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Die Melodie des Todes (German Edition)

Die Melodie des Todes (German Edition)

Titel: Die Melodie des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørgen Brekke
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und über alles geredet hatten. Wie zu Beispiel darüber, dass er mit ihrer besten Freundin geschlafen hatte.
    Schließlich war es gekommen, wie es hatte kommen müssen. Die Wirklichkeit hatte sie eingeholt, und jetzt saß sie hier in diesem Hotelzimmer in einem fremden Land. Sie hatte ge glaubt, Freunde gefunden zu haben, hatte begonnen, sich zu Hause zu fühlen. Vielleicht war das der größte Fehler gewesen. Jetzt fühlte sie sich vollkommen leer.
    Sie ging ins Bad und fand ihre Kleidung. Bevor sie sich anzog, duschte sie. Das kalte Wasser tat ihr gut und sie spürte, dass ihre Gedanken klarer wurden. Angezogen ging sie zurück in das Zimmer und las die Hotelinformationen, die auf dem Tisch lagen. Sie war im Rica-Hell-Hotel.
    Über den Namen des kleinen Stadtteils in der Nähe des Flughafens hatte sie schon oft mit Odd gewitzelt: Hell. Einmal hatten sie sonntags hier gefrühstückt, als sie mit dem Auto un terwegs gewesen waren, und dabei das Plakat mit der englischen Aufschrift »Welcome to Hell« gesehen. Dieses Plakat war echt ein Brüller!
    Nun war sie also im Hotel Hell gelandet. Eine Sache hatte dieses Hotel mit der berühmten Namensschwester gemein. Es war kein Ort, der zum Bleiben einlud. Andererseits gab es aber auch einen wesentlichen Unterschied. Es gab einen Flughafen mit einem Abflugterminal in der Nähe.
    Sie hatte kein Gepäck, aber dort, wohin sie wollte, brauchte sie das auch nicht. Geldbörse und Ausweis reichten ihr dafür. Sie checkte aus dem Hotel aus und ging die wenigen Schritte hinüber zum Flughafen Værnes.
    Kurze Zeit später hielt sie ein Flugticket in der Hand und fragte sich, ob auf der anderen Seite der Sicherheitskontrolle wohl irgendwo ein Bier aufzutreiben war.
    Lassen wir’s drauf ankommen, dachte sie. Das wird der Test.
    Sie dachte an den Keller ihrer Eltern in Richmond. Den Raum mit dem Tisch voller leerer Flaschen und Pillengläser, dem alten, zerschlissenen Sofa, dem Schimmel und den Kinder malereien an den Wänden. Dort unten im geheimen Clubraum ihrer Kindheit hatte sie sich mit Schnaps und Pillen beinahe umgebracht. Aber konnte man in so kurzer Zeit wirklich abhängig werden? Damals wollte sie nur sterben und keinen Rausch. Jetzt war das anders. Sie wollte das Leben nicht für im mer verlassen. Nur trinken, nicht mehr nachdenken, keine Ant worten auf die verfluchten Fragen suchen, die in ihrem Hirn herumgeisterten. Was machte sie hier? Liebte sie ihn wirklich? Würde sie jemals aus ihm schlau werden?
    Ein Gedanke ging ihr immer wieder durch den Kopf, vielleicht der, der sie am meisten quälte. Was, wenn er wirklich vergessen hatte, dass er mit Siri im Bett gewesen war und deshalb nichts gesagt hatte? Vielleicht war es ihm erst wieder eingefallen, als er von ihrer Schwangerschaft gehört hatte. Jemand, der eine derart umfassende Hirnoperation hinter sich hatte wie Odd, hatte selbstredend Gedächtnislücken. Und vielleicht hatte er ja noch mehr vergessen. Aber wenn er nicht wusste, wer er war, wie konnte er dann wissen, ob er sie wirklich liebte?

25
    S ingsaker trabte trübsinnig durch das Schneegestöber. Er war auf dem Weg vom Markvegen zum Präsidium und schickte Felicia immer wieder die gleiche SMS: Wo bist du? Willst du reden?
    Es war ihr gutes Recht zu reagieren, aber warum musste sie ausgerechnet verschwinden, wenn ein Psychopath in den Straßen sein Unwesen trieb? Wieder und wieder versuchte er sich zu sagen, dass Felicia eine taffe Frau mit Polizeiausbildung war, die wusste, wie man sich wehren konnte, und dass der Mörder keinen konkreten Grund hatte, ihr etwas anzutun. Trotzdem beruhigte ihn dieser Gedanke ein keiner Weise. Immerhin war der Verrückte auf ihrer Webseite gewesen.
    Er hatte oben bei den Edvardsens zugesehen, wie Grongstad den steifgefrorenen Bernhardiner in Plastikfolie gewickelt hatte. Grongstad tat so, als wäre der Fund des Hunds was Positives. Ein Geschenk voller frischer Spuren. Singsaker sah darin eher einen weiteren Verlust und fürchtete, dass die nächste heiße Spur die Leiche von Julie sein würde. Er hatte nicht gewusst, was er den Eltern sagen sollte, und deshalb Jensen reden lassen, der mit ihm dort gewesen war. Aber auch sein Kollege hatte Wortfindungsschwierigkeiten gehabt. Dieser Tag hatte wirklich denkbar schlecht begonnen. Zum allerersten Mal, seit er mit dem Eisbaden begonnen hatte, hatte er Lust auf einen kurzen Tauchgang. Ein Bad im Eiswasser käme jetzt gerade recht.
    Nach einer Weile wurden seine Gedanken über den toten

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