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Die Menschenleserin

Die Menschenleserin

Titel: Die Menschenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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und die einer anderen Person, wahrscheinlich also die der Frau, tauchten an beiden Orten auf. Ein Abgleich mit den einschlägigen Datenbanken erbrachte keinen Treffer.
    »Eine Sache bereitet uns ein wenig Kopfschmerzen. Peter Bennington...«
    »Euer Mann aus dem Kriminallabor.«
    »Genau. Auf dem Boden des Thunderbird wurde an einer nicht verbrannten Stelle vor dem Fahrersitz Säure nachgewiesen. Sie ist erst kürzlich dorthin gelangt. Peter hat gesagt, es sei ein ziemlich aggressives Zeug – zwar mächtig verdünnt, aber immerhin hat die Feuerwehr von Watsonville den Wagen unter Wasser gesetzt, um ihn zu kühlen, also könnte die Säure anfangs deutlich stärker konzentriert gewesen sein.«
    »Du weißt doch, wie es um mich und diese Art von Spuren steht, Michael.«
    »Okay, worauf ich hinauswill, ist Folgendes: Die Säure war mit derselben Substanz vermischt, die man in Äpfeln, Trauben und Süßigkeiten findet.«
    »Und du glaubst jetzt, dass Pell... was? Etwas vergiftet hat?«
    Zentralkalifornien war wirtschaftlich vollständig auf die Produktion von Nahrungsmitteln ausgerichtet. Allein im Umkreis einer halben Autostunde gab es bereits Tausende Hektar von Feldern und Obstplantagen, ein Dutzend große Weingüter und zahlreiche weiterverarbeitende Betriebe.
    »Das wäre möglich. Vielleicht versteckt er sich auch in einer Plantage oder auf einem Weinberg. Wir haben ihm in Moss Landing Angst eingejagt, und er könnte darauf verzichtet haben, in einem Motel oder einer Pension unterzukriechen. Denk an das Tal des Himmels... Wir sollten ein paar Suchtrupps losschicken.«
    »Hast du Leute zur Verfügung?«, fragte sie.
    »Ich kann was organisieren. Und die CHP nehme ich auch mit ins Boot. Es gefällt mir zwar nicht, sie aus der Innenstadt und vom Highway 1 abzuziehen, aber ich glaube, uns bleibt keine andere Wahl.«
    Dance war der gleichen Ansicht. Sie berichtete ihm, was Carraneo über den Thunderbird herausgefunden hatte.
    »Wir kommen nicht gerade mit Lichtgeschwindigkeit voran, was?«
    »Stimmt«, pflichtete sie ihm bei.
    »Was machst du jetzt noch?«
    »Hausaufgaben.«
    »Ich dachte, die Kinder hätten schon Sommerferien.«
    » Meine Hausaufgaben. Zu der Fahndung.«
    »Ich bin sowieso in deine Richtung unterwegs. Soll ich dir helfen, deine Bleistifte anzuspitzen und die Tafel zu wischen?«
    »Bring der Lehrerin einen Apfel mit, und du bist dabei.«

... Zwanzig

    »Hallo, Michael«, sagte Wes und klatschte ab.
    »Hallo.«
    Die beiden unterhielten sich über das Tennislager des Jungen – O’Neil spielte ebenfalls – und darüber, wie man am besten die Schläger neu bespannte. Kathryns schlanker, muskulöser Sohn kam bislang mit fast allen Sportarten gut zurecht, konzentrierte sich gegenwärtig aber auf Tennis und Fußball. Er wollte gern auch Karate oder Aikido ausprobieren, aber Dance hielt ihn davon ab. Als Reaktion auf den Tod seines Vaters kochte Wes phasenweise vor Wut fast über, und es gefiel ihr nicht, ihn unter diesen Umständen einen Kampfsport lernen zu lassen.
    O’Neil hatte sich vorgenommen, den Jungen für gesunde Sportarten und andere Zeitvertreibe zu begeistern, und ihn daher mit zwei vollkommen gegensätzlichen Beschäftigungen vertraut gemacht: dem Sammeln von Büchern und dem Aufenthalt an O’Neils Lieblingsfleck auf Erden, der Monterey Bay. (Dance dachte manchmal, der Detective sei in der falschen Zeit geboren worden, denn sie konnte ihn sich mühelos als Kapitän eines altmodischen Segelschiffs oder eines Fischerboots in den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts vorstellen.) Gelegentlich, wenn Dance mit Maggie einen Mutter/Tochter-Ausflug unternahm, verbrachte Wes einen Nachmittag auf O’Neils Boot und angelte oder beobachtete Wale. Dance wurde sofort seekrank, wenn sie keine Tablette dagegen einnahm, aber Wes war offenbar bereits seefest geboren worden.
    Michael und der Junge sprachen noch kurz über den geplanten Angelausflug in ein paar Wochen, und dann wünschte Wes ihnen eine gute Nacht und zog sich in sein Zimmer zurück.
    Dance schenkte jedem ein Glas Wein ein. O’Neil war Rotweintrinker und bevorzugte Cabernet. Sie nahm einen Pinot Grigio. Dann gingen sie ins Wohnzimmer und setzten sich auf die Couch. Der Detective saß zufällig genau unter Kathryns Hochzeitsfoto. Er und Bill Swenson waren gute Freunde gewesen und hatten auch häufig beruflich miteinander zu tun gehabt. Vor Bills Tod hatte es eine kurze Phase gegeben, in der Dance, ihr Ehemann und O’Neil alle drei im

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