Die Mehrbegabten
etwas?«
»Der Mann ist eine Show-Figur«, sagte Ild. »Wie viele Alte Menschen, die intelligent sind, aber nicht intelligent genug für den Staatsdienst. Er ist ein Hochstapler.« Er warf die Zusammenfassung auf den Tisch und griff nach dem Packen Papier. Er las mit phantastischer Geschwindigkeit. Plötzlich runzelte er die Stirn. Wieder schwankte der große, eiförmige Schädel, und Ild stützte ihn.
»Was ist?« fragte Grem.
»Ein kleiner Vermerk. Klein?« Ild lachte. »Provoni hat öffentliche Untersuchungen und Prüfungen verweigert. Es gibt keine Angaben darüber, daß er je die Staatsdienstprüfung gemacht hat.«
»Na und?« fragte Grem.
»Ich weiß nicht«, sagte Ild. »Vielleicht wußte er, daß er durchfallen würde. Oder vielleicht wußte er auch, daß er die Prüfung bestehen würde. Vielleicht ist er ein Neuer Mensch.« Er sah Grem an. »Aber wir können es nicht sagen.« Er hob den Packen Papier zornig hoch. »Hier steht nichts. Der Vermerk fehlt einfach. Keine Unterlagen über eine Prüfung.«
»Aber die Pflichtprüfungen«, sagte Grem.
»Was?« Ild starrte ihn an.
»In der Schule. Da gibt es Pflichtprüfungen, Intelligenztests und Eignungstests, alle vier Jahre oder so, vom dritten Lebensjahr an.«
»Nicht dabei.«
»Wenn sie nicht dabei sind, muß Provoni oder sonst jemand, sie entfernt ha ben.«
»Aha«, sagte Ild.
»Wollen Sie Ihre Voraussage zurückziehen?« erkundigte sich Grem schroff.
Nach einer Pause sagte Amos Ild mit leiser, beherrschter Stimme: »Ja.«
22
»Zum Teufel mit den Behörden«, sagte Charlotte Boyer. »Wenn er landet, bin ich am Times Square.« Sie schaute auf die Uhr. »In zwei Stunden.«
»Das geht nicht«, meinte Nick. »Militär und ÖSD – «
»Ich habe den Sprecher gehört, genau wie Sie«, sagte Charley. »›Eine dichte, unübersehbare Masse von Alten Menschen, vielleicht in die Millionen gehend, hat sich dem Times Square genähert‹, und – Moment, wie hat er sich ausgedrückt? ›Und zu ihrem eigenen Schutz werden sie von Ballonkoptern an sichere Plätze gebracht.‹ Wie nach Idaho. Haben Sie gewußt, daß man in Boise in Idaho nicht chinesisch essen kann?« Sie stand auf und ging im Zimmer hin und her. »Tut mir leid«, sagte sie zu Ed Woodman, dem Eigentümer der Wohnung, in der sie und Nick sich aufhielten. »Was sagen Sie?«
»Werfen Sie einen Blick auf den Bildschirm«, erwiderte Ed Woodman. »Sie treiben alle in der Nähe des Times Square in die gottverdammten Riesentransporter und fliegen sie aus der Stadt hinaus.«
»Aber immer mehr Leute kommen nach«, sagte seine Frau Elka. »Sie geraten schon ins Hintertreffen. Es kommen mehr Leute, als sie fortschaffen können.«
»Ich will hingehen«, erklärte Charley.
»Gucken Sie im Fernsehen zu«, sagte Ed. Er war ein älterer Mann, Anfang vierzig, stämmig, gutmütig, aber sehr wach. Nick fand seine Ratschläge beherzigenswert.
Der Sprecher im Fernsehen sagte: »Gerüchte, daß das größte Lasergeschütz im Osten der Vereinigten Staaten aus Baltimore hierhergebracht und am Times Square aufgestellt worden sei, scheinen zuzutreffen. Gegen zehn Uhr vormittags Ortszeit wurde ein großes Objekt, das nach Aussagen von Beobachtern wie ein komplettes Lasersystem aussah, auf dem Dach des Shafter-Gebäudes gelandet, über dem Times Square. Wenn, und ich wiederhole, wenn die Behörden einen sehr starken Laserstrahl gegen Provoni oder Provonis Schiff einsetzen wollen, wäre das sicher die Stelle, wo man das Geschütz am sinnvollsten aufstellen müßte.«
»Sie können mich nicht daran hindern, daß ich hingehe«, meinte Charley.
Ed Woodman drehte sich mit dem Sessel herum und sagte: »Doch können sie das. Sie setzen Betäubungsgas ein. Sie versetzen alle in Bewußtlosigkeit und schaufeln sie dann in die Großtransporter wie Rinderhälften.«
»Der Augenblick der Konfrontation wird zweifellos kommen«, sagte der Fernsehsprecher, »wenn Thors Provoni nach der Landung das Schiff verläßt und sich einem, wie er wohl erwartet, ihn bewundernden Publikum zeigt. Er wird vermutlich sehr betroffen sein, nichts vorzufinden außer Polizei- und Militärbarrikaden.« Der Sprecher lächelte liebenswürdig. »Ich gebe weiter an Sie, Bob.«
»Ja«, sagte Bob Grizwald, sein Kollege, »Provoni steht eine Enttäuschung bevor. Niemand, ich wiederhole, niemand wird an sein Schiff herangelassen.«
»Das Lasergeschütz auf dem Dach des Shafter-Gebäudes wird ihn vielleicht begrüßen«, sagte der erste Sprecher. Nick
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