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Die Menschenleserin

Die Menschenleserin

Titel: Die Menschenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Instrumente. In der Mitte lag eine langgestreckte, reglose Wölbung, abgedeckt durch ein grünes Laken.
    Unter einem Tuch der gleichen Farbe hatte auch der Leichnam von Dances Mann gelegen. Sie wusste noch, wie sie es gesehen und panisch gedacht hatte: Aber wohin ist das Leben gegangen, wohin ist es gegangen ?
    Seit damals verabscheute sie diesen speziellen Grünton.
    Kathryn starrte den Toten an und hörte in ihrem Gedächtnis Edie Dances geflüsterte Worte.
    Er hat gesagt: »Tötet mich.« Zwei Mal. Dann hat er die Augen geschlossen ...
    Millars Vater befand sich in dem Zimmer und richtete Fragen an den Arzt, dessen Antworten er vermutlich gar nicht verarbeiten konnte. Aber wenn Eltern ihr Kind überlebten, mussten sie diese Fragen stellen – und würden in der nächsten Zeit noch sehr viel mehr ertragen müssen.
    Die Mutter plapperte drauflos und versicherte ihnen, Juans Tod sei zweifellos zu seinem Besten gewesen, man denke nur an die jahrelange Behandlung und die endlosen Hauttransplantationen …
    »Zu seinem Besten, ganz sicher«, sagte sie und klang dabei einen Moment lang fast wie Charles Overby.
    Edie Dance, die kurzfristig eine Schicht übernommen hatte, kam den Gang herunter. Sie sah mitfühlend, aber entschlossen aus, eine Miene, die ihre Tochter nur zu gut kannte, denn sie hatte Edie in der Vergangenheit schon gute Dienste geleistet, obwohl sie bisweilen nur vorgetäuscht war. Heute entsprach sie natürlich ihrer aufrichtigen Empfindung.
    Edie ging direkt zu Millars Mutter und nahm die Frau beim Arm. Da sie die aufkommende Hysterie erkannte, fing sie sogleich an, mit ihr zu reden, und stellte ein paar Fragen über ihre Verfassung, aber hauptsächlich über die ihres Mannes und der anderen Kinder, alle darauf abzielend, die Aufmerksamkeit der Frau von dieser schrecklichen Tragödie abzulenken. Edie Dance beherrschte die Kunst der Anteilnahme wie kein Zweiter. Deshalb war sie als Krankenschwester so beliebt.
    Rosa Millar wurde etwas ruhiger und fing dann an zu weinen. Dance konnte sehen, dass das bleierne Entsetzen zu handhabbarem Kummer zusammenschmolz. Rosas Mann kam hinzu, und Edie reichte seine Frau an ihn weiter – wie ein Trapezkünstler, der einen Akrobaten mitten in der Luft an seinen Kollegen übergab.
    »Mrs. Millar«, sagte Dance, »ich möchte Ihnen...«
    Und im nächsten Moment flog sie zur Seite und stieß einen Schrei aus. Ihre Hände griffen nicht nach der Waffe, sondern hoben sich schützend vor den Kopf, als sie in einen der abgestellten Rollwagen krachte. Ihr erster Gedanke war: Wie hatte Daniel Pell es bis in das Krankenhaus geschafft?
    »Nein!«, rief O’Neil. Oder Kellogg. Wahrscheinlich beide. Dance landete auf einem Knie und fing sich, während aufgerollte gelbe Schläuche und Plastikbecher zu Boden stürzten.
    Auch der Arzt sprang vor, aber es war Winston Kellogg, der dem tobenden Julio Millar einen Arm auf den Rücken drehte und dessen Handgelenk abknickte, wodurch er den Mann sofort unter Kontrolle bekam. Das Manöver ging schnell und mühelos vonstatten.
    »Nein, Junge!«, rief der Vater, und die Mutter weinte noch mehr.
    O’Neil half Dance auf die Beine. Sie war unverletzt, würde am nächsten Tag jedoch einige blaue Flecke an sich feststellen können, schätzte sie.
    Julio wollte sich losreißen, aber Kellogg, der anscheinend deutlich stärker war, als er aussah, bog den Arm ein Stück weiter nach oben. »Ganz ruhig, Sie tun sich nur selbst weh. Immer mit der Ruhe.«
    »Schlampe, du verfluchte Schlampe! Du hast ihn getötet! Du hast meinen Bruder getötet!«
    »Julio, hören Sie zu«, sagte O’Neil. »Ihre Eltern müssen schon genug durchstehen. Machen Sie es nicht noch schlimmer.«
    »Schlimmer? Wie könnte es noch schlimmer sein?« Er versuchte zu treten.
    Kellogg wich ihm einfach aus und hob das Handgelenk höher. Der junge Mann verzog das Gesicht und stöhnte. »Entspannen Sie sich. Bleiben Sie locker, dann lässt der Schmerz nach.« Der FBI-Agent schaute zu den Eltern, bemerkte die verzweifelten Blicke. »Es tut mir leid.«
    »Julio«, sagte sein Vater. »Du hast sie angegriffen. Sie ist eine Polizeibeamtin. Man wird dich ins Gefängnis stecken.«
    » Die sollte man in den Knast werfen! Sie ist die Mörderin.«
    »Jetzt reicht’s!«, rief Millar senior. »Denk an deine Mutter. Hör sofort damit auf!«
    O’Neil nahm seine Handschellen vom Gürtel und zögerte. Er und Kellogg sahen sich an. Die Männer überlegten. Julio schien nachzugeben.
    »Okay, okay, lassen Sie

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