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Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Titel: Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manesse-Verlag
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der Herzog darauf, Magny lediglich den Raub anzulasten), unternahm überaus verzweifelte Versuche, ihn zu befreien und die Wärter zu bestechen, um ihm die Flucht zu ermöglichen. Sie war so verwirrt, dass sie bei der Ausführung der Pläne, die sie zu Magnys Befreiung ausgeheckt haben mag, alle Geduld und Vorsicht fahren ließ; ihr Gemahl war nämlich unerbittlich, hielt das Gefängnis des Chevaliers unter strenger Bewachung, und eine Flucht war unmöglich. Sie bot dem Hofbankier die Kronjuwelen als Pfand; er
musste die Transaktion natürlich ablehnen. Man sagt, sie sei vor dem Polizeiminister Geldern auf die Knie gesunken und habe ihn mit weiß der Himmel was bestechen wollen. Schließlich suchte sie kreischend meinen lieben Herzog auf, der wegen seines Alters, seiner Krankheiten und aus Bequemlichkeit derart stürmischen Szenen keineswegs gewachsen war; infolge der Aufregung, die ihre heftige Tollheit und Kummer in seinem erlauchten Busen auslösten, erlitt er einen Anfall, durch den ich ihn beinahe verloren hätte. Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass sein Leben durch diese Vorgänge ein unzeitiges Ende fand, denn die Straßburger Pastete, die ihn angeblich dahinraffte, hat ihm sicherlich nichts anhaben können, wohl aber der Schaden, den sein liebes mildes Herz bei den ungewöhnlichen Ereignissen davontrug, an denen teilzunehmen er gezwungen war.
    Alle Bewegungen Ihrer Hoheit wurden sorgsam, wiewohl unauffällig von ihrem Gatten Prinz Viktor beobachtet; als er seinem erlauchten Vater seine Aufwartung machte, bedeutete er ihm streng, wenn Seine Hoheit (mein Herzog) es wagen sollte, der Prinzessin bei ihren Bemühungen um Magnys Entkommen zu helfen, werde Prinz Viktor die Prinzessin und ihren
Liebhaber öffentlich des Hochverrats bezichtigen und mit dem Landtag Maßnahmen ergreifen, seinen Vater als regierungsunfähig vom Thron zu entfernen. So war jede Intervention unsererseits vereitelt, und Magny wurde seinem Schicksal überlassen.
    Dieses ereilte ihn, wie Sie wissen, ganz unvermittelt. Polizeiminister Geldern, Stallmeister Hengst und der Oberst der Garde des Prinzen suchten den jungen Mann im Gefängnis auf, zwei Tage, nachdem sein Großvater ihn besucht und ihm das Fläschchen mit dem Gift zurückgelassen hatte, das zu nehmen der Verbrecher nicht den Mut hatte. Geldern erklärte dem jungen Mann, wenn er das vom älteren Magny beschaffte Lorbeerwasser 273 nicht freiwillig trinke, werde man sogleich gewaltsam sein Leben beenden; im Hof stehe ein Zug Grenadiere bereit, ihn hinzurichten. Daraufhin kroch Magny in scheußlichster Erniedrigung auf den Knien von einem Beamten zum anderen, weinte und kreischte vor Entsetzen, trank schließlich verzweifelt das Gift und war nach wenigen Minuten eine Leiche. So endete dieser erbärmliche junge Mann.
    Sein Tod wurde zwei Tage darauf in der ‹Hofgazette› bekanntgegeben; in der Meldung
hieß es, Monsieur de M. habe sich, übermannt von Reue ob des Mordversuchs an dem Juden, im Gefängnis durch Einnahme von Gift umgebracht; angehängt war eine Mahnung an alle jungen Edelleute des Herzogtums, die schreckliche Sünde des Glücksspiels zu meiden, die der Grund für den Untergang des jungen Mannes gewesen sei und nie zu lindernden Kummer über das graue Haupt eines der edelsten und ehrenhaftesten Diener des Herzogs gebracht habe.
    Die Beisetzung fand in geziemender Diskretion statt; nur General de Magny nahm teil. Später suchten die Kutschen der beiden Herzöge und der vornehmsten Höflinge den General auf. Am folgenden Tag wohnte er wie gewöhnlich der Parade auf dem Platz vor dem Arsenal bei, und Herzog Viktor, der das Gebäude inspiziert hatte, stützte sich beim Herauskommen auf den Arm des tapferen alten Kriegers. Er verhielt sich dem alten Mann gegenüber besonders liebenswürdig und erzählte seinen Offizieren die oft wiederholte Geschichte, wie sich der General bei Roßbach, 274 wo das Kontingent von X. zusammen mit den Truppen des unglücklichen Soubise 275 kämpfte, einem französischen Dragoner in den Weg geworfen hatte,
der Seine Hoheit auf der Flucht stark bedrängte, wie er den seinem Herrn zugedachten Hieb abfing und den Angreifer tötete. Und in Anspielung auf das Familienmotto ‹Magny sans tache› 276 erklärte er, so habe sich sein kühner Freund und Waffenlehrer immer verhalten. Diese Rede berührte alle Anwesenden sehr, mit Ausnahme des alten Generals, der sich nur verbeugte und nichts sagte; aber als er heimging, hörte man ihn murmeln: ‹Magny

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