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Die Meisterin der schwarzen Kunst

Die Meisterin der schwarzen Kunst

Titel: Die Meisterin der schwarzen Kunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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    Zorn steuerte wieder auf den Münsterplatz zu, doch die Kathedrale war nicht sein Ziel. Er betrat die Apotheke «Zum goldenen Hirschen», ein prächtiges Patrizierhaus, das, wie David wusste, einem mit Zorn befreundeten Ratsmitglied gehörte. David war schon einige Male dort gewesen, um für die Werkstatt persische Tinte zu kaufen. Der Apotheker war bekannt für sein Geschick, Heilmittel auch nach arabischen Rezepten herzustellen.
    Im Verkaufsraum war es kühl und dunkel. David sog den Geruch auf; er mochte den Duft von herben Kräutern. Doch Jeremias Zorn ließ ihm wenig Zeit zu verweilen; mit raschen Schritten hielt er auf einen kirschroten Vorhang zu, teilte ihn und forderte David mit einer verschwörerischen Handbewegung auf einzutreten. Der Ratsherr schien im Haus des Apothekers ein und aus zu gehen, wie es ihm beliebte.
    «Nun komm schon, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.»
    «Das trifft sich gut, Herr, denn auch meine Zeit ist begrenzt.» David warf einen Blick auf die mit farbenfrohen Flüssigkeiten und Kristallen gefüllten Glaskolben, die auf mannshohen Regalen standen. Zeichnungen mit seltsamen Formeln und Symbolen hingen an den Wänden, Bücher lagen hoch aufgestapelt herum. Unter anderen Umständen hätte David gern eine Weile hier verbracht, um sich die Kammer des Apothekers genauer anzuschauen, doch inzwischen empfand er nur noch Unbehagen und wünschte sich, dem Ratsherrn nicht in die Arme gelaufen zu sein. Er war doch nur einfacher Geselle, mittellos und nicht in der Lage, Geschäfte für seinen Meister zu tätigen. Als Vertreter der Stadt musste Jeremias Zorn das wissen. Dennoch wollte er seinen Vorschlag ihm und keinem anderen unterbreiten.
    «Willst du dich nicht setzen?» Jeremias Zorn deutete auf einen Stuhl, auf dem ein zerschlissenes Polsterkissen lag, aber David schüttelte den Kopf.
    «Also schön, ich möchte dich nicht überrumpeln. Du scheinst ein kluger Kopf zu sein, der aber ganz im Schatten seines älteren Bruders steht. Ich beobachte euch beide schon eine ganze Weile. Laurenz Schlüssel mag ein hervorragender Drucker sein und die Geschäfte seines Meisters zu dessen Zufriedenheit führen, aber darüber hinaus interessieren ihn nur Würfel und Weiber. Jawohl, ich habe Erkundigungen über euch eingeholt. Ihr entstammt einer achtbaren Familie, doch ihr seid Waisen und habt bis zur Mündigkeit deines Bruders unter der Vormundschaft der Stadt gelebt. Beide habt ihr das Druckerhandwerk erlernt und wurdet anno 1605 von Meister Carolus angestellt, der selbst nie den Meisterbrief der Druckerzunft erworben hat.»
    «Carolus ist Sohn des Pfarrers von Jung St. Peter und gelernter Buchbinder, aber die Druckerei in der Kruggasse gehört ihm», sagte David. Er war schockiert darüber, wie genau sich der Ratsherr mit seinen Lebensumständen beschäftigt hatte.
    «Es wird schwierig für Carolus, das Geld für seine Kuriere aufzubringen. Ich würde vorschlagen, ihr errichtet in den betreffenden Städten Kontore mit zuverlässigen Mitarbeitern, deren Aufgabe es sein wird, wöchentlich Nachrichten zu sammeln, um sie an die Kuriere zu übergeben. So verlieren diese keine Zeit damit, durch die Stadt zu streifen und an Türen zu klopfen.»
    David runzelte die Stirn. «Aber es gibt doch bereits Postmeister. Hat nicht das Haus von Taxis ein kaiserliches Privileg, Nachrichten zu befördern?»
    «Sich mit den kaiserlichen Postmeistern einzulassen, wäre reiner Selbstmord», rief Jeremias Zorn. Es klang erschrocken, als habe David in ein Wespennest gestochen. «Die kaiserlichen Postreiter sind bereits viel zu mächtig für euch und würden euch zerquetschen wie eine Weintraube, müssten sie befürchten, dass ihr ihnen in die Quere kommt. Es ist bereits vorgekommen, dass sich die Taxis sogar gegenseitig Privilegien abjagten. Der alte Leonard Taxis hat beispielsweise seinen Sohn an Kaiser Rudolfs Hof geschickt. Dort sollte er um die Konzession einer enteigneten Posthalterfamilie bitten. Und was geschah? Der missratene Sprössling erbat und bekam das Privileg. Aber er behielt es für sich, während sein alter Herr das Nachsehen hatte.»
    David hob beeindruckt die Augenbrauen. Er hatte zwar schon davon gehört, dass das Postgeschäft kein Zuckerschlecken war, aber so richtig bewusst wurde ihm die Gefahr, der sich Carolus mit seinem Unternehmen aussetzte, erst jetzt. Nachdenklich blickte er den jungen Ratsherrn an. Zorn war nicht nur wohlhabend und einflussreich, sondern auch bestens informiert. Meister

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