Die Memoiren des Grafen
Fall für die Polizei.»
«Wir sind da also gleicher Meinung. Andererseits liegt mir viel daran, diese Briefe wiederzuerhalten. Ich erbitte von Ihnen deshalb möglichst genaue Informationen über diesen Kellner Giuseppe.»
«Natürlich, aber ich muss diese Angaben erst heraussuchen, in einer halben Stunde wird alles für Sie bereit sein.»
«Vielen Dank. Das passt mir ausgezeichnet.»
Nach einer halben Stunde kehrte Anthony ins Arbeitszimmer zurück und sah, dass der Direktor Wort gehalten hatte. Auf einem Blatt Papier war alles Wissenswerte über Giuseppe Manelli festgehalten worden.
«Wie Sie sehen, kam er vor etwa drei Monaten zu uns. Ein flinker und gewandter Kellner. Sehr zufriedenstellend. In England seit fünf Jahren.»
Die Blicke der beiden Männer glitten über die lange Liste von Hotels, in denen der Italiener gearbeitet hatte. Dabei machte Anthony eine Beobachtung, die vielleicht von Bedeutung sein konnte. In zwei Hotels waren schwere Diebstähle vorgekommen, während Giuseppe dort arbeitete, doch war er niemals in Verdacht geraten. War Giuseppe nur ein geschickter Hoteldieb? Dann würde auch ein Einbruch bei Anthony nichts anderes zu bedeuten haben. Vielleicht hatte er das Paket mit den Briefen einfach in dem Augenblick in der Hand, als Anthony das Licht anknipste, und er steckte es in die Tasche, um die Hände frei zu bekommen. In diesem Fall wäre das Ganze nichts anderes als ein einfacher Diebstahl.
Dazu passte jedoch keineswegs die Aufregung, die den Mann ergriffen hatte, als er die Memoiren auf dem Tisch erblickte.
Nein, Anthony spürte genau, dass Giuseppe im Auftrag eines anderen gehandelt hatte.
«Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre Mühe. Es ist wohl überflüssig zu fragen, ob Giuseppe sich noch im Hotel aufhält?»
«Sein Bett war unbenutzt, seine sämtlichen Anzüge sind zurückgeblieben. Er muss sofort nach dem Einbruch geflohen sein. Ich glaube kaum, dass wir ihn jemals Wiedersehen werden.»
«Wahrscheinlich nicht. Besten Dank jedenfalls.»
«Hoffentlich haben Sie Erfolg mit Ihren Nachforschungen.»
Als Anthony eben im Begriff war, auszugehen und das Hotel aufzusuchen, in dem Giuseppe zuletzt gearbeitet hatte, läutete das Telefon. Anthony nahm den Hörer ab.
«Hallo.»
Eine unpersönliche Stimme antwortete. «Spreche ich mit Mr McGrath?»
«Jawohl, wer ist am Apparat?»
«Sie sind mit der Firma Balderson & Hodgkins verbunden. Einen Augenblick, Mr Balderson möchte Sie sprechen.»
Unser ehrenwerter Verlag, dachte Anthony. Anscheinend werden die Leute dort auch bereits nervös.
«Mr McGrath? Balderson von Balderson & Hodgkins. Was können Sie mir über das Manuskript berichten?»
«Was gibt es da zu berichten?»
«Eine ganze Menge, Mr McGrath. Wie ich höre, sind Sie eben aus Südafrika eingetroffen. Daher können Sie wohl unsere Lage nicht so ganz verstehen. Es gibt Schwierigkeiten wegen dieses Manuskripts, Mr McGrath, große Schwierigkeiten. Hätte ich nur die Finger davon gelassen!»
«Was bedrückt Sie denn?»
«Momentan ist es meine größte Sorge, die Memoiren so rasch wie möglich in die Hände zu bekommen, um ein paar Kopien davon herstellen zu lassen. Falls dann das Original abhanden kommt, ist der Schaden nicht mehr so groß.»
«Du liebe Zeit», sagte Anthony.
«Für Sie mag das absurd klingen, Mr McGrath. Aber Sie kennen eben die Sachlage nicht. Es werden die größten Anstrengungen gemacht, dieses Manuskript nicht in unsere Hände gelangen zu lassen. Ich sage Ihnen ganz ehrlich, dass Sie selbst unser Haus wohl nie erreichen würden, falls Sie den Versuch machen wollten, uns die Papiere zu bringen.»
«Das bezweifle ich stark», meinte Anthony kühl. «Wenn ich etwas will, dann setze ich es gewöhnlich auch durch.»
«Sie stehen allein einer ganzen Gruppe von höchst gefährlichen Männern gegenüber. Noch vor einem Monat hätte ich selbst so etwas nicht für möglich gehalten. Man versuchte uns von allen Seiten zu bestechen, auszutricksen und schließlich zu bedrohen, bis wir kaum mehr aus noch ein wussten. Ich schlage Ihnen deshalb vor, dass Sie uns das Manuskript nicht selbst bringen. Einer unserer Vertreter wird im Hotel vorsprechen und die Papiere dort von Ihnen in Empfang nehmen.»
«Wenn aber Ihr Vertrauensmann von der Bande beseitigt wird?», fragte Anthony.
«Dann liegt die Verantwortung bei uns und nicht mehr bei Ihnen. Sie hätten die Memoiren ausgehändigt und eine schriftliche Empfangsbestätigung dafür erhalten. Der Scheck über tausend
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