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Die Menschenleserin

Die Menschenleserin

Titel: Die Menschenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Zeitungsartikel... und die Polizei.«
    »Nein, nein, ich war wach.«
    Dance sah sie überrascht an. »Wirklich?«
    Das Mädchen blickte sogar noch erstaunter drein. »Ja, klar. Ich dachte, das ist der Grund, aus dem Sie mit mir sprechen wollten.«

...Siebenundvierzig

    »Reden Sie weiter, Tare.«
    Dance spürte, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte. War dies der Zugang zu einem bisher übersehenen Hinweis, der Rückschlüsse auf Daniel Pells Absichten zulassen würde?
    Das Mädchen zupfte sich am Ohrläppchen, dem mit den fünf Metallknöpfen darin, und die Spitze ihres Schuhs wölbte sich leicht nach oben, was bedeutete, dass sie ihre Zehen einrollte.
    Stress ...
    »Ich hatte vorher eine Weile geschlafen. Ja. Ich habe mich nicht wohlgefühlt. Aber dann bin ich aufgewacht. Ich hatte geträumt. An den Inhalt kann ich mich nicht mehr erinnern, aber ich glaube, es war ein Albtraum. Ich bin durch mein eigenes Stöhnen aufgewacht. Ist Ihnen das auch schon mal passiert?«
    »Natürlich.«
    »Oder ich hab was gerufen. Nur...« Ihre Stimme erstarb, und sie fummelte wieder an ihrem Ohr herum.
    »Sie sind sich nicht sicher, ob das Geräusch tatsächlich von Ihnen gestammt hat? Könnte es auch jemand anders gewesen sein?«
    Das Mädchen schluckte vernehmlich. Sie dachte in diesem Moment wohl, dass der Laut eventuell von einem ihrer sterbenden Angehörigen ausgestoßen worden war. »Richtig.«
    »Wissen Sie noch die Uhrzeit?« Der Todeszeitpunkt war auf den Zeitraum zwischen achtzehn Uhr dreißig und zwanzig Uhr eingegrenzt worden.
    Aber Theresa konnte sich nicht mehr genau daran erinnern. Sie grübelte.
    »Sind Sie im Bett geblieben?«
    »Ja.«
    »Haben Sie danach noch etwas gehört?«
    »Ja, Stimmen. Ich konnte sie sogar ziemlich gut hören. Ich war, Sie wissen schon, benommen, aber ich habe sie eindeutig gehört.«
    »Wer hat etwas gesagt?«
    »Keine Ahnung, es waren Männerstimmen. Aber definitiv nicht mein Vater oder mein Bruder, das weiß ich noch.«
    »Tare, haben Sie damals irgendjemandem davon erzählt?«
    »Ja.« Sie nickte. »Aber niemand hat sich dafür interessiert.«
    Wie, um alles in der Welt, hatte Reynolds das übersehen können?
    »Nun, dann erzählen Sie es mir jetzt. Was haben Sie gehört?«
    »Na ja, es war Verschiedenes. Zuerst hörte ich jemanden Geld erwähnen. Vierhundert Dollar. Das weiß ich noch genau.«
    Bei Pells Festnahme hatte man mehr als das sichergestellt. Vielleicht durchsuchten er und Newberg gerade Croytons Brieftasche und sprachen darüber, wie viel Geld darin steckte. Oder hatte jemand in Wahrheit von »vierhundert tausend Dollar« geredet?
    »Was noch?«
    »Okay, dann hat jemand – ein Mann, aber ein anderer – etwas über Kanada gesagt. Und jemand anders stellte eine Frage. Über Quebec.«
    »Und was für eine Frage war das?«
    »Er wollte einfach wissen, was Quebec war.«
    Jemand wusste nicht, was Quebec war? Dance fragte sich, ob das Newberg gewesen sein könnte – die Frauen hatten erzählt, er habe sich sehr gut mit Holzarbeiten, Elektronik und Computern ausgekannt, sei ansonsten aber wegen seines früheren Drogenkonsums ziemlich beschränkt gewesen.
    So, eine Verbindung nach Kanada. Wollte Pell dorthin fliehen? Die Grenze war sehr viel einfacher zu überqueren als die im Süden. Und es gab dort jede Menge Berggipfel.
    Dance lächelte und beugte sich vor. »Nur zu, Tare. Sie machen das gut.«
    »Dann hat jemand über gebrauchte Autos geredet«, fuhr Theresa fort. »Ein anderer Mann. Er hatte eine wirklich tiefe Stimme und hat schnell gesprochen.«
    Gebrauchtwagenhändler waren beliebte Firmen für Geldwäsche. Oder es könnte um die Anschaffung eines Fluchtwagens gegangen sein. Und es hatte sich nicht nur um Pell und Newberg gehandelt. Es war noch jemand dort gewesen. Eine dritte Person.
    »Hatte Ihr Vater geschäftlich mit Kanada zu tun?«
    »Das weiß ich nicht. Er ist viel gereist. Aber ich glaube nicht, dass er je Kanada erwähnt hat... Ich konnte nie begreifen, warum die Polizei mich damals nicht viel mehr gefragt hat. Aber da Pell im Gefängnis saß, spielte es keine Rolle. Doch nun ist er frei... Schon seit Mr. Nagle mir erzählt hat, dass Sie Hilfe bei der Suche nach dem Killer benötigen, versuche ich mir einen Reim auf das zu machen, was ich gehört habe. Vielleicht gelingt es Ihnen ja.«
    »Ich hoffe. War sonst noch etwas?«
    »Nein, ungefähr zu diesem Zeitpunkt bin ich wohl wieder eingeschlafen. Und als Nächstes weiß ich nur noch...« Sie schluckte erneut. »Da

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