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Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu

Titel: Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hideo Okuda
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um und sah Mayumi mit einem Blecheimer in der Hand auf sich zukommen. Instinktiv zog er den Kopf ein. Sie passierte die Gruppe von Reportern, ohne ihnen die geringste Beachtung zu schenken, und verließ das Gelände durch das Tor.
    Meine Güte, dachte Takaaki, die soll mich nicht so erschrecken. Schließlich erschien auch Irabu, der wie üblich in die Kameras grinste und sein Victoryzeichen machte.
    »Sie, jetzt reißen Sie sich aber etwas zusammen«, richtete sich Takaaki wieder auf und wartete, bis Irabu verschwunden war.
    Er atmete auf und wendete sich wieder den Mikrofonen zu. Über den Köpfen der Reporter sah er in einiger Entfernung Mayumi. Sie drehte sich um und warf ihm einen flüchtigen Blick zu. Er hatte den Eindruck, als würde sie ein spöttisches Gesicht machen. Er fasste sich an den Kopf, wo er Bekanntschaft mit ihrem Blecheimer gemacht hatte.
    »Ääh, wie ich gerade sagen wollte, habe ich vor, als Erstes mit den Angestellten zu sprechen«, sagte er ganz unbewusst mit
ausgesuchter Höflichkeit. »Ich möchte mich an dieser Stelle auch zutiefst für den unangemessenen Ausdruck ›Herrschaft‹ entschuldigen, den ich in der Vergangenheit verwendet habe. Ich bitte vielmals um Verzeihung.«
    Ein Raunen ging durch die Reporterschar. Die ausgestreckten Mikrofone senkten sich etwas.
    »Ich glaube an den Zusammenschluss der herkömmlichen Medien und des Internets, und ich denke, der einzige Weg für den Radiosender zu überleben ist die Ankoppelung an das Internet. Diese Zukunft suche ich und möchte natürlich gerne wissen, was die Angestellten dazu zu sagen haben. Zurzeit bin ich natürlich nur ein Aktionär und nicht in der Position, der Firma Leitlinien aufzuzeigen. Ich möchte mich durch meine Beteiligung an der Unternehmensführung nicht persönlich bereichern, sondern ich möchte, dass alle davon profitieren. Ich bitte Sie darum, nicht die Tür zuzuschlagen, sondern erst einmal zu hören, was ich zu sagen habe. Auch ich werde Ihnen gegenüber offen sein.«
    Die Reporter schwiegen konsterniert. War er verrückt geworden?
    »… also, die Edo-TV -Gruppe wird auch weiterhin die Strategie verfolgen, die Beteiligung von Livefast zu verhindern, denke ich. Glauben Sie, dass der Kampf schon beendet ist?«, fragte ein Reporter.
    Natürlich ging der Kampf weiter. Das alte System würde nicht einfach die weiße Flagge schwenken.
    »Das kann ich nicht sagen. Was ich aber noch einmal betonen möchte, ist: Wären Sie nicht bereit, Livefast als Partner von Ihnen allen zu akzeptieren? Es wird nicht zu Ihrem Nachteil sein, das verspreche ich.«
    Takaaki verbeugte sich tief, worauf ein Blitzlichtgewitter über ihn hereinbrach. Er bemerkte, dass die Haltung der Journalisten
nun eine andere war. Sie hielten Abstand und bestürmten ihn nicht mit Fragen.
    »Das wäre dann alles für heute, meine Damen und Herren«, beendete Miyuki die improvisierte Pressekonferenz, packte Takaaki am Arm und ging mit ihm durch das Tor nach draußen. Sie stiegen sofort in den dort schon bereitstehenden Wagen.
    »Herr Direktor, das war ja richtig erwachsen, wenn ich das mal so sagen darf. Sie haben eine gute Figur gemacht«, sagte sie im Spaß und mit offensichtlichem Vergnügen.
    »Jetzt hören Sie schon auf«, sagte er und versetzte ihr einen sanften Nasenstüber.
    Er sank in den Rücksitz und sofort wich die ganze Anspannung aus seinen Schultern. Langsam machte sich in ihm ein Gefühl der Freude breit.
    »Jaah!«, brach es aus ihm heraus.
     
    Takaakis Verneigung hatte eine Wirkung, die nicht vorauszusehen war. Die Größen der Wirtschaftswelt zeigten sich milde gestimmt, und der einhellige Tenor war, dass man ihn jetzt besser verstehen würde. Auch der Ton in den Medien schlug um. Einst als vorlauter IT-Millionär angesehen, wurde er nun als weitblickender IT-Unternehmer gehandelt.
    Wenn allein durch eine Verbeugung der Wind sich in dieser Weise drehte, war das ein Beweis dafür, dass die menschliche Gesellschaft nicht auf rationalen Prinzipien beruhte. Das waren alles Dummköpfe, die nicht fähig waren, logisch zu denken.
    Hahaha, lachte sich Takaaki ins Fäustchen. Sich verbeugen kostete ihn nichts, und er bekam, was er wollte. Es war kaum zu glauben.
     
    Erneut bekam er eine Einladung in die Fernsehsendung.
    »Herr Anpo, was ist denn seit einiger Zeit mit Ihnen los? Sie
waren doch angetreten, um dem alten System die Fangzähne zu ziehen. Es ist doch langweilig, wenn Sie nicht mehr jugendlich-wild daherkommen. Das ist ja schon fast ein

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