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Die Menschenleserin

Die Menschenleserin

Titel: Die Menschenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Entwicklung gegeben. Seine Komplizin wurde als die vierundzwanzigjährige Jennie Ann Marston aus Anaheim, Kalifornien, identifiziert. Sie ist etwa einen Meter fünfundsechzig groß und wiegt ungefähr fünfzig Kilo. Ihr Führerscheinfoto wird nun oben links eingeblendet. Die Bilder rechts und darunter zeigen, wie sie derzeit aussehen könnte, nachdem sie ihr Haar abgeschnitten und gefärbt hat. Falls Sie die Frau sehen, versuchen Sie nicht, sie festzuhalten. Wählen Sie stattdessen den Notruf oder die Nummer der Hotline, die Sie unten eingeblendet sehen.«
    Auf dem Bild lächelte sie nicht; als würde es sie stören, dass die Kamera der Zulassungsstelle ihre verunzierte Nase festhalten und im Vergleich zu ihren Augen, Ohren und Lippen sogar noch betonen würde.
    Offenbar hatte Jennie also doch etwas im Zimmer des Sea View Motels zurückgelassen.
    Er drehte sie nun wieder dem tobenden Meer zu und stellte sich hinter sie.
    »Engelsgesänge«, flüsterte sie.
    Pell hielt sie einen Moment fest umschlungen und küsste sie dann auf die Wange.
    »Schau mal«, sagte er mit Blick auf den Boden.
    »Was denn?«
    »Der Stein da im Sand.«
    Er bückte sich und grub einen glatten, leuchtend grauen Stein aus, der bestimmt mehr als vier Kilo wog.
    »Wie sieht der für dich aus, Liebling?«
    »Oh, wenn du ihn so hältst, kommt er mir wie eine Katze vor, meinst du nicht auch? Eine schlafende, zusammengerollte Katze. Wie meine Jasmine.«
    »Du hattest eine Katze?« Pell wog den Stein in der Hand.
    »Als ich noch klein war. Meine Mutter hat sie geliebt und hätte ihr nie auch nur ein Haar krümmen können. Mir und vielen anderen Leuten hat sie ständig wehgetan, aber niemals Jasmine. Ist das nicht komisch?«
    »Ich habe genau das Gleiche gedacht, Liebling. Der Stein sieht aus wie eine Katze.«
     
    Dance rief zunächst O’Neil an, um ihm die Neuigkeit mitzuteilen.
    Er ging nicht ans Telefon, also hinterließ sie eine Nachricht. Es sah ihm nicht ähnlich, dass er nicht erreichbar war, aber sie wusste, dass er sie nicht absichtlich mied. Sogar sein Ausbruch … nun ja, kein Ausbruch, okay... sogar seine Kritik vorhin hatte auf dem aufrichtigen Wunsch beruht, den Fall möglichst effizient zu bearbeiten.
    Sie hatte sich schon des Öfteren gefragt, wie es wohl sein mochte, mit dem Polizisten/Buchsammler/Seefahrer zusammenzuleben. Einerseits sehr gut, andererseits sehr schlecht, lautete das übliche Ergebnis, und auch nun ging ihr wieder dieser Gedanke durch den Kopf, als sie den Hörer auflegte.
    Kellogg hielt sich im Konferenzraum auf. Sie bat ihn zu sich ins Büro. »Wir haben Theresa Croyton«, sagte sie. »Nagle hat gerade aus Napa angerufen. Stellen Sie sich vor: Sie hat seine Kaution bezahlt.«
    »Sieh mal an. Napa, hm? Dahin sind sie also gezogen. Fahren Sie hin, um mit ihr zu sprechen?«
    »Nein, sie kommt her. Mit ihrer Tante.«
    » Hierher ? Während Pell noch auf freiem Fuß ist?«
    »Sie wollte kommen. Hat sogar darauf beharrt. Andernfalls wäre sie nicht einverstanden gewesen.«
    »Mutig.«
    »Das kann man wohl sagen.«
    Dance rief den kräftigen Albert Stemple an und vereinbarte mit ihm, dass er während ihres Aufenthalts für Theresas Schutz sorgen würde.
    Sie blickte auf und sah, dass Kellogg mit unbewegter Miene die Fotos ihrer Kinder betrachtete, die auf dem Schreibtisch standen. Erneut fragte sie sich, ob die Tatsache, dass sie Mutter war, ihn in irgendeiner Weise berührte oder beunruhigte. Da ist eine offene Frage zwischen uns beiden, stellte sie fest und überlegte, ob es wohl noch andere gab – oder eher, wie die anderen wohl lauten mochten.
    Die große, komplizierte Reise des Herzens.
    »Es wird noch etwas dauern, bis Theresa hier eintrifft«, sagte Dance. »Ich würde gern zurück ins Hotel fahren und mit unseren Gästen sprechen.«
    »Das sollten Sie allein erledigen. Ich glaube, ein Mann würde nur stören.«
    Dance war der gleichen Meinung. Das Geschlecht der Beteiligten spielt für die Durchführung eines Verhörs eine wichtige Rolle. Abhängig vom jeweiligen Thema richtete Kathryn ihr Verhalten oft danach aus. Da Daniel Pell ein so bestimmender Faktor im Leben dieser Frauen gewesen war, hätte die Anwesenheit eines Mannes das Gleichgewicht kippen lassen können. Kellogg hatte sich zuvor schon zurückgehalten und die Befragung allein ihr überlassen, aber diesmal würde es besser sein, er wäre gar nicht zugegen. Sie sagte ihm dies und dankte ihm für sein Verständnis.
    Dann wollte sie aufstehen, aber

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