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Die Medizinfrau

Die Medizinfrau

Titel: Die Medizinfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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Wind und einer Vorliebe für billigen Whiskey geröteten Augen, hatte Rodgers sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Bluthund.
    »Ich hab’ einen Job für dich, Cal.«
    »Hoffentlich interessanter als Kühe aus Schneewehen zu scheuchen.«
    Ace lächelte. »Das schaffen die anderen auch ohne dich. Wie ich von einem Freund in Helena hörte«, dabei nahm er einen Brief vom Schreibtisch und reichte ihn Rodgers, »hat sich ein Kerl aus Elkhorn nach einem Mann erkundigt, der ziemlich genau auf Will O’Connells Beschreibung paßt. Der Mann will wissen, ob er auf der Fahndungsliste steht.«
    »Auf O’Connells Beschreibung passen viele.«
    »Er soll einen leichten irischen Akzent haben. Natürlich wird es in Montana mehr als einen Iren mit schwarzen Haaren und grünen Augen geben. Andererseits«, er grinste wie eine Katze, die ihren ersten fetten Vogel im Frühjahr erbeutet hat, »könnte es auch nur diesen einen geben.«
    Rodgers grunzte skeptisch.
    »Und wenn er nicht O’Connell ist, ist dein Job nicht ganz umsonst. Du wirst dir in Jefferson City ein paar Pferde anschauen und in Boulder einen Herford Stier, den ich möglicherweise kaufen will.«
    »Aber eigentlich soll ich O’Connells Kopf auf einem Stock aufgespießt mitbringen.«
    Ace hob eine Augenbraue. »Was für ein ungesetzlicher Gedanke. Montana ist jetzt ein Bundesstaat, Cal. Wir können die Gesetze nicht einfach selber machen.«
    »Hmpf! Richtig.«
    »Außerdem will ich den Mann am Galgen baumeln sehen. Ich will seinen Blick sehen, wenn man ihm die Schlinge um den Hals legt.«
    »Sie wollen ihn also lebendig. Das ist schon schwieriger.«
    »Ich bezahle dir keinen so hohen Lohn, weil du hervorragend mit dem Lasso und dem Brenneisen umgehst.«
    Rodgers zuckte die Achseln. »Was immer Sie wünschen, Mr. Candliss. Wenn der Kerl O’Connell ist, bringe ich jedenfalls soviel von ihm mit, daß Sie ihn hängen können.«
    »Gut.«
    »Wollen Sie, daß ich gleich losreite?«
    »Ich gebe dir Bescheid. Ich vereinbare einen Termin für dich bei U.S. Marshal Shreve Wilkinson in Helena. Er wird dir sagen können, wo du den Mann findest, der die Fragen gestellt hat.«
    »Wieso macht sich Wilkinson nicht selbst auf die Suche nach O’Connell? Er ist doch das Gesetz.«
    »Er meinte, er habe keine Zeit, sich auf eine so vage Geschichte einzulassen.«
    »Vermutlich haben Sie größeres Interesse an O’Connell als das Gesetz.«
    »Genau.« Ace nickte grimmig. »Und wenn ich Wilkinsons Job übernehmen muß, dann tue ich es.«
    Nachdem Rodgers gegangen war, schrieb Candliss den Brief an Wilkinson. Dann saß er am Fenster und blickte auf sein Tal hinaus. Plötzlich quälte ihn der Schmerz in seinem verkrüppelten Bein stärker und gesellte sich zur Bitterkeit, die an seinem Herzen nagte, seit Will O’Connell seinen Bruder Buck getötet hatte. Das kaputte Bein würde er sein Leben lang behalten, doch der andere Schmerz würde etwas nachlassen, wenn er O’Connell am Galgen hängen sah.
    Ace lächelte. Die Jagd hatte begonnen. Die Fährte war gefunden. Nun war es Zeit, die Hunde loszulassen.

Kapitel 12
    Der Ritt den Berg hinunter verlief schweigend. Olivia war gegen den kalten Wind warm eingepackt und thronte auf dem ›geborgten‹ Fuchswallach, den Katy Curly getauft hatte. Geduldig folgte der Gaul Longshot und machte Olivia weniger Schwierigkeiten als auf dem Weg nach oben. Vielleicht wußte er, daß ihn in Elkhorn ein warmer Mietstall erwartete. Da sie nicht mehr mit der Sturheit des Pferdes kämpfen mußte, konnte Olivia entspannt im Sattel sitzen und auf Longshots breite Kuppe schauen, die vor ihr auf und ab wogte. Interessanter war freilich Danahers Rücken und Hinterteil, das mit seinem Pferd verwachsen schien. Wie er so selbstverständlich und kraftvoll im Sattel sitzen konnte, war Olivia schleierhaft. Sie wurde bei jedem Schritt ihres Pferdes im Sattel hin- und hergeworfen und -geschlenkert. Aus ihr würde nie eine gute Reiterin werden.
    Aber sie brauchte auch keine Reitkünste – und keine der anderen Fähigkeiten, die zum Überleben in dieser gottverlassenen Wildnis nötig waren. Sie würde ihr Leben in New York verbringen, wo sie eine Droschke oder einen Omnibus nehmen konnte, um dorthin zu gelangen, wohin sie wollte. Sie mußte nichts über Pferde wissen, auch nicht, wieviel Fett man in einen Kuchenteig gab, wie man Brennholz aufschichtete, damit der ganze Stapel nicht einstürzte, wenn man ein paar Scheite wegnahm. Sie mußte nicht wissen, wie man Seife machte,

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