Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...
Angelegenheit zu unterbreiten. Die Prinzessin musste einen Moment finden, da er bei guter Laune war. An manchen Tagen war er immer noch in seine Frau vernarrt und konnte ihr dann nichts abschlagen; wir hatten die Absicht, auf einen dieser Tage oder eine andere sich bietende Gelegenheit zu warten.
Es war jedoch vorherbestimmt, dass die Prinzessin den Gemahl nie wieder zu ihren Füßen sehen sollte, wo er so oft gekniet hatte. Das Schicksal hielt ein schreckliches Ende für all ihre Torheiten und meine Hoffnung bereit. Trotz seiner feierlichen Versprechungen mir gegenüber gab Magny den Smaragd nie an Prinzessin Olivia zurück.
Er hatte beiläufigen Gesprächen mit mir entnommen, dass mein Onkel und ich dem Heidelberger Bankier Moses Löwe verbunden waren, der uns einen guten Preis für unsere Wertgegenstände gemacht hatte; der törichte junge Mann reiste unter irgendeinem Vorwand dorthin und verpfändete das Juwel. Moses Löwe erkannte den Smaragd sofort, gab Magny die von diesem verlangte Summe, die der Chevalier alsbald am Spieltisch verlor, und natürlich ließ er uns nie wissen, auf welchem Weg er sich eine so große Summe beschafft hatte. Wir unsererseits nahmen an, er habe es von seiner üblichen Bank, der Prinzessin, erhalten; und viele Rollen seiner Goldmünzen fanden den Weg in unsere Schatzkiste, wenn wir bei Hofgalas, in unseren Unterkünften oder den Gemächern von Madame de Liliengarten (die uns bei solchen Anlässen die Ehre erwies, halbpart mit uns zu machen) unsere Pharaobank betrieben.
So war Magnys Geld sehr bald weg. Zwar besaß der Jude das Juwel – zweifellos dreimal so viel wert wie die Summe, die er dafür verliehen hatte –, doch war dies nicht der ganze Profit, den er aus seinem unseligen Schuldner zu ziehen gedachte, über den er rasch seine Macht auszuüben begann. Seine hebräischen
Verbindungen in X. (Geldverleiher, Bankiers und Pferdehändler im Umkreis des Hofes) müssen ihrem Heidelberger Bruder wohl erzählt haben, in welcher Beziehung Magny zur Prinzessin stand; und der Schurke beschloss, dies zu seinem Vorteil zu nutzen und beide Opfer bis zum Äußersten zu schröpfen. Inzwischen schwammen mein Onkel und ich auf einer großen Welle des Glücks, bestehend aus unseren gedeihlichen Karten und der sogar noch größeren Heiratspartie, die wir spielten; wir ahnten nichts von der Sprengmine unter unseren Füßen.
Noch ehe ein Monat vergangen war, begann der Jude Magny zu belästigen. Er stellte sich in X. ein und verlangte weitere Zinsen – Schweigegeld, andernfalls müsse er den Smaragd verkaufen. Magny beschaffte ihm Geld; die Prinzessin war abermals freundlich zu ihrem feigen Liebhaber. Der Erfolg der ersten Forderung machte die zweite nur noch exorbitanter. Ich weiß nicht, wie viel Geld wegen dieses unseligen Smaragds erpresst und gezahlt wurde; er war jedoch der Grund für unser aller Ruin.
Eines Abends hielten wir wie üblich unseren Tisch bei der Gräfin von Liliengarten ab, und Magny, der irgendwie zu Geld gekommen war,
setzte eine Geldrolle nach der anderen und hatte wie gewöhnlich Pech. Mitten im Spiel wurde ihm eine Notiz überbracht, die er las; dabei wurde er sehr bleich; das Glück war gegen ihn, er blickte besorgt zur Uhr auf, wartete noch einige Partien ab, und als er, wie ich annehme, seine letzte Rolle verloren hatte, stand er mit einem wüsten Fluch auf, der einige aus der anwesenden vornehmen Gesellschaft erschreckte, und verließ den Raum. Draußen hörte man lautes Pferdegetrappel, aber wir waren zu sehr mit unseren eigenen Angelegenheiten beschäftigt, um auf den Lärm zu achten, und setzten unser Spiel fort.
Bald kam jemand in den Spielsaal und sagte zur Gräfin: «Eine seltsame Geschichte hat sich zugetragen! Im Kaiserwald ist ein Jude ermordet worden. Magny hat man festgenommen, als er das Haus verließ.» Die ganze Gesellschaft brach auf, als man diese merkwürdige Nachricht hörte, und wir schlossen für den Abend unsere Bank. Während des Spiels hatte Magny neben mir gesessen (mein Onkel gab die Karten, ich zahlte und kassierte), und als ich unter den Stuhl blickte, lag dort ein zerknülltes Papier, das ich aufhob und las. Es war die ihm überbrachte Notiz, und sie lautete so:
Wenn Du es warst, nimm das Pferd der Ordonnanz, die Dir dies bringt. Es ist das beste aus meinem Stall. In jeder Satteltasche sind hundert Louis, und die Pistolen sind geladen. Beide Wege stehen Dir offen; Du weißt, was ich meine. In einer Viertelstunde werde ich wissen,
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