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Die Melodie des Todes (German Edition)

Die Melodie des Todes (German Edition)

Titel: Die Melodie des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørgen Brekke
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Winter zu tun, und dass er jetzt langsam in Gang kommen musste, bevor es zu spät war. Sein Kollege war zwei Jahre jün ger als er, näherte sich also auch der Sechzig. Singsaker wäre von sich aus niemals auf die Idee gekommen, im Winter zu baden, und je nachdem, ob sie das wöchentliche Bad vor oder hinter sich hatten, lobte oder verfluchte er seinen Freund für diesen Wahnsinn.
    Er rubbelte sich fest mit dem Handtuch ab und spürte, wie das Gefühl in seine Haut zurückkehrte. Nach einer Weile wickelte er sich in das Handtuch ein, und gemeinsam gingen die beiden älteren Polizisten zur Garderobe. Singsaker, der nie trainierte und auch nur im Wald spazieren ging, wenn Jensen ihn ein seltenes Mal überreden konnte, mit auf die Jagd zu gehen, war groß und hager. Der Naturmensch Jensen hingegen wurde seine rundliche Statur einfach nicht los, egal wie viele Heidehügel er im Laufe eines Herbstes hinter sich ließ.
    Während sie sich in der Garderobe des Trondheimer Freiluft-Schwimmverbandes anzogen, dachte er, wie gut jetzt ein Saunagang täte. Aber Jensen gehörte zu den Konservativen des Verbandes, die sich eher an der Garderobe festketten würden, als den Bau eines solches Undings zuzulassen, darum sagte Singsaker nichts.
    Nach dem Baden schloss Singsaker die Tür des Freibades ab. Er hatte erst nach Wochen verstanden, warum sein Freund ihm den einzigen Schlüssel des Bades anvertraut hatte, dann aber realisiert, was für ein kluger Schachzug das gewesen war. Da er den Schlüssel hatte, konnte er sich nicht mit irgendwelchen fa den Ausflüchten vor ihrer wöchentlichen Verabredung drücken, weil ohne ihn auch Jensen nicht schwimmen gehen konnte .
    Sie gingen zusammen vom St.-Olavs-Pier zur Gryta 4, wo das Präsidium lag. Jensen musste zum Dienst, während Sing saker freihatte. Er beneidete seinen Kollegen nicht, denn die Stimmung im Dezernat war in den letzten Tagen mehr als gedrückt gewesen. Grongstad hatte mit seiner Befürchtung, dass sie am Fundort kaum Spuren finden würden, leider recht gehabt. Es war kein organisches Material vom Täter gefunden worden, weshalb sie seine DNA nicht feststellen konnten. Fußspuren hatte der dicht fallende Schnee effektiv unter sich begraben und wegen des kalten, miesen Wetters war der Täter vermutlich warm eingepackt gewesen und hatte mit Sicherheit Handschuhe getragen. Auf der Spieldose war nicht einmal der Teil eines Fingerabdrucks gefunden worden. Die traurige Wahrheit war, dass sie so gut wie keine Spur hatten.
    Dr. Kittelsen war in seinem endgültigen Obduktionsbe richt zu dem Schluss gekommen, dass das Opfer außergewöhn lich grober Gewalt in Form von Schlägen und Tritten ausgesetzt war, wobei die eigentliche Todesursache aber der Schnitt durch die Kehle war.
    Singsaker schlenderte weiter über die Kjøpmannsgata und ging über die Bybrua hinüber ins Bakklandet-Viertel. Er spazierte gerne durch die Stadt.
    Ein Mann aus Bergen, der ein paar Jahre bei ihnen im Präsidium gewesen war, hatte ihm einmal gesagt, die Bergener wären patriotisch, während die Trønder allen Grund dazu hätten. Vielleicht hatte der Mann sich bei ihm nur einschmeicheln wollen, aber recht hatte er. Trøndelag gehörte zum Besten, was Fußball, Ski, Musik oder Wissenschaft zu bieten hatten, oder wenn es darum ging, Norweger zu sein. Die Trønder waren Menschen, die ihre Träume in die Tat umsetzten. Aber Sing saker war Mordermittler und wusste, dass die Albträume der Menschen hier genauso schlimm waren wie an anderen Orten und dass sie hier wie dort manchmal wahr wurden. Aber er mochte seine Stadt in guten wie in schlechten Tagen, und an klaren Wintermorgen wie diesem fühlte es sich an, als wäre dies der einzige wahre Fleck auf Erden.
    Er erreichte schließlich Bakklandets Skydsstation, eine windschiefe Kneipe, die jeden Augenblick auf die Straße zu kippen drohte, und setzte sich an seinen Stammtisch am Eingang. In seiner ersten Ehe war er nicht oft ausgegangen, aber seit Felicia in sein Leben getreten war, hatte er das Gefühl, sie hin und wieder zum Essen ausführen zu müssen. In diesem Zusammenhang hatte er entdeckt, dass sie in Bakklandets Skydsstation einen ausgezeichneten Heringsteller mit frisch gebackenem dänischem Roggenbrot servierten. Seither kam er an jedem Freitag her, häufig ohne Felicia. Er hatte inzwischen sogar einen festen Platz und der Kellner nickte ihm zu, wenn er Platz nahm.
    Er bestellte das Übliche und blätterte beim Warten durch die Zeitung, die vor ihm auf dem

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