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Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu

Titel: Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hideo Okuda
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Gegenüber nicht für gleichwertig hielt, wurde er nicht wütend.
    »Ihre Generation, Herr Anpo, ist viel zu rational«, meinte der Moderator mit einem Blick in die Ferne. »Der Computer ist eine Art Spielzeugersatz und Ihr Denken digital.«
    Takaaki zuckte schweigend die Achseln. Die Reden der analogen Greise hatte er schon bis zum Überdruss gehört. Die Welt war schon längst durch das Internet eins geworden. Diejenigen, die das noch nicht gemerkt hatten, mussten halt sehen, wo sie blieben.
     
    Als er wieder im Auto saß und zu seinem nächsten Termin fuhr, machte sich Miyuki wieder Sorgen um ihn.
    »Herr Direktor, Sie haben heute schon wieder ein Hiragana vergessen«, seufzte sie mit düsterem Gesicht.

    »Kein Problem. Ich wurde trotzdem verstanden.«
    »Das ist nicht das Problem…«
    »Nein, genau darum geht es. Wenn man Weiß als Schwarz übermittelt, dann läuft etwas falsch, aber solange Weiß ganz ordentlich als Weiß gesendet wird, dann ist alles im Lot. Ohnehin sind Hiragana an sich doch ziemlich unklar. Wissen Sie eigentlich, dass der Westen auf Japan deshalb herabsieht, weil wir keine Buchstaben, sondern ein auf Ideogrammen basierendes Schriftsystem haben? Für die sind das nur Hieroglyphen, mit anderen Worten, noch nicht rationalisierte Zeichen.«
    »Aber diese Zeichen sind unsere Kultur…«
    »Schwachsinn, sage ich nur. Das ist das Gegenteil von Globalisierung. Was steht eigentlich als Nächstes auf dem Terminplan?«
    »Das Irabu-Hospital.«
    »Das ist doch nicht Ihr Ernst! Auf keinen Fall.« Takaaki verdrehte die Augen.
    »Sie müssen gehen. Der Arzt hat das schließlich angeordnet«, sagte Miyuki mit bitterernstem Gesicht.
    »Sie wissen doch gar nicht, was das für ein Arzt ist.«
    »Ich bitte Sie: Gehen Sie da hin. Eine Therapie wie diese zeigt nicht über Nacht Wirkung, habe ich gelesen.«
    Miyuki war überraschend hartnäckig. Takaaki schwieg und zog ein verdrießliches Gesicht. Da sie sich ja um ihn Sorgen machte, konnte er ihr nicht widersprechen.
     
    »Hihihi.«
    Als er wieder in Irabus Praxis war, lachte dieser wie ein tief in den Wäldern hausender Dämon. Takaaki bereute es, gekommen zu sein.
    »Ich habe Sie heute im Fernsehen gesehen. Jetzt weiß ich den Grund für Ihr Hiragana-Alzheimersyndrom.«

    Irabu beugte sich in seinem Sofa nach vorne und knackte mit den Fingern.
    »Bitte schön, verpassen Sie mir wieder eine neue Krankheit.«
    Er verzog das Gesicht und setzte sich auf den Hocker.
    »Wenn Ihnen ein Hiragana nicht einfällt, dann tippen Sie mit Ihren Fingern in der Luft wie auf einer Computertastatur.«
    »Tue ich das? Daran kann ich mich nicht erinnnern.«
    »Ich hab’s gesehen, wie Sie auf dem Tisch Piano gespielt haben.«
    Irabu demonstrierte ihm gestenreich seine Beobachtung.
    »Da Sie zu viel am Computer sitzen, hat sich in Ihrem Kopf die alphabetische Eingabe der Hiragana festgesetzt. Das Zeichenfällt Ihnen erst dann ein, wenn Sie vor Ihrem geistigen Auge R und U eingetippt haben.«
    »Das scheint Sie ja mächtig zu amüsieren, Herr Doktor. Und! Was wollen Sie damit jetzt sagen?« Takaaki streckte angriffslustig sein Kinn vor.
    Irabu machte ein Gesicht wie ein Grundschüler, der für seine Leistung nicht gelobt worden war. »Sie sind wirklich langweilig, Herr Anpo. Tun Sie doch wenigstens so, als seien Sie überrascht! Das ist schon eine Art von psychosomatischer Störung.«
    »Wieso? Ich kann lesen und schreiben. Ich sehe da kein Problem.«
    »Ganz im Gegenteil. Sie können keine Hiragana schreiben.«
    Takaaki räusperte sich kurz. Nun wollte er dem dicken Doktor die Sache logisch darlegen. »Jetzt hören Sie mir mal zu. Das Schreiben mit der Hand gehört praktisch schon der Vergangenheit an. Geschäftsbriefe werden heutzutage auf dem Computer getippt, genauso wie firmeninterne Dokumente oder Memos. Wer keine Zeichen mit der Hand schreiben kann, hat inzwischen keine Nachteile mehr. Ich wage die Prognose, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre die staatlichen Prüfungen für sino-japanische Zeichen abgeschafft werden.«

    »Tja, dann müssten Sie sich ja gar keine Sorgen machen.«
    »So ist es. Es reicht, wenn ich meine Kreditkartenunterschrift kann.«
    Irabu machte ein unwilliges Gesicht. »Keine Freude hat man mit Ihnen als Patient!«, brummte er und kratzte sich mit einem Kugelschreiber am Kopf. »Aber daher kommt doch Ihre Vergesslichkeit bei Bezeichnungen für Dinge oder bei Begrüßungen.«
    »Auch das sind nur Lappalien. Angenommen, ich würde die Bezeichnung

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