Die Medizinfrau
geraten könnte.« Sie warf ihm ein scheues Lächeln zu. »Hochmut.«
Er zwinkerte. »Und Eigensinn?«
»Vielleicht ein Hauch.«
Er schüttelte den Kopf und befreite sich aus seinem Geschirr wie ein Pferd vom Zaumzeug. »Wollen Sie mit mir essen?« Er nahm den Henkelmann vom Erzkarren und setzte sich auf einen sonnigen Felsbrocken.
Olivia setzte sich neben ihn, fuhr aber in der nächsten Sekunde von Katys und Ellens quietschenden Schreien wieder hoch.
Es waren keine Entsetzensschreie, wie Olivia feststellte, als sie die Hütte atemlos erreichte, gute hundert Meter hinter Danaher. Das Gejohle hatten die Mädchen zur Begrüßung ihres Onkels angestimmt, der auf dem Rückweg von Lahmer Wolfs Jagdgruppe vorbeischaute. Krummer Stab hatte eine wahrhaft unstillbare Wanderlust im Leib, dachte Olivia und bemühte sich, ruhig zu atmen.
»Ich dachte, ich hätte Ihnen befohlen, bei der Mine zu bleiben.«
»Das haben Sie«, fauchte Olivia Danaher an. »Aber das war lächerlich. Wenn etwas nicht in Ordnung gewesen wäre, hätten Sie Hilfe gebraucht.«
»Und Sie wären in Gott weiß was reingelaufen. Tun Sie denn nie, was man Ihnen sagt?«
»Regen Sie sich bloß nicht so auf. Es ist schließlich nur Ihr Freund Krummer Stab.«
Krummer Stab blickte von Danaher zu Olivia und wieder zu Danaher. Er grinste unverschämt, was gar nicht Indianerart war. »Ich bringe dir Wild, Pferdegänger. Großmaulfrau wohnt nun auch hier, und du mußt drei Frauen satt kriegen und hast keine Zeit, zur Jagd zu gehen.«
»Ich hatte Zeit, zur Jagd zu gehen. Trotzdem vielen Dank.«
Krummer Stab warf einen Blick in Olivias Richtung. »Bin froh, daß du noch lebst, Bruder. Frauen sind gefährlicher als Grizzlys, und du hast drei davon.«
»Wieso bist du nicht gleichmütig und schweigsam wie andere Indianer?« blaffte Danaher ihn an.
»Eichhornfrau schickt Grüße. Großmaulfrau soll gut für ihre Enkeltöchter sorgen, sonst skalpiert sie sie bei lebendigem Leib.«
»Sagen Sie Eichhornfrau«, entgegnete Olivia spitz, »daß Mr. Danaher sehr gut ohne meine Hilfe auf ihre Enkelinnen aufpassen kann, denn ich werde schon sehr bald nicht mehr hier sein.«
Nun setzte Krummer Stab die undurchdringliche Miene des Indianers auf, die Danaher soeben noch an ihm vermißt hatte, und betrachtete Olivia mit kühlem Gleichmut. »Eichhornfrau hatte einen Traum. Sie weiß.«
»Was weiß sie?« fragte Danaher.
»Sie weiß.« Krummer Stab hob eine schwarze Augenbraue, und Olivia war der Meinung, die Rolle des geheimnisvollen Propheten bereite ihm sichtliches Vergnügen.
»Wenn sie so viel weiß«, entgegnete sie, stemmte die Hände in die Hüften und schaute Krummer Stab spöttisch an, »kann sie mir auch sagen, wann dieser verdammte Weg nach Elkhorn wieder frei ist.«
Krummer Stab schüttelte den Kopf. »Großmaulfrau setzt Fuß auf falschen Weg.«
»Ich setze meinen Fuß auf jeden Weg, der mich nach Elkhorn führt.«
»Es ist sinnlos, sich mit ihr zu streiten, Krummer Stab. Du ziehst den kürzeren.«
Danaher machte eine Kopfbewegung zu dem Indianerpony, das geduldig mit dem Hirsch auf dem Rücken wartete. »Kümmern wir uns ums Fleisch. Doc, Sie könnten mit den Mädchen etwas zu Essen für Krummer Stab machen.«
Als Olivia und die Zwillinge in der Hütte verschwunden waren, wandte er sich an Krummer Stab. »Du bist zur richtigen Zeit gekommen, Bruder.«
Krummer Stab grinste. »Brauchst du Hilfe mit neuer Frau?«
»Bei dieser Frau ist alle Hilfe vergebens.« Gabe verzog das Gesicht. »Na ja, das stimmt nicht ganz. Sie ist eine gute Frau. Sie ist eine verdammt gute Frau, aber sie paßt hierher wie ein viereckiger Pfosten in ein rundes Loch. Sie muß zurück zu ihren Leuten.«
»Weg nicht frei.«
»Hast du nachgesehen?«
»Nein. Aber ich weiß.«
»Nichts weißt du. Seit einer Woche scheint die Sonne. Der Bach hat sich möglicherweise durch die Lawine gefressen. Ich nehme sie mit mir den Berg hinunter und sehe selbst nach.«
Danaher befestigte ein Seil um die Hinterläufe des Hirschen.
»Großmaulfrau schwierig für Pferdegänger«, bemerkte Krummer Stab mit einem listigen Blick. »Mannesteil steht aufrecht wie brennender Baum.« Er kicherte. »Frau nicht bereit zum Feuerlöschen, was?«
»Verdammt, Krummer Stab, deine Gedanken sind schmutzig wie die Abwasserkanäle in New York.«
»Ich kenne Abwasserkanäle in New York nicht. Aber ich kenne Frauen. Eichhornfrau hat recht. Du hast deine Schnauze ständig am Hintern dieser
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