Die Melodie des Todes (German Edition)
sie fort.
»Unter Umständen ist sie zurück in den Staaten.«
»Hast du sie angerufen?«
»Jede freie Minute. Mit dem gleichen Resultat wie du.«
»Das ist gut. Du kannst dir sicher sein, dass sie die Anrufe verfolgt. Je öfter du es probierst, umso besser. Sie muss wirklich den Eindruck bekommen, dass du verzweifelt bist.«
»Das hört sich nicht gerade nach einem Standardrat an. Soll test du mir nicht sagen, dass ich ihr Zeit lassen muss und so weiter?«
»Blödsinn, ich kenne doch Felicia. Sie will, dass du alle zehn Minuten anrufst, da kannst du dir ganz sicher sein.«
Singsaker lächelte, fühlte sich aber bei Weitem nicht so sicher wie Siri.
Dann fiel ihm ein, dass Siri ihm noch nicht die Frage beantwortet hatte, wegen der er gekommen war. Sie war eine intelligente Frau und hatte ihm in diesem Fall schon einmal geholfen.
»Jonas Røed«, sagte er. »Ich habe dir erzählt, was wir über ihn wissen. Du hast den Druck gesehen. Sagt dir das irgendetwas über die Person?«
»Nicht der Druck selbst, nein. Aber wäre ich an eurer Stelle, würde ich mich fragen, was dieser Mann eigentlich will?«
Singsaker dachte nach.
»Er will, dass sie dieses Lied für ihn singt. Vielleicht weil er schlafen will?«
»Ja, mag sein, dass es so einfach ist. Dann lautet die nächste Frage aber: Was braucht er, damit das klappt?«
»Einen Ort, an dem er Ruhe hat und einen Platz zum Schlafen«, antwortete Singsaker.
32
A ber wo zum Henker ist das?«
Brattberg sprach lauter als sonst. Singsaker wusste, unter welchem Druck sie stand.
»Das kann überall sein«, sagte er mit einem Seufzer, während er in die Prinsens gate einbog und wieder in Richtung Zentrum fuhr.
Brattberg brummte zustimmend.
Dann erzählte sie von der Pressekonferenz und den Fragen, die ihr gestellt worden waren. Viele Journalisten hatten wissen wollen, ob Jonas Røed psychisch instabil sei und ob die Polizei wirklich den Überblick habe, wie viele psychisch kranke Men schen in unseren Städten herumlaufen. Besonders Vlado Taneski schien eine große Sache daraus machen zu wollen.
Ermittlungstechnische Neuigkeiten gab es hingegen kaum. Sie hatten keine Adresse finden können, an der Røed sich aufhielt. Das Ehepaar hatte ziemlich isoliert gelebt, ohne Freunde oder engeren Kontakt zu Verwandten. Eine Hütte hatten sie auch nicht. Sie waren offenbar nicht in den Urlaub gefahren. Brattberg konnte ihm mitteilen, dass mehr Beamte auf den Stra ßen unterwegs seien und dass alle Ausfallstraßen kontrolliert würden. Vorläufig ohne Resultat. Auch ins Museum in Ringve waren Leute geschickt worden.
»Grongstads Männer sind noch in dem Haus in der Bernhard Getz’ gate, bis jetzt hatte er uns aber nichts wirklich Konkretes zu sagen. Andererseits haben wir ziemlich offensichtliche Beweise dafür, dass Julie Edvardsen in dem Haus gefangen gehalten wurde, wie die Hundeleine und die Spuren, die wir in den Verschlägen gesichert haben. Grongstad glaubt, dass das Blut in dem einen Verschlag von dem Hund stammt. Die anderen Blut flecken sind älter. Vermutlich von Silje Rolfsen, als er sie misshandelt hat. Es gibt aber auch noch frischere Spuren, und die können eigentlich nur von Julie Edvardsen oder von ihm selbst sein.«
»Glaubst du, dass er sie getötet hat? Ich hatte eigentlich das Gefühl, dass sie noch am Leben war, als ich sie gesehen habe.«
»Ich hoffe von ganzem Herzen, dass sie noch lebt. Er kann sie misshandelt haben. Das Blut ist jedenfalls noch nicht getestet worden. Die Eltern haben sich aber die Hundeleine angesehen und bestätigt, dass es ihre ist. Røeds PC enthält neben allen möglichen Informationen über Spieldosen auch einen Haufen Blödsinn über Schlaftechniken und Traumdeutung. Auch einen großer Ordner mit Tonfiles von schwedischen Bänkelliedern haben wir gefunden. Aber nicht einmal ein Rechtspsychiater würde bei diesen Dateien davon ausgehen, dass er es mit dem PC eines lebensgefährlichen Verbrechers zu tun hat.«
»Und was ist mit Heimdal?«
»Da oben ist im Moment nur Mona Gran. Sie geht die Unterlagen durch, in der Hoffnung, da doch noch etwas zu finden. Obwohl Røed einen PC hatte, scheint er eine Unmenge mit der Hand geschrieben zu haben. Ich dachte mir, dass du vielleicht zu ihr fahren könntest, um ihr zu helfen. Aber mach erst einmal eine Pause und iss was.«
Singsaker sah auf die Uhr. Es tat immer gut, wenn seine Chefin ihm auf diese Weise ihre Fürsorge zeigte. Außerdem hatte sie nicht ganz Unrecht. Es war bald fünf
Weitere Kostenlose Bücher