Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...
Spiel; aber wer kann sagen, ich hätte ihm ein Unrecht angetan? Und dennoch – wenn ich mich in einer ehrbaren Stellung mit gesichertem Lebensunterhalt fände, würde ich nie wieder eine Karte anrühren, außer zur Zerstreuung, wie sie jeder Edle benötigt. Ich ersuche Eure Hoheit, Euch bei Eurem Gesandten in Berlin zu erkundigen, ob ich mich nicht bei jeder Gelegenheit als tapferer Soldat erwiesen habe. Ich glaube, dass ich zu Höherem begabt bin, und ich wäre stolz, diese Gaben zu nutzen, sobald mein Glück mir, woran ich nicht zweifle, die Möglichkeit dazu bietet.»
Die Offenheit dieser Erklärung bewegte Seine Hoheit und beeindruckte ihn zu meinen Gunsten, und er war so freundlich zu sagen, dass er mir glaube und sich gern als mein Freund erweisen werde.
Nachdem ich auf diese Weise beide Herzöge, die Herzogin und die regierende Favoritin auf meine Seite gezogen hatte, standen die Chancen gewiss nicht schlecht, den großen Preis davonzutragen; und gemäß den üblichen Berechnungen hätte ich zum Zeitpunkt dieser Niederschrift ein Fürst des Reichs sein müssen, hätte mich nicht das Unglück in einer Angelegenheit verfolgt, deretwegen mir keinerlei Vorwurf zu
machen war – der unseligen Herzogin Anhänglichkeit an den schwachen, dummen, feigen Franzosen. Die Bekundung dieser Liebe war peinlich zu beobachten, ihr Ende schrecklich zu erahnen. Die Prinzessin verhehlte nichts. Wenn Magny auch nur ein Wort mit einer Dame ihres Hofstaats wechselte, war sie eifersüchtig und attackierte den unglücklichen Übeltäter mit aller Wut ihrer Zunge. Im Verlauf eines Tages schickte sie ihm ein halbes Dutzend Briefchen; kam er in ihren Kreis oder zu einem ihrer Empfänge, strahlte sie so, dass alle es wahrnahmen. Es war ein Wunder, dass ihr Gemahl ihre Treulosigkeit nicht schon längst bemerkt hatte, aber Prinz Viktor war selbst so hohen und strengen Wesens, dass er nicht glauben konnte, sie würde sich so weit unter ihren Rang herablassen und ihre Tugend vergessen; und wenn man ihm Andeutungen über der Prinzessin offenkundige Neigung zu dem Chevalier machte, war seine Antwort, wie ich habe sagen hören, ein strenger Befehl, ihn nie wieder mit diesem Thema zu behelligen.«Die Prinzessin ist leichtherzig», sagte er, «sie ist an einem frivolen Hof aufgewachsen; aber ihr Leichtsinn geht über Koketterie nicht hinaus. Ein Verbrechen ist ausgeschlossen; ihre Geburt, mein Name und ihre Kinder schützen
sie davor.» Dann ritt er los, um seine Truppen zu inspizieren, und blieb wochenlang fort; oder er verzog sich in seine Gemächer, schloss sich dort tagelang ein und ließ sich nur blicken, um sich beim Lever Ihrer Hoheit zu verneigen oder ihr auf den Hofbällen, bei denen das Zeremoniell seine Anwesenheit verlangte, die Hand zu reichen. Er war ein Mann von vulgärem Geschmack; ich habe gesehen, wie er mit seiner großen plumpen Gestalt in seinem Privatgarten mit dem kleinen Sohn und der Tochter um die Wette lief oder mit Bällen spielte, und täglich fand er ein Dutzend Vorwände, die Kinder aufzusuchen. Die erlauchten Sprösslinge wurden jeden Morgen während deren Toilette zu ihrer Mutter gebracht, aber sie empfing sie mit großer Gleichgültigkeit, außer bei einer Gelegenheit, als der kleine Herzog Ludwig seine Uniform als Oberst der Husaren erhielt und sein Taufpate, Kaiser Leopold, 263 ihm ein Regiment schenkte. Einen Tag oder zwei fand Herzogin Olivia den kleinen Jungen dann reizend, wurde seiner aber bald überdrüssig, wie ein Kind eines Spielzeugs überdrüssig wird. Ich erinnere mich, wie eines Tages beim Morgenzirkel etwas vom Rouge der Prinzessin auf den Ärmel der kleinen weißen Uniformjacke ihres Sohns gelangte,
worauf sie ihm eine Ohrfeige gab und das arme schluchzende Kind fortschickte. Ach, die Schmerzen, die Frauen in dieser Welt verursacht haben! Das Elend, in das Männer lächelnd und leichten Schrittes liefen, oft noch nicht einmal aus Leidenschaft, sondern bloß aus Torheit, Eitelkeit und Prahlerei! Männer spielen mit diesen furchtbaren zweischneidigen Waffen, als könne ihnen kein Leid geschehen. Ich, der ich mehr vom Leben gesehen habe als die meisten Männer, würde, wenn ich einen Sohn hätte, vor ihm niederknien und ihn anflehen, die Frau zu meiden, denn sie ist schlimmer als Gift. Eine einzige Intrige, und dein ganzes Leben ist in Gefahr; man weiß nie, wann einen das Übel befällt, und ein einziger Augenblick der Torheit kann das Weh ganzer Familien und den Untergang unschuldiger Menschen
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