Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu
aus. Warum wurde ihm jedes Mal so übel mitgespielt? Er schüttelte fassungslos den Kopf.
» Maiasa hamigaki wasurenai - Jeden Tag die Zähne putzen! «
Vor Aufregung konnte er sich nicht auf die Karten konzentrieren. Jemand nahm die entsprechende Karte an sich. Auch die nächste und die übernächste waren schnell weg. Die Kinder wurden wieder munter, und schon bald ging es hoch her im Unterrichtsraum. Als Takaaki die lachenden Gesichter sah, kam er allmählich wieder zu sich.
Wenn nur einer gewinnt, verlieren die anderen die Lust, sich mit ihm abzugeben. Mayumis Worte rumorten in seiner Brust. Kraftlos sackten seine Schultern nach unten, und er stieß einen leisen Seufzer aus. Sie hatte nicht ganz Unrecht. Für ihn ging es grundsätzlich darum, immer der Erste zu sein. Verlieren konnte er ums Verrecken nicht ausstehen. Wohl auch deswegen hatte er inzwischen keinen Freund mehr aus seinen Studententagen. Mit den Kameraden zu teilen, war nicht seine Sache. Seine jetzigen Freunde waren nur Reiche und Prominente. Wie man mit Normalsterblichen umging, hatte er völlig vergessen. Sein Maßstab für die vergangenen zehn Jahre war stets, was bei einer Sache für ihn herausspringen würde und inwiefern sie zweckmäßig war.
Das Spiel ging weiter.
» Sensei , Irabu hat mir eine Karte geklaut!«, beschwerte sich ein Mädchen.
»Stimmt doch gar nicht!«, rechtfertigte sich der Angegriffene.
Da ein Streit auszubrechen drohte, griff Takaaki ein. Was er denn überhaupt für ein Mensch sei, wollte er von ihm wissen, als das Fenster zum Unterrichtsraum aufging und Miyuki mit blassem Gesicht reinschaute.
»Herr Direktor, das Urteil wurde gerade eben verkündet«, sagte sie mit zitternder Stimme.
»Aha. Und, wie lautet es?«
»Das Gericht hat die einstweilige Verfügung verhängt. Unserer Klage wurde stattgegeben.«
Takaaki glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. »Das gibt’s doch gar nicht!« Unwillkürlich sprang er auf.
»Wir haben gewonnen!« Miyuki hatte Tränen in den Augen.
»Jawoll!«, stieß er mit geballter Faust aus. Er war sich sicher gewesen, zu verlieren. Die alten Knacker würden sicher die Gelegenheit nutzen, um mit den Jungen abzurechnen, hatte er geglaubt.
Doch anscheinend galt das Recht in diesem Land noch etwas. Der Geist des Gesetzes erlaubte keine Absprachen der Mächtigen untereinander.
»Herr Direktor, am Eingang warten die Medien schon auf Sie.«
»Alles klar. Ich komme sofort.«
Als er rasch das Zimmer verlassen wollte, sprach ihn ein Mädchen an.
»Onkel Anponmann, wann kommst du wieder zum Spielen?«
»Hmm, der Onkel kann vielleicht für eine Weile nicht kommen, da er viel zu tun hat«, antwortete er sanft.
»Dann schreib uns einen Brief!«
»Einen Brief? Geht auch eine Mail?«
»Was ist denn eine Mail?«
Ach so, er hatte es ja mit einem Kleinkind zu tun. Er lächelte gequält.
»Okay, dann schreibe ich eben einen Brief. Auf Hiragana.«
Er schlüpfte in seine Schuhe und lief durch den Garten, als schon die ersten Blitzlichter aufflammten.
Auch für die Medien kam dieses Urteil anscheinend überraschend, denn sie warteten mit gespannten Mienen auf ihn. Darunter waren auch Reporter, die es am liebsten gesehen hätten, wenn ein IT-Millionär eine herbe Schlappe eingesteckt hätte, und er spürte ihre herausfordernden Blicke auf sich. Zuerst fragte man ihn, wie er sich jetzt fühlte.
»Ich habe nichts anderes erwartet. Wir waren von Anfang an vom Erfolg unserer Klage überzeugt und mit Recht, wie man sieht. Das ist ein Beweis dafür, dass unsere Justiz gut funktioniert. Damit hat sich Japan eine Blamage gegenüber der internationalen Gemeinschaft erspart.«
Er stand da, mit entspanntem Gesicht und stolz geschwellter Brust, als wolle er sagen, wer zuletzt lacht, lacht am besten.
»Herr Anpo, Sie werden wohl auch weiterhin Aktien von Nippon Hōsō ankaufen, richtig? Damit werden Sie dann den Radiosender effektiv unter Ihre Kontrolle bringen. Könnten Sie vielleicht dazu etwas sagen?«
»Wenn ich Reformen auf den Weg bringe, dann mit dem Ziel, den Wert des Unternehmens zu steigern. Jedenfalls werden durch mich niemandem Nachteile entstehen, was ja wohl auch selbstverständlich ist.«
»Die Angestellten von Nippon Hōsō haben die Ablehnung Ihrer Person sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, Herr Anpo.«
Nicht zu fassen. Was wollten diese Relikte einer längst vergangenen Zeit überhaupt?
»Dazu möchte ich Folgendes …« Hinter sich hörte er Schritte auf dem Kiesweg. Er drehte sich
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