Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...
gibt?›
‹Pah!›, antwortete der Minister. ‹Ich zahle dir die Hälfte der Summe vorab – so groß ist mein Vertrauen zu dir. Ein Unfall ist ausgeschlossen, wenn du entsprechende Vorkehrungen triffst. Der Weg führt vier Meilen durch den Wald; der Jude reitet langsam. Es wird längst Nacht
sein, bevor er, sagen wir, die alte Pulvermühle im Wald erreicht. Was kann dich daran hindern, ein Seil über den Weg zu spannen und dich dort mit ihm zu befassen? Sieh zu, dass du zum Abendessen wieder bei mir bist. Wenn du jemanden von der Patrouille triffst, dann sag: Die Füchse sind los – das ist die Parole für diese Nacht. Sie lassen dich dann ohne Fragen passieren.›
Der Mann ging los, ganz begeistert über seine Provision, und während Magny an Ihrem Pharaotisch sein Geld verlor, lauerte sein Diener dem Juden bei der sogenannten Pulvermühle im Kaiserwald auf. Das Pferd des Juden stolperte über ein Seil, das über den Weg gespannt war; als der Reiter stöhnend zu Boden fiel, stürzte sich Johann Kerner auf ihn, maskiert, die Pistole in der Hand, und verlangte sein Geld. Er wollte den Juden nicht umbringen, glaube ich, es sei denn, dessen Widerstand hätte solch extreme Maßnahmen erfordert.
Er hat auch keinen Mord begangen; als der kreischende Jude nämlich um Gnade brüllte und der Diener ihn mit der Pistole bedrohte, kam ein Trupp der Patrouille herbei und nahm den Räuber und den Verletzten fest.
Kerner fluchte. ‹Ihr seid zu früh›, sagte er zum Polizeiwachtmeister. ‹Die Füchse sind los.›
‹Einige werden eben geschnappt›, sagte der Wachtmeister völlig ungerührt und fesselte dem Burschen die Hände mit dem Seil, das dieser über die Straße gespannt hatte, um den Juden zu fangen. Man setzte ihn hinter einen Polizisten auf ein Pferd; Löwe wurde ähnlich versorgt, und so kehrte der Trupp bei Anbruch der Nacht zurück in die Stadt.
Sie wurden sogleich zum Hauptquartier der Polizei gebracht; da der Minister zufällig anwesend war, verhörte Seine Exzellenz sie persönlich. Beide wurden gründlich durchsucht; dem Juden nahm man die Papiere und Gepäckstücke ab; der Smaragd fand sich in einer versteckten Tasche. Was den Spitzel angeht, so betrachtete ihn der Minister verärgert und sagte: ‹Also, das ist doch der Diener des Chevalier de Magny, eines der Kammerherren Ihrer Hoheit!› Ohne sich von dem armen verängstigten Kerl auch nur ein Wort der Entschuldigung anzuhören, ließ er ihn in Einzelhaft stecken.
Dann verlangte er sein Pferd, ritt zum Schloss, zu den Gemächern des Prinzen, und verlangte eine sofortige Audienz. Als sie gewährt wurde, zog er den Smaragd aus der Tasche. ‹Dieses Juwel›, sagte er, ‹wurde am Leib eines Heidelberger Juden gefunden, der in letzter Zeit häufig
hier gewesen ist und vielfach Geschäfte mit dem Chevalier de Magny gemacht hat, dem Kammerherrn Ihrer Hoheit. An diesem Nachmittag kam der Chevalier in Begleitung des Hebräers aus der Wohnung seines Herrn; man hat gehört, wie er sich nach dem Weg erkundigt hat, den der Mann für seine Heimreise nehmen wollte; er ist ihm gefolgt, beziehungsweise er hat ihn überholt, und meine Polizei hat ihn im Kaiserwald gefunden, als er gerade dabei war, sein Opfer auszuplündern. Der Mann will nicht gestehen; als wir ihn durchsucht haben, fanden wir aber eine große Summe in Gold bei ihm; nur äußerst widerstrebend bin ich bereit, einen Edelmann des Wesens und Rufs von Monsieur de Magny hier hineinzuziehen, dennoch wage ich zu bemerken, dass es unsere Pflicht ist, den Chevalier hinsichtlich dieser Affaire zu befragen. Da Monsieur de Magny im persönlichen Dienst Ihrer Hoheit steht und, wie ich gehört habe, ihr Vertrauen genießt, mag ich mich nicht erkühnen, ihn ohne Erlaubnis Eurer Hoheit festzunehmen. ›
Der Stallmeister des Prinzen, ein Freund des alten Barons de Magny, war bei diesem Gespräch zugegen; kaum hatte er diese seltsame Geschichte gehört, als er mit der furchtbaren
Nachricht von des Enkels mutmaßlichem Verbrechen zum alten General eilte. Vielleicht war Seine Hoheit selbst durchaus willens, seinem alten Freund und Waffenlehrer eine Möglichkeit zu eröffnen, die Familie vor dieser Schande zu bewahren; jedenfalls durfte der Stallmeister, Monsieur de Hengst, ungehindert zum Baron gehen und ihn von der Anklage unterrichten, die dem unseligen Chevalier drohte.
Es ist denkbar, dass er schon längst mit einer solch schrecklichen Katastrophe gerechnet hatte, denn auf Hengsts Bericht sagte er
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