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Die Melodie des Todes (German Edition)

Die Melodie des Todes (German Edition)

Titel: Die Melodie des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørgen Brekke
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auf etwas Glitschigem aus. Sie sah, dass Gunnar Berg auf sie zukam, als sie die Arme ausstreckte und nach hinten kippte, ihn über sich. Sie schlug mit dem Hinterkopf auf, und alles wurde schwarz.

22
    S ie lag auf dem Bauch und schlug mit beiden Fäusten auf die Matratze ein. Ihre Schenkel zitterten. Sie weinte.
    »Schhhh«, sagte er. »Da draußen sitzt ein Polizist.«
    Seine Worte ließen sie nur noch lauter heulen.
    »Ist mir doch egal!«, schrie sie und rief weiter unverständ liches Zeug.
    »Ruhig, immer mit der Ruhe, mein Mädchen«, sagte er und versuchte, ihr über die Haare zu streicheln, aber es half nichts. Sie hielt ihren Kopf nicht still. Er schlang beide Arme um ihren Körper und wiegte sie. Sie waren gegen elf ins Bett gegangen und vermutlich beide erst einmal eingeschlafen. Dann war sie aber aus einem Albtraum hochgeschreckt und hatte sich auf ihn gerollt. So etwas hatte er noch nie erlebt. Sie war wie ein Tier gewesen. Nur dass Tiere diese Art von Furcht und bodenloser Trauer nicht kannten. Elise Edvardsen sah keinen Grund mehr, irgendetwas zurück zu halten.
    Sie schrie noch zweimal laut und schrill und kratzte ihm über den Rücken. Dann beruhigte sie sich etwas und klammerte sich schluchzend an ihn.
    »Ich hätte Großmutter werden sollen«, schluchzte sie. »Und du Großvater. Wie grausam kann das Leben eigentlich sein?«
    Es war gerade einmal eine halbe Stunde her, dass Hauptkommissar Singsaker sie angerufen und informiert hatte.
    »Beruhige dich doch«, sagte er. »Es ist für uns beide gleich schlimm.«
    »Das weiß ich doch«, sagte sie. »Das weiß ich doch.«
    Er spürte, wie die Anspannung etwas aus ihrem Körper wich und sie immer langsamer atmete. Aber sie blieb auf ihm liegen. Weicher jetzt. Der Griff um seinen Rücken lockerte sich, aber sie ließ ihn nicht los, sondern begann ihn langsam zu streicheln. Sie trug nur den Slip und ein T-Shirt, und er reagierte auf sie, wohl wissend, wie unpassend das war. Das geht doch nicht, dachte er. Konnte es auf so engem Raum Platz für derart widersprüchliche Gefühle geben?
    Er versuchte, sie von sich zu wälzen.
    »Nein«, sagte sie nur, sonst nichts, und blieb liegen.
    Dann zog sie den Slip aus.
    Sie erwachte am Morgen voller Schuldgefühle. Was waren sie nur für Menschen? Wie hatten sie in all dem Chaos tun können, was sie getan hatten?
    Ihr Ehemann schlief ruhig. Sie legte ihre Hand auf seine Stirn.
    »Wie soll das nur mit uns weitergehen?«, sagte sie, ohne dass er wach wurde, und dachte im Stillen: Ich bin ihm nähergekommen. Bevor das geschehen ist, wusste ich nicht einmal, ob ich ihn noch liebe. Jetzt habe ich die Antwort. Und trotzdem ist um uns herum alles nur finster.
    Sie stand auf, zog sich an und schlüpfte in ihre Pantoffeln. Dann ging sie in Julies Zimmer, ohne den Polizisten anzusehen, der auf einem Stuhl in der Küche saß.
    Natürlich war keiner da. Julie war nicht plötzlich wieder auf getaucht. Sie saß nicht lachend auf ihrem Bett und sagte, dass sie sie alle zum Narren gehalten hätte. Ihr Bett war noch immer so leer und ungemacht wie seit ihrem Verschwinden. Elise Edvardsen setzte sich auf die Bettkante. Unter dem Kopfkissen lag ein Comic, den Julie las. The Sandman . Julie liebte Comics. Sie hatte sogar versucht, ihre Mutter mit diesem Virus anzustecken und immer wieder betont, wie unglaublich gut diese Serie war. Trotzdem hatte sie nie einen Blick hineingeworfen. Jetzt nahm sie das Heft mit in die Küche, um es beim Frühstück zu lesen.
    Der Polizist sagte ihr, dass er um zwei Uhr nachts seinen Dienst angetreten hatte.
    Gut, dachte sie, dann hat er nicht mitbekommen, was wir im Schlafzimmer gemacht haben.
    »Ich werde Ihnen die Zeitung holen«, sagte sie und legte den Comic auf den Küchentisch. Das Schneegestöber blies ihr direkt ins Gesicht, als sie die Tür öffnete. Die ganze Treppe war vom Schnee zugeweht. Sie wollte sich gerade nach der Schaufel umdrehen, um die Zeitung auszugraben, als sie es sah. Aus dem Schnee starrten sie zwei schwarze Augen an.
    Sie stürzte nach vorn und begann mit den Händen zu graben. Kurz darauf kam der Pelz zum Vorschein. Dann hatte sie Bismarcks Kopf zwischen ihren Händen. Der Rest des Körpers war noch immer vom Schnee bedeckt. Die Hundeleiche war eiskalt und vollkommen steif. Elise Edvardsen ließ den Kopf los und rannte schreiend zurück ins Haus. Wo war der verfluchte Polizist, der auf sie aufpassen sollte? Warum hatte er nichts gehört?

23
    A ls Singsaker am Nachmittag nach

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