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Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu

Titel: Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hideo Okuda
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Moderator wieder.
    Erneut bekam Takaaki die obligatorische Tafel in die Hand gedrückt, auf der er seine Botschaft an die Welt schreiben sollte. Er nahm den Stift in die Hand und schrieb das Motto, das er sich ausgedacht hatte:
    Viel Lärm um nichts.
    Der Moderator runzelte die Stirn. »Was soll das denn bedeuten?«

    »Ich will damit sagen, dass die Leute sich zu sehr aufregen«, erwiderte Takaaki und errötete etwas.
    »Ich glaube eher, Sie übertreiben es mit Ihren Späßen! Sie wollen wohl mit dieser flamboyanten Haltung die Leute zum Widerspruch herausfordern.« Der Moderator hämmerte auf den Tisch wie auf einer Trommel.
     
    Im Wagen machte Miyuki wieder ein düsteres Gesicht. »Herr Direktor, jetzt sagen Sie mir doch bitte, was mit Ihnen los ist. Kanji können Sie noch schreiben, aber Hiragana scheinen ja völlig aus Ihrem Gedächtnis verschwunden zu sein.«
    »Das kann man so nicht sagen. Die Hälfte von denen kann ich schon noch schreiben.«
    »Die Hälfte? Das ist doch nicht normal. Ich kann nicht begreifen, wie Sie das so gelassen hinnehmen können. Es ist mir ein Rätsel.«
    »Sie machen sich zu viel Sorgen. Solange das Geschäft nicht darunter leidet…«
    »Wenn man Kanji vergisst, könnte man das ja noch verstehen, aber Hiragana…!«, murrte sie neben ihm weiter.
    »Miyuki, jedes Kanji hat eine eigene Bedeutung. Das Mi in Ihrem Namen bedeutet zum Beispiel ›schön‹. Das kann ich noch akzeptieren. Aber das Hiragana mi hat nicht die geringste Bedeutung. Das kann ich genausogut mit den Buchstaben M und I wiedergeben.«
    »Jedenfalls gehen Sie auch heute wieder zu Herrn Irabu.« Sie klappte das Notebook auf und änderte den Terminplan.
    »Alles, nur das nicht! Dieser Doktor ist nicht ganz dicht.«
    »Ich habe schon mit dem Doktor telefoniert, der meinte, ich soll Sie auf jeden Fall mitbringen, auch wenn Sie sich sträuben.«
    Dieser dumme Mensch! Irabus Gesicht tauchte vor ihm auf, dazu sein fleischig wabbelndes Kinn.

    »Keine Widerrede, Sie gehen!«
    Takaaki seufzte und schwieg.
    »Ich habe aber auch eine gute Nachricht für Sie. In der Rangliste der Zugriffe auf Webseiten haben wir es jetzt auf den siebten Platz geschafft.«
    »Na, sieh mal an! Sind wir endlich unter den Top Ten.«
    »Wegen der vermehrten Zugriffe baut sich allerdings unsere Webseite langsamer als vorher auf.«
    »Gut, dann müssen wir die Netzwerkumgebung verbessern. Veranlassen Sie alles Nötige.«
    Takaaki ballte die Faust wie ein Tennisspieler nach einem gewonnenen Ballwechsel.
    »In fünf Jahren haben wir Yahoo überholt«, murmelte er.
    Auch wenn er von allen Seiten angegriffen wurde, es lohnte sich Medienpräsenz zu zeigen. Dieselbe Wirkung hätte er mit Werbung nur durch den Einsatz von zig Millionen Yen erreicht. Zumindest dafür waren die alten Medien gut. Sein Ziel war es, seine Firma zur globalen Nummer eins zu machen.
     
    »Hihihi.«
    Wieder ließ Irabu sein gemeines Lachen hören, kaum dass Takaaki die Praxis betrat, und winkte ihn mit dem Zeigefinger zu sich.
    »Ich habe Sie heute wieder im Fernsehen gesehen. Herr Anpo, Sie haben sugi von sawagisugi mit dem Zeichen für ›Zeder‹ geschrieben.«
    Hatte dieser Tunichtgut keine anderen Patienten? Takaaki unterdrückte das in ihm aufkommende Gefühl der Geringschätzung und ließ sich auf dem Hocker nieder.
    »Das Zeichen fiel mir in dem Moment gerade ein. Ich habe natürlich nicht den Baum gemeint, sondern nur den nächstbesten Ersatz für dieselbe Lesung genommen.«

    »Aha, sozusagen ein Umwandlungsfehler«, leckte sich Irabu die Lippen.
    »Umwandlungsfehler?«
    »Ja. Wie schon gesagt, wenn Ihnen Hiragana nicht einfallen, gehen Sie in Ihrem Kopf die Computertastatur durch, bis Sie die richtigen finden. Heute waren es SUGI, die dann als Kanjierschienen.«
    »Aha.« Takaaki zuckte mit den Schultern. So gesehen lag Irabu nicht falsch.
    »Glauben Sie, mit einem ›Aha‹ sei es abgetan?«
    »Nein?«
    »Wie langweilig!« Irabu zog die Nase kraus. »Ein bisschen nervös sollte Sie das schon machen.«
    »Ich bin nicht nervös. Solange das nicht über Sieg oder Niederlage entscheidet.«
    »Na gut, jedenfalls gibt’s erst einmal’ne Spritze. Mayumi, sei ein Schatz und komm doch mal!«
    »Schon wieder eine Spritze?«
    Der Vorhang ging auf, und wieder erschien Mayumi mit den Utensilien vom letzten Mal. Heute schien sie besonders schlechte Laune zu haben.
    »Alles klar. Ich lasse mich spritzen. Traubenzuckerlösung, richtig?«
    Da er nicht noch einmal geschlagen werden

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