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Die Melodie des Todes (German Edition)

Die Melodie des Todes (German Edition)

Titel: Die Melodie des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørgen Brekke
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Spielmann aufgetreten sein, stimmt das?«
    »Wir hatten einen Spielmann hier, ja. Ob er Schwede war, weiß ich wirklich nicht mehr. Er ist einmal im Herrschaftshaus aufgetreten und hat die restlichen Abende hier im Wirtshaus gespielt.«
    »War er danach noch einmal hier?«
    »Nein, warum sollte er? Ich muss schon sagen, Ihr enttäuscht mich, Polizeimeister Bayer. Stellt Euer Auftauchen hier als freundschaftlichen Besuch dar, während Ihr in Wirklichkeit ge kommen seid, um in privaten Sachen zu wühlen. Ich verlange, dass Ihr mir auf der Stelle verratet, was es mit dieser Sache auf sich hat.«
    »Gut«, sagte Bayer und trank einen großen Schluck Bier. »Der schwedische Spielmann ist gestern Morgen tot in der Stadt aufgefunden worden. Ich dachte, Ihr hättet davon gehört.«
    »Nein, Ihr wisst doch, wie langsam sich die Neuigkeiten auf dem Land verbreiten. Aber warum wollt Ihr mit mir über diesen Mann sprechen?« Wessel machte noch immer ein strenges Gesicht.
    »Eure Frage ist berechtigt. Aber wie es aussieht, wissen wir über diesen Mann nicht mehr, als dass er im März hier bei Euch aufgetreten ist. In der Zeit danach war er wohl vor allem in den Wirtshäusern der Stadt, wo er sich dem Würfelspiel ge widmet hat. Wobei er nicht viele Leute kennengelernt hat. Kurz geasgt, dieser Mann gibt uns Rätsel auf.«
    »Es würde mich freuen, wenn ich Euch helfen könnte«, sagte Wessel deutlich entspannter. »Aber der, der uns aufgespielt hat, kam, spielte und ging nach einigen Tagen wieder seines Weges.«
    Beide verstummten und widmeten sich dem Brot.
    Dann sagte Bayer: »Hat er gut gespielt?«
    Wessels Gesicht wurde wieder hart.
    »Das müsst Ihr meine Frau fragen, ich verstehe mich nicht auf die Musik.«
    Nach dem Essen bedankte sich Bayer und bekam sein Pferd gesattelt. Wessel war auf den Hofplatz gekommen, um ihn zu verabschieden.
    Bayer begann das schwierige Unterfangen, auf sein Pferd zu steigen. Für einen Mann seines Umfangs bedeutete das Schwerstarbeit, die kaum mehrmals am Tage zu verkraften war, und nach dem langen Weg, den er schon in den Knochen hatte, waren seine Kräfte bald aufgebraucht.
    »Seid Ihr sicher, dass ich nicht einen meiner Leute bitten soll, Euch zurück in die Stadt zu segeln? Ich bin sicher, dass auf meinem neuen Boot, das unten in der Bucht liegt, sowohl Ihr als auch Euer Pferd Platz finden solltet.«
    Wessel sah ihn mit schlecht verhohlener Schadenfreude an. Aber Bukkephallos kannte seinen Herrn gut und war überdies ein sehr geduldiges Pferd, sodass es dem Polizeimeister schließlich doch gelang, sich in den Sattel zu hieven. Er lehnte das Angebot, mit dem Boot chauffiert zu werden, ab und fragte sich im Stillen, ob Wessel ihn oder das Pferd als zu gewichtig für das Boot erachtete. Dann stellte er noch eine letzte Frage.
    »Habt Ihr in der letzten Zeit möglicherweise noch andere Schweden hier in der Gegend getroffen?«
    Der Polizeimeister blieb sitzen und zählte. Wessel blinzelte ganze vier Mal, ehe er antwortete.
    »Nein, warum sollte ich? Es ist doch kein Krieg.«
    »Nein, Tordenskjolds Zeit ist längst vorbei«, sagte Bayer mit einer kryptischen Andeutung auf Wessels Vorfahren und früheren Besitzer des Guts Ringve.
    Dann kam ihm in den Sinn, dass Tordenskjold als junger Mann von zu Hause ausgerissen sein sollte. Gleichzeitig erinnerte er sich, dass auch der Korvettenkapitän einen Sohn in jungem Alter verloren hatte. Sie hatten auf dem Weg nach Kopenhagen Schiffbruch erlitten und der Junge war dabei ertrunken.
    Er ritt, angefüllt mit echtem Mitleid, vom Gut Ringve. Wir haben alle unsere Last zu tragen, dachte er.
    Es wurde Abend, bis er wieder zu Hause war. Er war todmüde, und nachdem er das Pferd in den Stall gebracht hatte, wäre er am liebsten direkt ins Bett gefallen, entschloss sich dann aber doch, noch einmal kurz in sein Dienstzimmer zu gehen. Im Halbdunkel wartete sein Gehilfe Torp auf ihn.
    »Was tut Ihr denn hier zu dieser Zeit des Tages?«, fragte Bayer erschrocken.
    »Ich warte schon den ganzen Tag auf Euch«, antwortete Torp. »Es geht um den Leichnam. Diesen schwedischen Spielmann, den wir gestern in die Hospitalkirche gebracht haben. Der Pastor kam gleich nach Eurem Aufbruch heute Morgen hierher. Der Leichnam ist aus der Kirche gestohlen worden.«

17
    E in Glas knallte gegen den Oberschrank in der Küche und zersplitterte. Die meisten Scherben fielen ins Spülbecken, der Rest landete auf der Arbeitsplatte und auf dem Boden. Das nächste Glas traf etwa an der gleichen

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