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Die Medizinfrau

Die Medizinfrau

Titel: Die Medizinfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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Wölfin.«
    »Herrgottnochmal! Du kaust darauf herum wie auf einem alten Knochen.«
    »Du versuchst, sie loszuwerden, bevor du auf dem Rücken liegst und winselst wie Welpe.«
    Gabe warf das Seil über einen Ast und zog daran, während Krummer Stab das Pony wegführte. »Du irrst, mein Freund. Komm und hilf mir lieber, den Hirsch hochzuziehen.«
    Krummer Stab zog mit am Seil. »Pferdegänger lügt nicht so gut wie andere Weiße. Du hast Schwierigkeiten mit Frau.«
    »Wenn du einen Tag bei den Mädchen bleibst«, blaffte er ihn an, »kann ich meine Schwierigkeiten loswerden. Normalerweise könnte ich sie alleine hierlassen. Katy wird mit allem fertig. Aber vor ein paar Tagen waren zwei Schürfer hier. Vielleicht kommen sie auf die Idee, umzukehren und Ärger zu machen.«
    »Ich bleibe, aber es hat keinen Sinn.«
    »Der Weg könnte frei sein.«
    »Unwichtig, Bruder. Frauen sind wie Kletten. Wird man nicht so leicht los.«
    »Quatsch. Du hast keine Ahnung von Frauen, du Maulheld. Du hast nie mit einer Frau zusammengelebt.«
    »Ich muß nicht von einer Klippe springen, um zu wissen, daß ich hart falle.«
    Nachdem der Hirsch außerhalb der Reichweite der kleinen Raubtiere hing, verknotete Danaher das Seil und wischte sich die Hände an den Hosen ab. »Willst du was essen?«
    »Kocht Großmaulfrau gut?«
    »Eigentlich nicht. Aber Ellen kocht gut, wie du weißt.«
    »Sieh zu, daß sie kochen lernt. Frau, die nicht kochen kann, nicht gut.«
    Gabe ging kopfschüttelnd zur Hütte, Krummer Stab folgte ihm grinsend.
     
    Wie feiste, selbstzufriedene Tauben saßen sie auf dem Sofa und in den Ohrensesseln. Dieses Bild kam Amy Talbot in den Sinn, als sie fünf ehrbare Damen aus Elkhorn mit Tee, Kaffee und süßem Weihnachtsgebäck bewirtete. Um die Wahrheit zu sagen, waren nicht alle feist und selbstzufrieden. Cornelia Stanwick sah eher aus wie ein dürrer Ast, an dem ein Kleid aufgehängt war, und Margaret Norton mit ihren Hängebacken, spitzen Lippen und flinken Augen glich mehr einem Drachen als einer harmlosen Taube.
    Penelope Shriner nippte an ihrer Teetasse und musterte Amy kritisch. »Du siehst gar nicht gut aus, liebste Amy. Ich empfehle dir Dr. Ackers Englisches Elexier, das Henry letzte Woche reingekriegt hat. Es hat eine wesentlich stärkere Wirkung als Dr. Golullard Beruhigungspulver, das ich immer genommen habe. Ein wahres Wundermittel, kann ich dir sagen.«
    Margaret Norton räusperte sich. »Wie kann sie sich wohlfühlen, Penelope? Sie ist jetzt im achten Monat schwanger, die Ärmste. Ich sage immer, unser Herr wußte, was er tat, als er die Aufgabe des Kinderkriegens den Frauen übertrug. Wenn Männer die Folgen ihrer Vergnügungen tragen müßten, wäre die menschliche Rasse längst ausgestorben.«
    »Diese neumodischen Medizinen sind meiner Meinung nach meist wirkungslos,« mischte Bess Walpole sich ein. »Ich habe immer auf die Hausmittel meiner Großmutter geschworen. Sie hatte für jedes Wehwehchen eine Arznei. Ihre Mittel wirkten besser als jede Medizin, die man kaufen kann. Und sie ersparten einem den Besuch beim Arzt. Als wir Kinder waren, gab sie uns zur Blutreinigung einen Trank aus rostigen Nägeln in Essig eingeweicht. Und meinen kleinen Henry heilte sie von seinem Keuchhusten mit einer Brühe aus Eulenfleisch. Wäre sie nur hier gewesen, als die Diphterie hier wütete. Als wir ’52 in Iowa lebten, heilte sie das Baby unserer Nachbarin von Diphterie. Sie gab ihm in Wasser gekochte zerkleinerte Schlangen und Würmer.«
    Margaret rümpfte die Nase. »Die Medizin klingt schlimmer als die Krankheit, meine Liebe. Ich bin ziemlich sicher, deine weise Großmutter hatte keine Arnei gegen Amys Zustand.«
    »Ich fühle mich ganz wohl, glaubt mir.« Welche Lüge! Amy senkte den Blick auf die feine Teetasse, ohne zu trinken. Der Tee schmeckte säuerlich. Alles, was sie aß oder trank, schmeckte eigenartig, ihr Rücken schmerzte unerträglich, ihre Hände und Fußknöchel waren geschwollen, und dazu hatte sie ständig Kopfschmerzen.
    »Du bist sehr tapfer, Liebste«, munterte Cornelia sie auf. »Aber wir alle wissen, wie scheußlich man sich in den letzten Wochen fühlt. Du mußt sehr aufpassen, damit diese Schwangerschaft nicht wieder in einer Tragödie endet wie die anderen. Das spurlose Verschwinden deiner Freundin muß dich schrecklich aufgeregt haben.«
    »Ja, das hat es.« Amy schaute mit einem kühlen Blick in die Damenrunde. Alle von ihnen hatten Olivia mit ablehnender Höflichkeit behandelt. »Und sie

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