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Die Melodie des Todes (German Edition)

Die Melodie des Todes (German Edition)

Titel: Die Melodie des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørgen Brekke
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ließ. Verzweifelt strampelte sie mit den Beinen, um Halt zu finden und rutschte zurück in den Raum. Sie landete auf dem umgekippten Eimer, der unter ihrem Gewicht zerbrach.
    Am liebsten hätte sie laut aufgeschrien, fürchtete aber, dass er das hören würde. Er war auf dem Weg ins Haus. Ihre einzige Chance war vertan.
    Sie stand von dem stinkenden, dreckigen Kellerboden auf und nahm das Stück Seil, das neben ihr lag. Steif und mit schmerzenden Gliedern schlich sie in die Ecke hinter der Tür, ohne zu bedenken, dass sie dort den Eimer ausgekippt hatte. An die Wand gelehnt, blieb sie lauschend stehen und wartete. Er kramte oben hektisch herum. Dann wurde es still. Sie atmete schwer und hoffte, dass er noch länger oben blieb. Vielleicht verließ er das Haus ja auch wieder. Wenn er zu ihr nach unten kam, würde er ihren Fluchtversuch sofort bemerken. Ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Gab es noch eine andere Möglichkeit, nach oben ans Fenster zu kommen, als den kaputten Eimer? Sie hatte nur die Kleider, die sie trug und ihre Stiefel. Vielleicht wenn sie alles auszog und damit eine Kugel formte? Nein, das würde nicht reichen. Sie ging ans Fenster und sprang hoch. Es gelang ihr auch tatsächlich, den Fenster rahmen zu packen, aber als sie sich in den Tunnel hineinschieben wollte, verlor sie den Halt und rutschte zurück. Ohne Stütze für die Füße war das ein aussichtsloses Unterfangen. Trotzdem ver suchte sie es wieder und wieder.
    Nach dem fünften Versuch hörte sie ihn oben herumlaufen, dann seine Schritte auf der Kellertreppe.
    Jetzt kommt er, um mich zu töten, dachte sie. Wenn er das kaputte Fenster sieht, ist alles aus. Aber vielleicht bleibt er ja vor der Tür stehen und zieht nur die Spieldose auf?
    Sie stellte sich erneut hinter der Tür auf. Wenn er zu ihr reinkam, hatte sie nur eine einzige Chance, ihn irgendwie zu übermannen.
    Er war jetzt draußen vor der Tür, zog die Spieldose aber nicht auf. Stattdessen begann er zu reden. Es war das erste Mal, dass er durch die Tür zu ihr sprach.
    »Ich habe deine Eltern besucht«, sagte er. »Ich hielt es für richtig, sie die Melodie hören zu lassen. Sie sollen wissen, dass ich dich für etwas Schönes opfere, etwas Einzigartiges. Aber sie haben die Musik nicht zu schätzen gewusst. Vielleicht spielt das aber auch gar keine Rolle. Wichtig ist nur, was ich von ihnen halte. Was macht man mit Menschen, die auf einen schießen? Soll man sich rächen? Wenn ich das nur wüsste. Ich wollte nur, dass du weißt, dass ich da war. Ich stelle mir vor, dass dich das noch stärker motiviert. Und wenn du gut genug singst, werde ich all meine Rachegedanken vergessen. Da bin ich mir fast sicher.«
    Ihre Hände zitterten vor Angst und Wut, trotzdem gelang es ihr, den Mund zu halten. Er durfte nicht wissen, dass sie sich den Knebel abgenommen hatte.
    Dann sagte er, als wittere er ihre Angst: »Angst. Ich glaube, man muss dieses Lied mit Angst in der Stimme singen. Der Angst eines Menschen, der mutig ist und diese Angst fast vollständig verbergen kann. Ja, so muss man es singen, nicht wie Silje.«
    Natürlich hatte sie auch schon daran gedacht, trotzdem schlug ihr diese Bestätigung die Beine unter dem Körper weg und ihre Knie gaben nach. Mit aller Macht zwang sie sich, stehen zu blei ben. Er war es, der die Frau im Wald getötet hatte, über die sie in der Zeitung gelesen hatte.
    Ein leiser Seufzer kam über ihre Lippen.
    Auf der anderen Seite der Tür wurde es still. Hatte er sie gehört?
    Dann hörte sie, dass er den Schlüssel ins Schloss steckte, und gleich darauf ging die Tür auf. Sie stand so hinter der geöffneten Tür verborgen, dass der Raum für ihn leer aussah. Ver mutlich hatte er gleich das kaputte Fenster und den Tunnel ent deckt, den sie durch den Schnee gegraben hatte, jedenfalls hinkte er in zwei Sätzen zum Fenster und heulte wild.
    Das war ihre Chance. Vielleicht konnte sie durch die offene Tür entkommen und darauf hoffen, dass er sich nicht umdrehte. Sie müsste so schnell sein, dass er sie nicht packen konnte, bevor sie draußen war oder ihn zu Boden stoßen, bevor sie Reißaus nahm.
    Da bemerkte sie sein Bein.
    Er hatte das eine Hosenbein über dem Knie abgerissen und sich einen Verband gemacht, doch an mehreren Stellen presste bereits Blut durch den weißen Stoff.
    Sie machte einen Schritt nach vorn und zielte, trat zu und traf ihn genau an der Wunde. Er heulte auf, fasste sich ans Bein und ging in die Knie. Jetzt hatte sie ihn in der gewünschten

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