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Die Meister der Am'churi (German Edition)

Die Meister der Am'churi (German Edition)

Titel: Die Meister der Am'churi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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erzählen, damit du keine Albträume leiden musst.“ Sie tätschelte ihm den Arm, brachte sich dann gerade noch in Sicherheit, als er versuchte sie zu packen. „Friede, großes Brüderchen!“
    „Sieh dich vor, sonst braucht es keine Finsterdämonen, um dir Albträume zu bescheren!“, grollte Jivvin, doch er konnte sich das Grinsen nicht gänzlich verkneifen.
    „Lass gut sein.“ Sie seufzte und zog die Beine an den Körper. Die unbewusste Anmut, mit der sie auf diesem schmalen Ast saß, erinnerte mehr an eine Katze denn an einen Wolf. Jivvin spürte, dass auch sie von zu vielen Dingen von ihrem Rudel getrennt wurde, um jemals wirklich ein Teil von ihm sein zu können.
    „Du kannst deine Freunde beruhigen. Ich kann nicht für alle Wolfswandler sprechen, aber die meisten sorgen schon dafür, dass sie zumindest mit ihrem Partner zusammenpassen.“ Sie verzog angewidert das Gesicht. „Die Vorstellung, dass sich Wolf und Mensch auf diese Weise … Es ist traurig, Jivvin. Traurig, dass wir alle von Göttern erwählt wurden und darum von normalen Menschen gemieden und gefürchtet werden. Traurig, dass wir uns untereinander meiden und fürchten müssen. So etwas hier, Am’churi und Muriakinder, die für ein gemeinsames Ziel kämpfen, hat es nie zuvor gegeben, oder?“
    „Ich weiß, was du meinst.“ Er unterdrückte den Impuls, ihr einen Arm um die Schulter zu legen. „Und ja, es wäre friedlicher, wenn es keine Unterschiede oder Misstrauen zwischen uns Götterkindern gäbe. Aber wir wurden nicht erwählt, um Frieden auf Aru zu garantieren, nicht wahr? Wir sind Spielfiguren der Mächtigen, sonst nichts.“
    Eine Weile hockten sie schweigend nebeneinander und beobachteten, wie sich immer mehr Spannung zwischen den beiden Gruppen aufbaute.
    „Was erzählen sich Wolfswandler eigentlich über uns Am’churi?“, fragte Jivvin schließlich und grinste, als er sah, wie nun Lynea verlegen errötete.
    „Genauso abartige und hässliche Dinge wie umgekehrt“, murmelte sie. „Darüber, dass ihr euch auf solch unterschiedliche Weise verwandelt – manche zu geflügelten Drachen-Menschen, die meisten zu Halbdrachen auf Menschenbeinen. Darüber, dass Am’chur keine Frauen erwählt …“
    „Menschen sind wohl überall und zu allen Zeiten gleich, wie es scheint.“ Jivvin seufzte tief.
    „Es sind die Feinheiten, die den Unterschied ausmachen. Wenn wir wirklich alle genau gleich wären, hätten die Götter uns doch längst aus Langeweile vernichtet, meinst du nicht?“
    Lynea boxte ihm heftig gegen die Schulter. „Komm, lass uns zu ihnen gehen. Brynn wird unruhig, und dein Freund blickt auch schon die ganze Zeit hoch zu uns.“
    „Was ist mit ihm? Warum ist er so wütend?“, fragte Jivvin.
    „Brynn? Er hasst euch Am’churi. Warum, wird er vielleicht selbst eines Tages erzählen … Normalerweise ist er ein sehr beherrschter, zuverlässiger Wolf. Nun, kommst du jetzt?“ Ohne auf seine Antwort zu warten, sprang sie in die Tiefe, schritt mitten durch die Gruppe der Am’churi, ohne sich mit ihrem Haar zu verhüllen, und setzte sich dann zu ihren Leuten. Jivvin blieb noch eine Weile oben im Baum und gab sich seiner Zerrissenheit hin. Es fühlte sich gut an, unterwegs zu sein, ein Ziel zu besitzen, eine Aufgabe, die dem Tag einen Sinn gab. Ihm wurde klar, dass es genau das gewesen war, was er in dem Winter an Ni’yos Seite vermisst hatte. Wenn Ni’yo nur bei ihm sein könnte, dann wäre alles vollkommen. Ohne ihn leben zu müssen, fühlte sich an, als wäre ihm eine Hand abgeschlagen worden. Oder vielmehr das Herz herausgerissen …
    Als Rufe im Lager laut wurden, sah er auf und musste grinsen: Lynea hatte einen Ringkampf mit einer Wölfin begonnen, beide in menschlicher Gestalt. Der Anblick der beiden nackten, äußerst wohlgeformten Kämpferinnen, die sich im Spiel vom Licht und Schatten des Feuers umklammerten, fortstießen, knurrend umkreisten, um sich einen Moment später wieder über den Boden zu rollen, war so fesselnd, dass selbst der Schattenelf auftauchte, um zuzusehen. Es war kein tödlicher Kampf, Lynea hätte schon innerhalb der ersten Minute Dutzende Gelegenheiten gehabt, die junge rothaarige Frau außer Gefecht zu setzen. Es war auch kein Auftakt zu einem Liebesspiel der besonderen Art, dafür gingen sie zu rau miteinander um. Wahrscheinlich wollte Lynea einfach nur allen Kriegern, egal welches Gottes Kind, ein kleines Spektakel bieten …
    Die andere Wölfin unterlag schließlich und bot demütig ihre

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