Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...
und fuhr in ihrer Erzählung fort. «Der Jude, der nun den Smaragd besaß, hatte vielfach Geschäfte mit der Prinzessin gemacht, und
schließlich bot sie ihm eine so hohe Summe, dass er beschloss, das Pfand auszuhändigen. Er beging die unbegreifliche Torheit, den Smaragd nach X. mitzubringen und auf Magny zu warten, dem die Prinzessin das Geld zur Einlösung des Pfands gegeben hatte und der tatsächlich bereit war, es zu zahlen.
Ihr Gespräch fand in Magnys Räumlichkeiten statt, wo sein Diener jedes Wort der Unterredung belauschte. Der junge Mann ging, sobald er Geld in der Tasche hatte, immer völlig sorglos damit um und bot es Löwe so leichtfertig an, dass dieser seine Forderung erhöhte und die Dreistigkeit besaß, das Doppelte dessen zu verlangen, was man zuvor festgesetzt hatte.
Daraufhin verlor der Chevalier die Geduld, stürzte sich auf den Wicht und wollte ihn umbringen, als der Kammerdiener ins Zimmer stürmte und ihn gerade noch rettete. Er hatte jedes einzelne Wort des Gesprächs zwischen den Streitenden gehört, und der Jude suchte erschrocken Zuflucht in seinen Armen; Magny, der jähzornig und leidenschaftlich, aber nicht gewalttätig war, wies den Diener an, den Schurken hinauszubringen, und dachte nicht mehr an ihn.
Vielleicht war es ihm durchaus recht, dass
er ihn losgeworden war und nun eine große Summe Geldes in der Tasche hatte, viertausend Dukaten, mit denen er noch einmal sein Glück versuchen konnte, was er ja, wie Sie wissen, an jenem Abend an Ihrem Spieltisch tat.»
«Mylady waren zur Hälfte daran beteiligt, Madame», sagte ich, «und Sie wissen, wie wenig ich von meinem Gewinn hatte.»
«Der Diener führte den zitternden Israeliten aus dem Palast, und sobald er diesen im Haus eines seiner Brüder wusste, wo er gewöhnlich abstieg, begab sich der Kammerdiener zum Amt Seiner Exzellenz des Polizeiministers und wiederholte dort jedes Wort des Gesprächs, das zwischen seinem Herrn und dem Juden stattgefunden hatte.
Geldern bekundete größte Zufriedenheit mit der Umsicht und Zuverlässigkeit seines Spitzels. Er gab ihm eine Börse mit zwanzig Dukaten und versprach, gut für seine Zukunft zu sorgen, wie große Männer ja manchmal ihre Werkzeuge zu belohnen versprechen; aber Sie, Monsieur de Balibari, wissen, wie selten solche Versprechen gehalten werden. ‹Jetzt lauf und stell fest›, sagte Monsieur de Geldern, ‹wann der Israelit heimreisen will, oder ob er es sich anders überlegt und das Geld doch annimmt.› Mit diesem
Auftrag zog der Mann los. Um sicherzugehen, sorgte Geldern für eine Partie Karten in meinem Haus und lud Sie mit Ihrer Bank dorthin ein, wie Sie sich erinnern werden; zugleich fand er eine Möglichkeit, Maxime de Magny wissen zu lassen, dass man bei Madame de Liliengarten Pharao spielen werde. Solch einer Einladung nachzukommen hat der arme Bursche ja niemals versäumt.»
Ich entsann mich der Umstände und hörte weiter zu, verblüfft über die List des teuflischen Polizeiministers.
«Der Spitzel kehrte von seinem Botengang zu Löwe zurück und erklärte, er habe die Dienstboten des Hauses befragt, in dem der Heidelberger Bankier untergebracht war, und dieser habe die Absicht, noch am Nachmittag X. zu verlassen. Er reise allein, reite ein altes Pferd und sei nach Art seiner Leute äußerst bescheiden gekleidet.
‹Johann›, sagte der Minister und klopfte dem geschmeichelten Spitzel auf die Schulter, ‹du gefällst mir besser und besser. Seit du gegangen bist, muss ich an deine Klugheit und die Treue denken, mit der du mir gedient hast, und ich werde sehr bald eine Möglichkeit finden, dich deinen Verdiensten entsprechend unterzubringen.
Welche Straße wird dieser israelitische Schuft nehmen?›
‹Er reist heute Abend nach R.›
‹Und muss am Kaiserwald vorbei. Bist du ein Mann mit Courage, Johann Kerner?›
‹Mag Eure Exzellenz mich erproben?›, sagte der Diener mit leuchtenden Augen. ‹Ich habe den ganzen Siebenjährigen Krieg hindurch gedient und niemals versagt.›
‹Dann hör zu. Man muss diesem Juden den Smaragd abnehmen; dass der Schuft ihn überhaupt behalten hat, ist schon Hochverrat. Ich schwöre, dem Mann, der mir diesen Smaragd bringt, werde ich fünfhundert Louis geben. Du weißt ja, warum ihn Ihre Hoheit unbedingt zurückbekommen muss. Mehr brauche ich nicht zu sagen.›
‹Sie haben ihn heute Abend, Exzellenz›, sagte der Mann. ‹Und natürlich werden Exzellenz dafür sorgen, dass mir nichts geschieht, falls es einen Unfall
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