete er schließlich.
    »Ich möchte trotzdem nachsehen.«
    Gabe schob Hunter zur Seite und ging neben ihrem Stuhl in die Hocke. »Hast du es immer noch so eilig, von hier fortzukommen, Doc?«
    Wie schön er war, mit dem Morgenlicht im Rücken, das schwarze Haar zerzaust bis auf die Schultern hängend, die Augen noch ein wenig schlaftrunken. Er hatte seine Hosen angezogen, doch seine Brust war nackt. Gabriel Danaher war ein herrliches Tier; und er war ein wunderbarer Mann. Olivia liebte ihn innig. Nein, sie wollte nicht gehen. Aber sie mußte gehen.
    »Es ist nicht so, daß ich gern gehe …«
    Er nahm ihre beiden Hände in seine. »Du frierst. Komm wieder ins Bett.«
    »Ich kann nicht. Gabriel … ich …«
    »Du hast deine Tage. Ich weiß. Es sind Flecken auf dem Laken, und da ich weiß, daß es kein Jungfrauenblut sein kann …« Er grinste.
    Olivias Gesicht wurde warm.
    »Doc, ich war mehr als zehn Jahre verheiratet. Wie du sagst, weiß ich über diese Frauensachen Bescheid. Nun komm wieder ins Bett und wärme mich, bevor ich mir eine Lungenentzündung hole, und du wieder einen Patienten betreuen mußt.«
    »Gabriel, was wir tun, ist nicht richtig. Das weißt du so gut wie ich. Als ich mit meiner Blutung aufwachte, wurde mir erst klar, daß unser Spiel ernste Folgen haben könnte. Es ist unmoralisch, unverantwortlich und ein schlechtes Beispiel für deine Töchter.«
    »Katy und Ellen lieben dich beinahe so sehr wie ich, Olivia.«
    »Liebe.« Olivia

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