Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...
bewirken, die einem teuer sind.
Als ich sah, wie vollkommen verloren der unselige Monsieur de Magny zu sein schien, drängte ich ihn trotz all meiner Ansprüche gegen ihn zur Flucht. Er bewohnte Räume im Dachgeschoß des Palasts, über dem Quartier der Prinzessin (das Gebäude war riesig und beherbergte fast eine ganze Stadt vornehmen Gefolges der Familie); aber der verblendete junge
Narr wollte sich nicht umstimmen lassen, obwohl ihm für sein Verharren nicht einmal Liebe als Ausrede blieb. «Wie sie schielt», sagte er oft über die Prinzessin, «und wie krumm sie ist! Sie bildet sich ein, niemand nähme ihre Entstellung wahr. Sie schickt mir Gedichte, die sie bei Gresset 264 oder Crébillon 265 abschreibt, und sie glaubt, ich hielte sie für echt. Pah! Sie sind nicht echter als ihr Haar!» So tanzte dieser unselige Bursche über dem Abgrund, der unter ihm gähnte. Ich glaube wirklich, es bereitete ihm vor allem deshalb Vergnügen, der Prinzessin den Hof zu machen, weil er über seine Erfolge seinen Freunden aus den petites maisons zu Paris schreiben konnte, wo er als Mann von Esprit und vainqueur de dames 266 zu gelten wünschte.
Angesichts der Sorglosigkeit des jungen Mannes und der Gefährlichkeit seiner Position lag mir sehr daran, meinen hübschen Plan zu einem befriedigenden Ende zu bringen, und ich bedrängte ihn in dieser Angelegenheit.
Ich brauche wohl nicht zu betonen, dass meine Forderungen an ihn dank der Art unserer Verbindung meist recht erfolgreich waren; tatsächlich konnte mir der arme Kerl ja nichts abschlagen, wie ich ihm oft lachend sehr zu
seinem Missfallen erklärte. Ich bediente mich jedoch nicht nur der Drohungen oder meines legitimen Einflusses auf ihn. Ich bediente mich der Feinfühligkeit und Großmut; als Beweis hierfür darf ich erwähnen, dass ich versprach, der Prinzessin den im vorigen Kapitel beschriebenen Familiensmaragd zurückzugeben, den ich von ihrem skrupellosen Bewunderer im Spiel gewonnen hatte.
Dies geschah auf meines Onkels Rat hin und war eine der üblichen klugen und vorausschauenden Maßnahmen, die diesen schlauen Mann auszeichnen. «Du musst die Sache jetzt beschleunigen, Redmond, mein Junge», sagte er eindringlich. «Diese Affaire zwischen Ihrer Hoheit und Magny wird für beide zwangsläufig ein böses Ende nehmen, und zwar bald, und was ist dann mit deinen Aussichten, die Komtesse zu gewinnen? Jetzt ist der richtige Zeitpunkt! Du musst sie gewinnen und genießen, noch eher der Monat vorüber ist, dann geben wir dieses Spielergeschäft auf und werden wie Edelleute auf unserem Schloss in Schwaben leben. Und sieh zu, dass du diesen Smaragd loswirst», setzte er hinzu. «Falls ein Unheil geschieht und man ihn bei uns findet, wäre es ein scheußliches Pfand.» Dies war der Grund, aus
dem ich einwilligte, den Besitz des Schmuckstücks aufzugeben, vom dem ich mich, wie ich gestehen muss, ungern trennte. Wie Sie bald hören werden, war es ein Glück für uns, dass ich es dennoch tat.
Zunächst jedoch drang ich in Magny; ich suchte selbst nachdrücklich das Gespräch mit der Gräfin von Liliengarten, die mir versprach, meine Werbung gegenüber Seiner Hoheit dem regierenden Herzog förmlich zu unterstützen; und Monsieur de Magny wurde angewiesen, Prinzessin Olivia dazu zu bringen, dass sie sich beim alten Souverän meinethalben in gleicher Weise verwandte. So geschah es. Die beiden Damen drängten den Fürsten; Seine Hoheit wurde (bei einem Souper mit Austern und Champagner) zur Einwilligung bewogen, und Ihre Hoheit die Erbprinzessin erwies mir die Ehre, persönlich Komtesse Ida mitzuteilen, es sei des Fürsten Wille, dass sie den jungen adligen Iren heirate, Chevalier Redmond de Balibari. Diese Mitteilung erging in meiner Anwesenheit; und wenn die junge Komtesse auch «Niemals!» sagte und ohnmächtig zu Füßen ihrer Herrin niedersank, war ich doch, wie Sie wohl glauben dürfen, völlig unbeeindruckt von dieser kleinen Darbietung öder Empfindsamkeit und hatte
wahrhaft das Gefühl, dass mir die Beute nun sicher sei.
Am selben Abend händigte ich dem Chevalier de Magny den Smaragd aus, den er der Prinzessin zurückzugeben versprach; nun war das einzige Hindernis auf meinem Weg der Erbprinz, den sein Vater, seine Frau und die Favoritin gleichermaßen fürchteten. Vielleicht wäre er nicht willens zuzulassen, dass die reichste Erbin in seinem Herzogtum von einem edlen, wiewohl nicht wohlhabenden Ausländer weggeführt wurde. Es war Zeit vonnöten, um Prinz Viktor die
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