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Die Merle-Trilogie 03 - Das Gläserne Wort

Die Merle-Trilogie 03 - Das Gläserne Wort

Titel: Die Merle-Trilogie 03 - Das Gläserne Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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seiner steinernen Unterseite, aber die winzigen Splitter, die sie aus seinem Körper hieben, schwächten ihn nicht.
    „Sie sind zu wenige", sagte Serafin. „Das ist es ja, was ich meine. Zu wenige Wächter, und jetzt zu wenige, um diese Katastrophe da unten zu untersuchen. Es sei denn -"
    „Es sei denn", sagte Merle, „das hier wäre nicht die einzige Stel e im Auge, an der so etwas passiert ist!" Natürlich, Winter streifte auf seiner Suche nach Sommer kreuz und quer durch die Festung, genauso wie er es in der Hölle getan hatte. Wenn er seinen Pfaden über die Welt genauso chaotisch folgte, war es kein Wunder, dass die Jahreszeiten so unzuverlässig waren: Mal fror es noch im April, mal nicht, und nie konnte man vorhersagen, wie das Wetter nächste Woche wurde.
    „Die Sphinxe sind sicher aus aller Welt herbeigeströmt, um Zeugen der Auferstehung des Sohns der Mutter zu werden", sagte die Königin. „Keiner wird sich das entgehen lassen."
    Und Winter ist über sie gekommen wie ein Sturmwind, dachte Merle und stellte sich riesige Säle voller Sphinxe aus Eis vor, wie Werkstätten eines verrückten Bildhauers.
    „So könnte es gewesen sein."
    Dann hat Burbridge Winter deshalb davon erzählt!, dachte Merle. Er hat geplant, dass Winter hier aufkreuzt, als Rache an den Sphinxen.
    „Und das Steinerne Licht?"
    Burbridge muss es irgendwie gelungen sein, Winter in das Spiegelkabinett bringen zu lassen.
    „Sieht ganz danach aus."
    Das alles ist nicht zum ersten Mal passiert, oder?
    „Nein. Aber da war es viel eicht nicht Winter. Möglicherweise hat Sommer sich damals selbst befreit, oder irgendjemand oder etwas anderes ist ihr zu Hilfe gekommen."
    Der Untergang der Subozeanischen Reiche!
    „Und der Mayas. Der Inkas. Atlantis."
    Merle kannte keinen dieser Namen, aber allein ihr Klang ließ sie schaudern. Während Vermithrax von den Sphinxen abließ und auf den Durchgang zuflog, in dem Lalapeja verschwunden war, erklärte sie Serafin ihre Vermutung, so gut es bei dem Gegenwind eben möglich war. Er pflichtete ihr bei.
    Sie zogen die Köpfe ein, als Vermithrax im Tiefflug durch den niedrigen Bogen fegte, mit seinen Klauen die Reste der Schneewehe durcheinander wirbelte und schließlich auf allen vieren aufsetzte.
    Der Gang war zu eng, um eine längere Distanz darin zu fliegen. Zudem wurden sie von Lalapeja erwartet, die ihnen voller Sorge entgegensah. Ihr Blick suchte Merle, erkannte, dass sie unverletzt war, und richtete sich dann auf Vermithrax. „Wie viele sind es?"
    „Noch vier. Mindestens. Vielleicht ein paar mehr."
    „Es hätte eine Armee sein müssen."
    „Al erdings."
    Merle verkniff sich ein Grinsen, als ihr klar wurde, dass alle denselben Gedanken hatten. So mühelos Vermithrax' Kampf mit den Sphinxen gewesen war: Winter hatte ihm einen Großteil der Arbeit bereits abgenommen.
    Der Löwe und die Sphinx hetzten nebeneinander den Gang hinunter, während hinter ihnen an der Mündung ihre Gegner erschienen. Die Forscher waren zurückgeblieben, zwei Krieger nahmen die Verfolgung auf. In ihrem Rücken, auf der Spiegelstraße, ertönte mehrfach ein tiefes Alarmsignal: Die Sphinxforscher benutzten Hörner, um andere Trupps aus den Weiten des Eisernen Auges herbeizurufen.
    „Kennst du dich hier aus?", fragte Vermithrax die Sphinx.
    „Nein. Als ich mein Volk verließ, um über die Lagune zu wachen, gab es das Eiserne Auge noch nicht. Die Sphinxe sind immer ein Volk der Wüsten und der tiefen Höhlen gewesen. All das hier" - sie schüttelte resignierend den Kopf -, „all das hat nichts mehr mit dem zu tun, was ich einmal gekannt habe."
    Obwohl in dem Korridor die gleiche Kälte herrschte wie überall im Eisernen Auge, wurde die Schneedecke nach wenigen Schritten dünner, um schließlich ganz auszubleiben. Schneidende Winde wehten ihnen entgegen, aber sie brachten kein neues Eis mit sich. Trotzdem war der Spiegelboden glatt von gefrorener Nässe, und weder Vermithrax noch Lalapeja kamen so schnell voran, wie sie es sich wünschten. Der Obsidianlöwe hätte sich ihren beiden Verfolgern stellen können und sie mit aller Wahrscheinlichkeit besiegt, doch er fürchtete, dass den beiden schon bald eine größere Zahl von Gegnern folgen würde. Und solange er in Kämpfe verstrickt war, konnte er Merle und Serafin nicht vor Angreifern schützen.
    Ein neuer Gang kreuzte den ihren, von rechts näherten sich noch mehr Sphinxe. Nach einem kurzen Blick eilte Vermithrax weiter geradeaus. Sein Glutschein war für die Sphinxe

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