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Die Melodie des Todes (German Edition)

Die Melodie des Todes (German Edition)

Titel: Die Melodie des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørgen Brekke
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Daneben lagen drei frisch geschnittene Scheiben Brot vor einem alten Laptop. Der Bild schirm war noch aktiv. Wenn er einen Bildschirmschoner hatte, war dieser noch nicht aktiviert worden, was bedeutete, dass der Computer gerade erst benutzt worden war. Eine Seite der Adressavisen war geöffnet. Der Leichenfund in Heimdal.
    Neben dem Laptop stand ein Glas mit einer klaren Flüssigkeit, auf dessen Grund zwei blasse Häutchen trieben. Singsaker hatte eine Vermutung, was das sein konnte, und hatte einen Kloß im Hals wie ein unerfahrener Neuling, der vor seinem ersten Mordopfer stand. Die zwei Stimmbänder hatten etwas Abstoßendes und zugleich unendlich Trauriges, als erzählten sie von der sinnlosen Tat, der sie beigewohnt hatten, dem ihretwegen verloren gegangenen Leben, ohne noch einen Ton produzieren zu können.
    Das Letzte, was er auf dem Tisch fand, räumte alle Zweifel aus. Er hatte recht. Ein Handy und eine Nordea-Visacard, ausgestellt auf den Namen Silje Rolfsen. Sein Blick huschte durch den Raum, um sicherzugehen, dass Felicia nicht hier gewesen, sondern wirklich nur weggelaufen war. Zu seiner Erleichterung deutete nichts daraufhin, dass sie hier gewesen war.
    Er ließ alles stehen und liegen, ohne etwas zu berühren, und ging weiter ins Wohnzimmer. Auch dort herrschte Unordnung. Der Rest des Hauses sah genauso aus, wobei er nicht das Gefühl hatte, dass dort in der letzten Zeit jemand gewesen war.
    Jetzt stand nur noch der Keller aus. Er ging nach unten, ohne ein Geräusch oder irgendein Lebenszeichen wahrzunehmen. Als er die Tür eines der Verschläge öffnete, sah er Blutflecke am Boden. Er öffnete die nächste Tür und fand Julie Edvardsen. Das Mädchen hockte regungslos am Boden. War sie tot?
    Singsaker eilte zu ihr und suchte an ihrem Hals fieberhaft nach einem Puls, als er das Gefühl hatte, von einem riesigen Raubtier in den Nacken gebissen zu werden. Sein Körper bäumte sich auf, als fünfzigtausend Volt durch ihn hindurchjagten.
    Dann kippte er auf sie und blieb liegen.
    Als er die Augen wieder aufschlug, stand Brattberg über ihn gebeugt.
    »Sie sind weg. Er und das Mädchen«, sagte Singsaker. »Ihr seid zu spät gekommen, nicht wahr?«
    Brattberg nickte.
    »Ich hatte dich gebeten, nicht allein ins Haus zu gehen«, sagte sie so leise, dass keiner der Polizisten, die draußen vor dem Verschlag standen, sie hören konnte.
    Es schwang kein Vorwurf darin mit. Aber Singsaker war nicht dumm. Er wusste, dass er sich unprofessionell verhalten hatte, und es war Brattbergs gutes Recht, das anzusprechen. Gleichzeitig wusste er aber, dass sie diesen Punkt erst wieder aufgreifen würde, wenn der Fall gelöst war. Dann allerdings musste er mit einer richtigen Standpauke rechnen. Eine Suspendierung würde dieser Alleingang allerdings nicht nach sich ziehen. Dazu kam die Tatsache, dass Singsaker selbst sein bester Richter war.
    Niemand außer Brattberg und ihm selbst würde von dem Telefonat erfahren, das sie geführt hatten, bevor er ins Haus gegangen war. Und von noch etwas war er überzeugt. Der Ausgang seines eigenwilligen Handelns war im Vorfeld nicht abzuschätzen gewesen. Es hatte eine konkrete Chance gegeben, das Mädchen zu retten, bevor etwas Ernstes geschah. Bei einem anderen Ausgang wäre seine Vorgehensweise die ein zig Richtige gewesen.
    Er rieb sich den Nacken, der seltsam weich war.
    Er wollte Brattberg jedenfalls nicht kritisieren, weil die Kollegen zu spät gekommen waren.
    Ich war zu spät, dachte er. Ich hätte ihn schon vor zwei Tagen stoppen können, wenn ich die Informationen von Fredrik Alm überprüft und mich nicht gleich auf Høybråten gestürzt hätte. Natürlich hatte es nicht auf der Hand gelegen, dass der Nachbar, der in seinem Garten Schnee geschaufelt hat, so wichtig für den Fall war, aber jemand hätte diesen Hinweis überprüfen müssen. Wenn ich nicht diesen unbrauch baren Scheißkopf hätte, könnte Julie Edvardsen jetzt geret tet sein.

31
    U nd wieder standen sie mit leeren Händen da.
    » Jetzt hat er keinen Ort mehr, an dem er sich verstecken kann«, sagte Jensen und versuchte, optimistisch zu klingen.
    Sie standen auf der säuberlich vom Schnee befreiten Einfahrt. Es hatte wieder begonnen zu schneien, sodass von Jonas Røeds Arbeit bald nichts mehr zu sehen sein würde. Singsaker hatte einen kurzen Bericht über seinen Aufenthalt im Haus und die Überwältigung durch Røed verfasst, vermutlich hatte der Mann ihm hinter der Tür des Verschlags aufgelauert. Jetzt dachten

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