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Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Titel: Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manesse-Verlag
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Details, gleichgültig ob es sich um deutsche Fürstenhöfe, Londoner Caféhäuser oder irische Landschlösser handelt. Als Barry, zwölf Jahre nachdem er seine Heimat als mittelloser Söldner verlassen hat, triumphierend als reicher, glänzender Edelmann in einer vornehmen Equipage nach Irland zurückkehrt, heißt es über das einfache Volk, das staunend in Lumpen am Wegesrand steht und Hurra ruft ( hier sei einmal das englische Original zitiert): «… they saw the magnificent stranger in the superb gilded vehicle, my huge body-servant Fritz lolling behind with curling moustaches und long queue, his green livery barred with silver lace …» ( siehe hier ). So wie von Vanity Fair gesagt worden ist, es enthalte das ganze frühviktorianische England, so enthält Barry Lyndon , wie sonst nur die Memoiren Casanovas,
das ganze 18. Jahrhundert (oder seine zweite Hälfte) bis zur Revolution, auf Europa ausgedehnt – der Roman hat einen ausgesprochen kosmopolitischen Zug.
    Manche Beschreibungen besitzen etwas unwiderstehlich Lebendiges, Reichtum an Farben neben blitzender Metaphorik. Zuweilen denkt man an die plastische Schärfe Hogarth’scher Kupferstiche wie in der berühmten Serie The Rake’s Progress. Über das Leben in London heißt es: «… welche Schönheiten es dort gab – so strahlend, fröhlich und elegant! Alle waren entzückend verrucht.» Man sieht Verführung, Ausbeutung, Betrug, Ruin, den Glanz der Paläste neben den schmutzigen Gossen, die Gier in den Augen neben den glänzenden Juwelen. Kein Zweifel, Thackerays Blick auf die hier beschriebene Epoche ist gespalten, in einem Auge funkelt die Verachtung, im anderen glänzt Bewunderung, wenn nicht Liebe. Seine eigene Gegenwart, die gewinnsüchtige, materialistische, moralisch strenge und sinnlich prüde Bürgerlichkeit der viktorianischen Epoche, bleibt im Hintergrund stets gegenwärtig – etwa wenn Barry die anachronistische Lebensform der Aristokratie, ihre Privilegien und Rituale, Duell und Glückspiel, gegen den Geist der neuen Zeit verteidigt:
«Heute sagen sie pfui zu Männern, die sich dem Spiel widmen; ich wüsste freilich gern, wie viel ehrenhafter als der unsere ihr Lebenserwerb ist. Der Börsenmakler mit Spekulationen auf Hausse und Baisse, der kauft und verkauft, mit faulen Anleihen hantiert und mit Staatsgeheimnissen handelt – ist er denn kein Spieler? Ist der Kaufmann, der mit Tee und Talg handelt, etwa besser? Seine schmutzigen Indigoballen sind seine Würfel, seine Karten werden nur einmal im Jahr aufgedeckt statt alle zehn Minuten, und das Meer ist sein grüner Tisch. Ihr nennt das Gewerbe des Advokaten ehrenhaft, bei dem einer doch für jeden lügt, der ihm etwas bietet, die Armut fortlügt für ein Honorar vom Reichtum, das Recht fortlügt, weil das Unrecht sein Mandant ist. Ihr nennt einen Arzt ehrenhaft, einen verlogenen Quacksalber, der selbst nicht an die Elixiere glaubt, die er verschreibt, und der euch eine Guinee dafür abnimmt, dass er euch ins Ohr flüstert, dies sei ein guter Morgen. Und trotzdem wird ein beherzter Mann, der sich an den grünen Tisch setzt, alle Willigen herausfordert, sein Geld gegen ihres, sein Vermögen gegen das ihre, von eurer modernen moralischen Welt wahrlich geächtet. Es ist dies eine Verschwörung der Mittelklasse gegen Gentlemen
 – allein das Geplärr der Krämer soll heute gelten. Ich sage, das Spiel war eine Einrichtung des Rittertums und wurde wie andere Privilegien hochgeborener Männer zugrunde gerichtet. »Wieder fragt man sich: Wer spricht hier? Die große Tirade scheint den geistigen Radius des Erzählers Barry Lyndon zu übersteigen.
    Einige Jahre später, in Vanity Fair , schuf Thackeray die Figur der Becky Sharp, die in mancher Hinsicht an Barry Lyndon erinnert: Sie ist ehrgeizig, berechnend, skrupellos, schreckt vor nichts zurück, um Reichtum und eine angenehme gesellschaftliche Position zu erobern. Ihr ist die sanfte, gehorsame, unterwürfige Amelia Sedley gegenübergestellt, die alle Tugenden verkörpert, die Thackerays Zeitalter lieb und teuer waren, auch wenn sie als Romanfigur, anders als die faszinierende Becky Sharp, blass bleibt. Die Konstellation lässt durchscheinen, dass der Autor zwei Seelen in seiner Brust trug oder dass er im Laufe der Zeit gelernt hatte, sich den Vorstellungen seines Zeitalters und den Wünschen seiner Leser bis zu einem gewissen Grad anzupassen. Es ist unbedingt ein Vorzug von Barry Lyndon , dass die «positive» Gegenfigur darin fehlt und

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