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Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis

Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis

Titel: Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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der König selbst – um die Gunst der Dame und ihrer frommen Hausgenossinnen bemühten, habe er ausnahmsweise jeden Verdacht fallenlassen und sich mit der Erkenntnis begnügt, dass es sich bei Frau Scylla-Donata nur um eine höchst achtbare Bordellmutter handelte, deren Vergangenheit man vergessen und deren Gegenwart man nicht verschmähen sollte.
    Dieser Ansicht pflichtete Chlodwig bei, und sie beschlossen, vorerst nichts weiter zu unternehmen und auch den Diakon Chundo auf freiem Fuß zu lassen. Es musste genügen, jeden seiner Schritte zu überwachen. Der König wollte den Konflikt mit der Königin nicht auf die Spitze treiben. Wenn er Chundo festnehmen ließe und aburteilte, nähme er offen gegen sie Partei. Am Merowingerhof würde es dann künftig zwei Lager geben. Da Chlotilde beliebt war, würde das Ansehen des Königs weiter sinken.
    Der am Ende doch noch verlorene Krieg hatte das Frankenreich schon empfindlich genug geschwächt.

Kapitel 10
    In der nächsten Zeit galt es, die Kriegsfolgen zu überwinden und die Francia im Innern zu stärken.
    Chlodwig begab sich in seine Hauptstadt und entschied nun doch an Ort und Stelle die zahlreichen Rechtsangelegenheiten, die sich angehäuft hatten. Wenn es sich bei den Angeklagten um junge, frei geborene Männer handelte, verzichtete er meist auf harte Strafen und steckte die Schuldigen in die arg dezimierten Abteilungen seiner Gefolgschaft. Er brauchte zwei Jahre, um seine ständige Streitmacht auf den früheren Mannschaftsstand zu bringen. An eine Wiederaufnahme des Burgunderkrieges dachte er natürlich nicht mehr.
    Die Königin Chlotilde beharrte auch nicht auf einem weiteren Waffengang gegen den vermeintlichen Mörder ihrer Eltern. Remigius konnte sich endlich durchsetzen, und alle Kräfte wurden nun erst einmal auf die Mission in der Francia konzentriert. Vor allem in den nördlichen, vorwiegend von Franken besiedelten Gebieten musste von Zeit zu Zeit wieder ganz von vorn begonnen werden. Noch immer gingen Kirchen in Flammen auf, und Priester wurden erschlagen. Mit jedem Schub von Zuzüglern von der anderen Seite des Rheins gewannen Wodan und Donar wieder Boden. Chlotilde machte, stets begleitet von Remigius, im Lauf des Sommers mehrere Reisen in die alten Stammesgebiete von Tournai, Cambrai und Tongeren. Sie nahm an Priesterweihen und Massentaufen teil und spendete nach wie vor viel Geld für den Kirchenbau. Immer wieder versuchte sie auch, auf fiskalischen Gütern Klöster zu gründen. Solche Mönchsgemeinschaften hatten oft keine lange Lebensdauer, aber sie hinterließen Spuren. 
    Dass Chlodwig sich eine Geliebte hielt, hatte Chlotilde nur kurzzeitig aufgebracht. Bald machte es ihr keinen Kummer mehr. Im Grunde war es ihr recht, nach der Geburt von sechs Kindern ihrer ehelichen Pflichten enthoben zu sein, die sie zuletzt als lästig empfunden hatte. Wie viele junge Frauen hatte sie sterben sehen, weil nach acht, zehn, zwölf unmittelbar aufeinanderfolgenden Schwangerschaften ihre Lebenskraft aufgebraucht war! So hoffte sie jetzt, sich erholen zu können und ein höheres Alter zu erreichen als die meisten. Sie wollte ihr künftiges Leben zwei großen Aufgaben widmen: dem Dienst an ihrem Gott und dem Kampf um das Erbe ihrer Söhne, der künftigen Frankenkönige. Denn dies war die größte Sorge der Königin Chlotilde.
    Ihr Ältester, Chlodomer, war erst sechs Jahre alt, und er hatte einen elf Jahre älteren Halbbruder – Theuderich. Der war nach dem Gesetz der Franken längst volljährig, hatte bereits zwei Kriege mitgemacht und war der Liebling seines Vaters.
    Chlodwig ließ ihn kaum von seiner Seite. Es gab keinen Zweifel, dass er ihn darauf vorbereitete, notfalls ohne Übergang seinen Platz einzunehmen. Theuderich war sein jüngeres Ebenbild, ein langer Kerl mit kantigen Zügen, kühnem Blick, raschen Bewegungen. Er besaß nicht die Verstandeskraft seines Vaters, dafür aber seine Kämpfernatur, und diese noch elementarer, noch kraftvoller, noch unbändiger.
    Er war ein Raufbold und häufig in Händel verstrickt, aber auch ein geborener militärischer Führer. Schon der Sechzehnjährige hatte in der Schlacht bei Dijon einige Proben dafür geliefert, was noch von ihm zu erwarten war. Chlodwig erkannte diese Begabung und nutzte sie. Bei der Neuformierung des Heeres war Theuderich seine rechte Hand, ein schon fast vollkommener Ersatz für Baddo.
    Chlotilde würde ihn später gern mal als Feldherrn im Dienst eines ihrer Söhne sehen, womöglich sogar aller

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