Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu
mit einem Gummiband auf dem Tisch.
»Also … Herr Doktor, ich weiß nicht recht…«
»Sehen Sie’s als Service von uns an«, meinte Irabu mit breitem Grinsen und honigsüßer Stimme.
»Ja, das mag sein, aber …«
Mayumi öffnete ihren Mantel, und Ryōhei starrte auf zwei wohlgeformte Beine, die unter einem weißen Minirock herausragten.
»Au!«, schrie er im nächsten Moment, als die Spritze zustach und sein Arm von einem Schmerz durchzuckt wurde.
Ein dunkler Schatten fiel von der Seite auf ihn. Er drehte den Kopf und sah Irabu mit erregtem Gesicht auf die Einstichstelle starren.
Was waren die beiden für Menschen? Ryōhei glaubte, am helllichten Tag zu träumen.
»Ja, trotzdem ist das hier wirklich tiefste Provinz«, meinte Irabu anschließend, als er aus dem Fenster blickte.
»Na ja, es ist ja nur eine kleine Insel mit gerade einmal zweitausendfünfhundert Bewohnern.«
»Wie? Kommt pro Tag etwa mehr als ein Patient her?«
»Ja, hier leben viele betagte Menschen, und das Wartezimmer ist am Vormittag voll. Dreißig Prozent der Bewohner sind schon über sechzig Jahre.«
»Hm, Senioren. Eine Injektion in runzelige Haut macht nicht gerade viel Spaß.« Irabu machte den Mund beim Gähnen weit auf und massierte mit den Händen seinen Nacken.
In dem Moment hörten sie von der Straße her eine gellende Stimme aus einem Lautsprecher: »Wählen Sie Herrn Takeshi Ogura!« Die Stimme gehörte einer älteren Frau, allem Anschein nach eine Parteigängerin von Ogura. Ab heute begann der Wahlkampf.
»Für eine Weile wird es etwas laut in der Gegend werden«, klärte Ryōhei Irabu auf.
»Ach ja, es gibt ja noch die Vorsorgespritzen für Schüler!«, rief Irabu und schnippte mit dem Finger, ohne sich um das zu kümmern, was Ryōhei sagte.
Mayumi packte eine Katze, die durch das Fenster gekommen war, fuchtelte mit der Spritze vor ihr herum und sagte: »Komm, komm, komm, mein Schätzchen. Na, wie gefällt dir das?«
Ryōhei wurde angesicht der Haltung der beiden, die ihrer Umgebung wenig Beachtung zollten, immer besorgter. Aber gut, redete er sich ein, es sind ja nur zwei Monate. Ohnehin fuhren die älteren Mitbürger mit finanzieller Unterstützung der Stadt regelmäßig nach Tokio, um sich dort in einem großen Krankenhaus untersuchen zu lassen. Das Behandlungszentrum war mehr ein Ort, um soziale Kontakte zu pflegen.
Irabu und Mayumi begannen, der Katze eine Spritze zu verpassen. Beide leckten sich die Lippen.
»Herr Doktor, Sie müssen die Katze gut festhalten.«
»Au, jetzt hat sie mich gekratzt! Mistvieh.«
Plötzlich waren im Zimmer eine Menge Katzen, die gemeinsam losmiauten.
Ryōhei kam am Nachmittag zurück ins Rathaus und hatte sich gerade an seinen Schreibtisch gesetzt, als er von Muroi auf den Korrior gerufen wurde. »Ich fahr zum Sportzentrum und du kommst mit«, sagte er knapp, ohne eine Antwort abzuwarten.
Ryōhei konnte sich schon vorstellen, worum es ging. Im Sportzentrum gab es die sogenannte Freizeitgesellschaft, der der ehemalige Bürgermeister Yagi vorstand. Dort würde man ihm sicher die Pistole auf die Brust setzen. Er hatte überhaupt keine Zeit, um Widerstand zu leisten, sondern wurde zum Auto gezogen und reingesetzt. Neben ihm auf dem Rücksitz saß der Leiter der Stadtreinigung, Kobayashi.
»Der Tattergreis Ogura will die Leute vom Pensionsdorf auf
seine Seite bringen, indem er ihnen verspricht, den Weg zum Wald mit Straßenlaternen beleuchten zu lassen«, sagte Kobayashi erregt.
»Fünf Ehepaare bedeuten zehn Stimmen. Scheiße, das hat uns gerade noch gefehlt!«
»Soll’n wir die uns vorknöpfen? Wenn’se nicht für Yagi sind, dann sagen wir, wir verlangen von den Tauchern, die bei ihnen übernachten,’ne Umweltabgabe, oder so was.«
»Geht nich’. Dann machen wir uns die Gaststättengewerkschaft zum Feind.«
»Obwohl die sogar auf dem Grund und Boden, der der Stadt gehört, ihre privaten Kleingärten bewirtschaften.«
Die beiden schimpften auf den gegenwärtigen Bürgermeister, und als Ryōhei keine Anstalten machte, mit einzustimmen, fuhren sie ihn an: »Hey du, du kannst auch mal was dazu sagen!«
Im Sportzentrum angekommen, drängten sie ihn aus dem Auto. Auf den Blumenbeeten jätete eine junge Frau Unkraut. Als sie Muroi sah, winkte sie fröhlich.
»Das Mädchen ist meine Nichte. In der Yagi-Ära hatte’se’ne Million gespart und konnte im Rathaus arbeiten. Nach’nem Jahr gab’s’nen Machtwechsel im Rathaus und seitdem arbeitet se hier. Ich kann meinen
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