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Die Menschenleserin

Die Menschenleserin

Titel: Die Menschenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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aktiven Polizeidienst gestanden hatten; sie hatten sogar gemeinsam an einem Fall gearbeitet. Bill für die Bundesbehörden, Kathryn für den Staat, Michael für den Bezirk.
    Mit lautem Knacken öffnete der Detective nun den Plastikbehälter mit Sushi, den er sich mitgebracht hatte. Das Geräusch wirkte wie Pawlows Glocke, denn die Hunde sprangen beide sofort auf und liefen zu ihm: Dylan, der Deutsche Schäferhund, der natürlich nach dem Liedermacher benannt war, und Patsy, die Retrieverdame, die ihren Namen Miss Cline verdankte, Dances Lieblingscountrysängerin.
    »Kann ich ihnen was geben?«
    »Nur wenn du ihnen hinterher die Zähne putzt.«
    »Tut mir leid, ihr beiden«, sagte O’Neil und hielt Dance die Packung hin. »Ich hab den Apfel vergessen, Frau Lehrerin. Wie wär’s mit Thunfisch?«
    Sie lehnte das Angebot lachend ab. Er fing an zu essen, ohne die Sojasoße oder die Wasabipaste auch nur zu öffnen. Er sah sehr müde aus. Vielleicht hatte er bloß keine Lust, sich mit den Schälchen abzumühen.
    »Eines wollte ich dich noch fragen«, sagte Dance. »Ist der Sheriff damit einverstanden, dass das CBI die Fahndung leitet?«
    O’Neil legte die Stäbchen hin und fuhr sich mit der Hand durch das graumelierte Haar. »Ich möchte dir mal was erzählen. Als mein Vater in Vietnam war, musste sein Zug bisweilen Tunnel des Vietcong ausräuchern. Manchmal gab es dort versteckte Sprengladungen, manchmal auch feindliche Soldaten. Es war der gefährlichste Job in diesem Krieg. Dad hat dort eine Angst entwickelt, die er nie wieder losgeworden ist.«
    »Klaustrophobie?«
    »Nein. Freiwilligophobie. Er hat einen Tunnel gesäubert und dann kein einziges Mal mehr seine Hand gehoben. Niemand kann so ganz begreifen, wieso ausgerechnet du dich hierfür gemeldet hast.«
    Sie lachte. »Du irrst dich.« Dann schilderte sie ihm den Trick, mit dem Overby den Fall an sich gerissen hatte, bevor die CHP oder das MCSO zum Zug kommen konnten.
    »Ich hab mich schon gewundert. Nur fürs Protokoll: Wir vermissen den Fish genauso sehr wie ihr.«
    Damit war Stanley Fishburne gemeint, der frühere Leiter des CBI.
    »Nein, ganz bestimmt nicht so sehr wie wir«, stellte Dance klar.
    »Okay, vermutlich nicht. Aber um deine Frage zu beantworten, alle sind geradezu entzückt , dich hier am Ruder zu wissen. Mögen Gott und die Macht mit dir sein.«
    Dance räumte einige Zeitschriften-und Bücherstapel beiseite und breitete dann Morton Nagles Material vor ihnen aus. Die Unterlagen mochten ja durchaus nur einen kleinen Teil der Bücher, Zeitungsausschnitte und Notizen darstellen, die Nagles Arbeitszimmer füllten, doch es war immer noch eine beängstigende Menge.
    Sie fand ein Verzeichnis der Beweismittel und anderen Gegenstände, die nach den Croyton-Morden in Pells Haus in Seaside sichergestellt worden waren. Es gab ein Dutzend Bücher über Charles Manson, mehrere große Aktenordner und den Vermerk eines Beamten der Spurensicherung: Gegenstand Nr. 23. Gefunden in dem Karton, in dem die Manson-Bücher aufbewahrt wurden: Trilby , Roman von George du Maurier. Buch wurde häufig gelesen. Viele Randnotizen. Nichts davon für den Fall relevant.
    »Hast du je davon gehört?«, fragte sie.
    O’Neil las sehr viel, und die große Büchersammlung bei ihm zu Hause umfasste so gut wie alle Literaturgattungen. Aber dieser Titel war ihm noch nie untergekommen.
    Dance nahm ihren Laptop, ging online und schlug es nach. »Das ist ja interessant. George du Maurier war der Großvater von Daphne du Maurier.« Sie überflog einige Inhaltsangaben und Rezensionen des Buches. »Anscheinend ist Trilby ein gewaltiger Bestseller gewesen, eine Art Sakrileg seiner Zeit. Sagt dir der Name ›Svengali‹ etwas?«
    »Ich weiß nur, dass er so etwas wie ein Hypnotiseur gewesen ist.«
    »Wirklich interessant. In dem Buch geht es um einen verhinderten Musiker, Svengali, der eine junge und schöne Sängerin trifft – ihr Vorname lautet Trilby. Aber sie ist bis jetzt nicht sehr erfolgreich gewesen. Svengali verliebt sich in sie, doch sie will nichts mit ihm zu tun haben, also hypnotisiert er sie. Daraufhin macht sie zwar Karriere, wird aber zugleich seine geistige Sklavin. Am Ende stirbt Svengali, und weil du Maurier offenbar geglaubt hat, dass ein Roboter nicht ohne seinen Herrn überleben kann, stirbt auch Trilby.«
    »Ich schätze, dann gab es wohl keine Fortsetzung.« O’Neil blätterte in einem Stapel Notizen. »Kann Nagle sich vorstellen, was Pell als Nächstes plant?«
    »Eher

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