Die Mehrbegabten
soll die Landung auf dem Times Square erfolgen. Sie müssen ihn von der Polizei räumen lassen, das ist unabdingbar.«
»Wenn er nun keinen Platz zum Landen hat, außer auf den Köpfen seiner Anhänger?« fragte Grem gereizt. »Sie wissen, daß er kommt, sie wissen, daß er mit den Bremsraketen herunterkommt. Wenn sie einfach zu blöd sind – «
»Wenn Sie mich konsultieren, müssen Sie genau das tun, was ich sage«, erwiderte Amos Ild. »Sie ziehen keine anderen Berater hinzu, hören keine anderen Meinungen. Ich werde praktisch die Regierung sein, bis die Krise überwunden ist, aber jede Verfügung trägt natürlich Ihre Unterschrift. Vor allem wünsche ich nicht, daß Sie Polizeidirektor Barnes zu Rate ziehen. Und zweitens sollen Sie sich nicht mit dem Sonderausschuß beraten. Ich bleibe rund um die Uhr bei Ihnen, bis das vorbei ist. Ich sehe, daß Sie meine fehlenden Lider bemerken. Ja, ich nehme Zaramidsulfat. Ich schlafe nie – ich kann es mir nicht leisten. Es gibt zu viel zu tun. Sie werden auch nicht den Rat anderer Leute einholen, wie Sie es gewöhnlich tun. Ich bin der einzige, der Sie berät, und wenn das nicht genehm ist, kehre ich zum Großen Ohr zurück.«
»Jesus«, sagte Grem laut. Er suchte in Amos Ilds Gehirn nach zusätzlichen Informationen. Seine innersten Gedanken entsprachen dem, was er sagte. Ilds Gehirn arbeitete offenkundig nicht wie das anderer Leute, die das eine sagten und das andere dachten.
Dann kam ihm selbst ein Gedanke, etwas, das Ild übersehen hatte. Ild würde sein Berater sein, aber er hatte nicht zur Bedingung gemacht, daß sein Rat auch befolgt werden mußte. Grem war lediglich verpflichtet, sich ihn anzuhören.
»Ich habe aufgezeichnet, was Sie gerade gesagt haben«, erklärte er Ild. »Was wir beide gesagt haben. Mündliches Beeiden ist juristisch gültig, siehe Cobbs gegen Blaine. Ich beeide hiermit, daß ich tun werde, was Sie sagen. Und Sie beeiden, daß Sie mir Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenken. Während der Krise gibt es für Sie keinen anderen Auftraggeber als mich. Einverstanden?«
»Einverstanden«, antwortete Ild. »Geben Sie mir alle Informationen, die Sie über Provoni besitzen. Biographisches Material, Arbeiten in der Oberschule, Zeitungsartikel. Ich möchte, daß mir alle Nachrichten übermittelt werden, sobald die Medien sie erhalten. Sie geben sie mir durch, und ich entscheide, ob sie veröffentlicht werden sollen.«
»Aber das können Sie nicht verhindern«, sagte Grem. »Denn er übernimmt die Kanäle, er – «
»Das weiß ich. Ich meine, alle Nachrichten zusätzlich zu den direkten Reden Provonis im Fernsehen.« Ild überlegte. »Bitte, lassen Sie von Ihren Technikern Provonis Sendung abspielen. Ich möchte sie sofort sehen.«
Kurze Zeit später blendete an einer Wand des Zimmers Licht auf, das Rauschen von Statik ertönte… und dann wurde die Leere auf dem Schirm von Provonis erschöpftem Gesicht abgelöst.
»Ich bin Thors Provoni«, verkündete es. »Ich lebe in einem intelligenten Organismus, der mich nicht absorbiert hat, sondern mich beschützt, so wie er Sie bald beschützen wird. In ungefähr zweiunddreißig Stunden wird sich sein Schutz auch auf die Erde erstrecken, und es wird dort keinen Krieg mehr geben. Bis jetzt hat unser Raketenschirm über siebzig verschiedene Typen von Geschossen abgewehrt. Der Körper meines Freundes umgibt das ganze Schiff, und er« – er machte eine erschöpfte Pause – »er wird damit fertig.«
»Das ist sicher wahr«, sagte Grem laut.
»Fürchten Sie keine physische Konfrontation«, sagte Provoni. »Wir werden niemandem etwas tun, und niemand kann uns etwas tun. Ich werde« – er keuchte vor Erschöpfung, die Augen starr nach vorn gerichtet – »später mit Ihnen sprechen.« Das Videobild verschwand.
Amos Ild kratzte sich an seiner langen Nase und sagte: »Die lange Weltraumreise hat ihn fast das Leben gekostet. Wahrscheinlich erhält ihn das Wesen am Leben; ohne es würde er sterben. Vielleicht erwartet er, daß Cordon Reden hält. Wissen Sie, ob er von Cordons Tod etwas ahnt?«
»Er könnte eine Nachrichtensendung abgehört haben«, gab Grem zu.
»Die Beseitigung Cordons war gut«, meinte Ild. »Auch das Öffnen der Lager und die Generalamnestie. Die Alten Menschen verschätzten sich dadurch. Sie glaubten, etwas gewonnen zu haben, aber der Tod Cordons wiegt die Öffnung der Lager bei weitem auf.«
»Glauben Sie, das fremde Wesen ist eines von den Dingen, die wie Spinnen auf deinem Nacken
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