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Die Menschenleserin

Die Menschenleserin

Titel: Die Menschenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Dance in ihrem elektronischen Postfach eine neue Nachricht vor. Sie öffnete sie und druckte die angehängte PDF-Datei aus.
     
    Von: [email protected]
An: [email protected]
Betr.:
Jennie, mein Liebling,
ich habe jemanden bestochen, um ins Büro zu kommen und dir
diese Botschaft zu schreiben. Ich musste einfach. Ich möchte
dir etwas sagen. Als ich heute aufgewacht bin, habe ich an
dich gedacht – an unsere Pläne, zum Strand zu gehen und in
die Wüste und jeden Abend in deinem Garten das Feuerwerk
anzuschauen. Ich habe daran gedacht, was für ein kluges,
wunderhübsches und romantisches Mädchen du bist – was gibt
es Schöneres im Leben? Wir haben uns bisher nicht getraut,
es offen auszusprechen, aber ich will nicht länger warten: Ich
liebe dich. Ich habe nicht den geringsten Zweifel daran, dass
jemand wie du mir noch nie begegnet ist. So, nun ist es heraus.
Ich muss jetzt gehen. Hoffentlich fühlst du dich von meinen
Worten nicht unter Druck gesetzt oder überrumpelt.
    Bis bald
    Daniel
     
    Also hatte Pell doch E-Mails aus Capitola verschickt, dachte Dance. Allerdings vor dem letzten Sonntag, weshalb der Techniker sie nicht mehr finden konnte.
    Die Frau hieß Jennie mit Vornamen. Ihr zweiter Vorname oder Nachname fing mit einem M an.
    JMSUNGIRL.
    »Unsere technische Abteilung setzt sich soeben mit dem Internetanbieter in Verbindung«, sagte O’Neil. »Ausländische Provider sind oft nicht sehr kooperativ, also lasst uns die Daumen drücken.«
    Dance starrte den Text an. »Achtet darauf, was er geschrieben hat: ein Strand, die Wüste und jeden Abend Feuerwerk. Alles in der Nähe ihres Hauses. Das müsste uns irgendwie weiterhelfen.«
    »Der Wagen wurde in Los Angeles gestohlen«, sagte Kellogg. »Sie kommt von irgendwo in Südkalifornien: Strand und Wüste. Aber ein allabendliches Feuerwerk?«
    »Anaheim«, sagte Dance.
    Der andere anwesende Elternteil nickte. »Disneyland«, sagte O’Neil.
    Dance sah ihn an. »Deine Idee von vorgestern: die Banken und Abhebungen in Höhe von neuntausendzweihundert Dollar. Das gesamte L. A. County – okay, das war vielleicht zu viel. Aber Anaheim? Ist wesentlich kleiner. Und wir kennen nun ihren Vornamen. Sowie vermutlich einen weiteren Anfangsbuchstaben ihres Namens. Können Ihre Leute das hinkriegen, Win?«
    »Klar, das dürfte eine deutlich überschaubarere Anzahl von Banken sein«, willigte er ein, nahm sein Telefon und gab die Bitte an die FBI-Dienststelle in Los Angeles durch.
    Dance rief im Point Lobos Inn an und erklärte den Frauen, was im Motel geschehen war.
    »Er ist schon wieder entwischt?«, fragte Samantha.
    »Ja, leider.« Sie nannte ihr die Einzelheiten der E-Mail, darunter auch den Namen der Absenderin, aber keine der drei Frauen konnte mit »Jennie M« oder »JMSUNGIRL« etwas anfangen.
    »Darüber hinaus haben wir Hinweise auf sadomasochistische Praktiken gefunden.« Sie beschrieb die Utensilien. »Passt das zu Pell, oder stammt es eher von der Frau? Im letzteren Fall könnte es uns helfen, die Suche einzugrenzen. Womöglich handelt es sich um eine Professionelle, eine Domina.«
    Samantha schwieg einen Moment. »Ich, äh... Das dürfte Daniels Idee gewesen sein«, sagte sie dann peinlich berührt. »Er war irgendwie so gepolt.«
    Dance bedankte sich. »Ich weiß, dass Sie gern wieder abreisen möchten. Ich verspreche, es wird nicht mehr lange dauern.«
    Nur wenige Minuten darauf erhielt Winston Kellogg einen Anruf. Seine Augen blitzten überrascht auf. Er hob den Kopf. »Die haben sie. Eine Frau namens Jennie Marston hat letzte Woche bei der Pacific Trust in Anaheim neuntausendzweihundert Dollar abgehoben – praktisch ihre gesamten Ersparnisse. In bar. Wir besorgen uns einen Gerichtsbeschluss, damit meine Kollegen und ein paar Deputies vom dortigen Sheriff’s Department ihr Haus durchsuchen können. Sie lassen uns wissen, was sie finden.«
    Manchmal hat man einfach Glück.
    O’Neil griff zum Telefon, und fünf Minuten später hatte Dance eine Bilddatei mit dem Führerscheinfoto der jungen Frau vor sich. Sie rief TJ in ihr Büro.
    »Ja?«
    Sie wies auf den Monitor. »Mach ein EFIS-Bild. Mit ihr als Brünette, Rothaarige, mit langem Haar, kurzem Haar. Zeig es beim Sea View Motel herum. Ich möchte sichergehen, dass sie es ist. Und falls ja, schicken wir eine Kopie an jeden Fernsehsender und jede Zeitung der Region.«
    »Verlass dich drauf, Boss.« Er beugte sich über ihre Tastatur, gab ein paar Befehle ein

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