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Die Melodie des Todes (German Edition)

Die Melodie des Todes (German Edition)

Titel: Die Melodie des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørgen Brekke
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ob das Leben auf dem Spiel steht, als gäbe es nur noch dieses Lied, ohne Wenn und Aber. Mein Gott! Wie er sich danach sehnte, endlich zu schlafen! Zu schlafen und vielleicht zu träumen. Denn der Schlaf, der nach dem Lied kam, würde ihn mitnehmen aus der sterblichen Welt in das Reich der Träume, wo er endlich Frieden finden würde.
    Er ging in Annas Zimmer und küsste sie auf die Stirn.
    »Findest du es nicht zu kalt hier drinnen?«, flüsterte er leise, um sie nicht zu wecken. Sie schliefen schon lange nicht mehr im gleichen Zimmer. Sie wollte es immer so kalt haben. Zu kalt für ihn. Den ganzen Winter über hatte sie das Fenster auf Kipp und die Heizung war immer aus. Plötzlich ritt ihn der Teufel. Er schlich zur Heizung und drehte sie voll auf. Natürlich war das kindisch. Aber verdammt noch mal! Es war eiskalt hier drin nen und das Fenster war gekippt.
    Danach verließ er das Haus. Er räumte den Schnee von der Einfahrt und schüttete alles auf den großen Haufen, den er im Garten hinter der Garage gemacht hatte.
    Nachdem das erledigt war, fuhr er zurück in sein Haus in der Stadt.
    Zurück zu ihr.

27
    S iri Holm wachte allein in dem kleinen Kellerraum auf. Sie hatte wieder von Glöckchen geträumt, und der Kontrast zur Realität war groß. Sie hob den Kopf, und sah die Unordnung. Das also war Gunnar Bergs Spielzimmer – weit von zu Hause entfernt. Sie betastete die Beule an ihrem Kopf und der vergangene Abend kam ihr wieder in Erinnerung.
    Wenige Minuten, nachdem sie mit dem Hinterkopf gegen die Tischkante geschlagen war, war sie wieder zu sich gekommen. Er hatte mit einem Glas Wasser in der Hand vor ihr gestanden. Etwas davon hatte er ihr bereits ins Gesicht gegossen.
    »Sie sind auf einer Tube Kaviar ausgerutscht«, sagte er. »Die ist geplatzt und der Inhalt, na der ist glitschig. Ich habe versucht, Sie aufzufangen, bevor Sie gefallen sind. Ich habe Sie ja vor der Unordnung gewarnt. Auf der Arbeit und zu Hause bin ich der ordentlichste Mensch der Welt. Aber das hier, das ist so etwas wie mein dunkles Geheimnis. Wenn ich hier bin, habe ich keine Zeit aufzuräumen.«
    »Was zum Henker machen Sie hier?«
    »Ich baue ein Studio«, sagte er. »Ein paar Freunde von mir machen Volksmusik, und ich habe ihnen versprochen, ein anständiges Studio einzurichten, damit sie ihre Musik auch ein spielen können. Bevor ich mit dem Geschichtsstudium angefan gen habe, habe ich eine Elektrikerlehre gemacht. Das Projekt läuft schon Jahre. Ich habe ein altes Mischpult gekauft, das ich zu reparieren versuche.«
    In diesem Moment erkannte sie, wie sehr sie sich in ihm geirrt hatte. Er war nicht der knochentrockene Büromensch, für den sie ihn gehalten hatte, und sie dachte, dass sie ihn sehr mö gen würde. Ihr altes, nicht schwangeres Ich, hätte jetzt einen Plan entworfen, wie sie ihn verführen könnte. Aber das neue, schwan gere Ich ließ diesen Gedanken ruhen.
    Stattdessen diskutierten sie über Bänkellieder und Felicias Fall, der einiges mit dem Mordfall zu tun zu haben schien, der die ganze Stadt erschütterte. Endlich hatte sie ihn nach dem Po lizeibericht fragen können. Er wusste nicht viel darüber, hatte ihr aber einen Vorschlag gemacht. Einen genialen Vorschlag. Dieser Mann beeindruckte sie zutiefst. Er hatte seinen Laptop dabei, mit dem sie Zugang zu allen Datenbanken hatten, die sie brauchten.
    Sie hatten die halbe Nacht in seinem wunderbar unordentlichen Keller gehockt, dem halb fertigen Studio. Hatten sich Brote gemacht und die Geheimnisse der Bibliothek durchfors tet. Als sie schließlich auf einem zerschlissenen Sofa eingeschla fen war, war er nach Hause gefahren, sodass sie alleine war, als sie jetzt wach wurde. Sie wusste sofort, was sie zu tun hatte, und griff zum Handy.
    *
    Singsaker setzte sich ins Auto und redete sich ein, dass die drei Schnäpse, die er am frühen Morgen getrunken hatte, längst verbrannt waren und er guten Gewissens fahren konnte. In diesem Moment klingelte sein Handy.
    »Hallo, hier ist Siri.« Er war überrascht, wie sehr es ihn freute, ihre Stimme zu hören.
    »Hallo«, antwortete er knapp.
    »Ich habe versucht, Felicia anzurufen«, sagte sie. »Ihr Handy ist schon Ewigkeiten ausgeschaltet. Das sieht ihr gar nicht ähnlich. Aber jetzt will ich mit dir reden.«
    »Okay, lass hören.« Er war ganz bewusst wortkarg, weil er nicht sicher war, ob er es schaffen würde, ihr schon jetzt mehr zu sagen.
    Sie erzählte ihm von dem verschwundenen Polizeibericht.
    Für ihn passte das ins

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