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Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Titel: Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manesse-Verlag
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Antrag von Ulick Brady, dem ruinierten Gentleman, mit Verachtung zurückgewiesen, da er nach Meinung dieser Bauerngecken der Hand einer so ungeheuer reichen Erbin wie ihrer Schwester unwürdig war.
    Die Gräfin Lyndon fühlte sich in ihrem großen Haus in Dublin recht einsam; daher lud sie ihre Freundin Miss Amelia ein, die Saison dort mit ihr zu verbringen, und in einem Anfall von mütterlicher Zuneigung ließ sie auch ihren Sohn, den kleinen Bullingdon, und meinen alten Bekannten, seinen Hauslehrer, in die Hauptstadt
kommen, um ihr Gesellschaft zu leisten. Eine Familienkutsche holte den Jungen, die Erbin und den Erzieher von Castle Lyndon ab, und ich beschloss, die erste sich bietende Gelegenheit zur Durchführung meines Plans zu nutzen.
    Ich brauchte nicht lange zu warten. In einem früheren Kapitel meiner Biografie habe ich erwähnt, dass das Königreich Irland zu dieser Zeit von verschiedenen Räuberbanden heimgesucht wurde, die unter Namen wie Whiteboys, Oakboys und Steelboys 341 und angeführt von Hauptleuten Verwalter ermordeten, Schober anzündeten, Rinder lähmten 342 und verstümmelten und selbst das Gesetz in die Hand nahmen. Eine dieser Banden – es mögen auch mehrere gewesen sein – wurde von einem geheimnisvollen Mann namens Hauptmann Donner geleitet, dessen Geschäft es zu sein schien, Leute mit und ohne ihre Zustimmung oder die ihrer Eltern zu verheiraten. Ausgaben der «Dublin Gazette» und des «Mercury» jener Zeit (anno 1772) wimmelten von Proklamationen des Statthalters, in denen Belohnungen für die Ergreifung dieses schrecklichen Hauptmanns Donner und seiner Bande ausgesetzt sowie ausgiebig verschiedene Unterfangen dieses wüsten Adjutanten des
Hochzeitsgottes Hymen 343 beschrieben wurden. Ich beschloss, wenn schon nicht die Dienste, so doch den Namen von Hauptmann Donner zu nutzen und meinem Vetter Ulick seine Dame und ihre zehntausend Pfund zu verschaffen. Sie war keine große Schönheit, und ich nehme an, er liebte das Geld mehr als dessen Besitzerin.
    Wegen ihrer Witwentrauer konnte Lady Lyndon die Bälle und Abendgesellschaften, die Dublins gastfreundliche Aristokratie häufig gab, noch nicht besuchen; ihre Freundin Miss Kiljoy hatte jedoch keinen Grund zu solcher Zurückhaltung und nahm gern an allen Festen teil, zu denen man sie einlud. Ich schenkte Ulick Brady ein paar hübsche Samtanzüge und beschaffte ihm durch meinen Einfluss Einladungen zu vielen der elegantesten dieser Gesellschaften. Es mangelte ihm jedoch an meinen Vorzügen und Erfahrungen im höfischen Umgang; den Damen gegenüber war er scheu wie ein junges Fohlen und konnte ein Menuett nicht besser tanzen als ein Esel. Weder in der vornehmen Welt noch im Herzen seiner Angebeteten kam er recht voran; im Grunde bemerkte ich sogar, dass sie ihm einige andere junge Gentlemen vorzog, die sich im Ballsaal eher heimisch fühlten als der arme Ulick, der im Haus ihres
Vaters zu Ballykiljoy, wo er oft mit dem alten Gentleman gejagt und gezecht, daneben seinen ersten Eindruck bei der Erbin hinterlassen und die erste Aufwallung von Feuer für sie verspürt hatte.
    Manchmal sagte Ulick mit einem Seufzer: «Also wenn’s ums Trinken ginge oder ums Reiten über Land, die zwei Dinge könnte ich jedenfalls ganz gut, und dann gäb’s in Irland keinen, der bessere Aussichten bei Amelia hätte.»
    «Keine Sorge, Ulick», war meine Antwort; «du sollst deine Amelia kriegen, sonst will ich nicht Redmond Barry heißen.»
    Mylord Charlemont, 344 damals einer der elegantesten und vollendetsten Adligen Irlands, sehr gelehrt und geistreich, ein Gentleman, der weit im Ausland herumgekommen war, wo ich die Ehre gehabt hatte, ihn kennenzulernen, gab in seinem Haus zu Marino, einige Meilen außerhalb von Dublin an der Straße nach Dunleary, einen großartigen Maskenball. Und ich hatte beschlossen, Ulick bei dieser Festlichkeit für sein ganzes Leben glücklich zu machen. Miss Kiljoy war zu dem Maskenball eingeladen, ebenso der kleine Lord Bullingdon, der so etwas gern einmal sehen wollte; unter der Obhut seines Hauslehrers, meines alten Freundes Reverend
Mr Runt, erlaubte man ihm den Besuch. Ich brachte in Erfahrung, welche Kutsche die Gesellschaft zum Ball befördern sollte, und traf entsprechend meine Vorkehrungen.
    Ulick Brady war nicht anwesend; sein Vermögen und seine Stellung reichten nicht aus für eine Einladung an einen solch erlesenen Ort, und ich hatte drei Tage vorher das Gerücht verbreiten lassen, er sei wegen Schulden verhaftet

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