Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DIE MEROWINGER: Familiengruft

DIE MEROWINGER: Familiengruft

Titel: DIE MEROWINGER: Familiengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
Vom Netzwerk:
schweißdurchtränkte Tunika hing um seinen unförmigen Körper.
    Noch schlimmer sah Richar aus, der sich seiner Gefangennahme anscheinend heftig widersetzt hatte. Durch seine zerfetzte Kleidung waren die Wunden zu sehen, die man ihm mit Schlägen und Stichen zugefügt hatte. Aber noch immer war er voll wütender Energie. Mit wild gesträubtem Schnurrbart und weit aufgerissenen Augen zerrte er an den Fesseln und versuchte, sich von den Händen, die ihn gepackt hielten, loszureißen.
    »Nehmt ihnen die Knebel aus den Mäulern!«, befahl Chlodwig.
    Als das geschehen war, brüllte Richar auf und gebärdete sich wie rasend.
    »Vetter!«, schrie er. »Was hast du getan? Ist das die Ehre des Siegers? Diese Schufte, diese Verräter, dieses Gesindel! Du hast sie gekauft! Du hast die elende Bande mit Gold bestochen, damit sie ihren König verriet! Bewahrst du so die Würde unseres Geschlechts? Wie konntest du dich so erniedrigen! Wir waren geschlagen, doch nicht am Ende! Wir wollten weiterkämpfen …«
    »Lüge!«, schrie einer der Cambraier, ein bärtiger Rotschopf. »Sie wollten sich heimlich verdrücken!«
    »Du Schurke, du dreckiger Hund!«, brüllte Richar. »Mit Gewalt habt ihr uns hinausgeschleppt …«
    »Lüge! Ihr wart ja schon draußen!«
    »Sie wollten sich unbemerkt davonmachen!«, erklärte ein rüstiger Alter. »Weil es aus war, weil keiner mehr kämpfen wollte. Alle wollten sich dir ergeben. Zu dritt versuchten sie zu entkommen. Wir behielten sie aber im Auge und konnten sie gerade noch erwischen.«
    »Sie haben meinen F-F-Farro ermordet!«, schrie Ragnachar. »Mein F-F-Farro ist tot! Sie haben ihn umgebracht!« Tränen liefen ihm über die feisten Wangen. Er zitterte vor Empörung und Schmerz.
    »Der hatte aber noch mal seinen Spaß, bevor er verreckte!«, rief ein Cambraier und schwenkte seine blutbesudelte Lanze. »Die hier hat er im Arsch gehabt!«
    Rohes Gelächter antwortete ihm.
    »Ihr Hunde! Ihr Mörder!«, kreischte Ragnachar.
    »Gibst du zu, Vetter, dass du die Bande gekauft hast?«, rief Richar. »Vorher waren die meisten Habenichtse! Auf einmal besitzen sie goldene Armreife, Schwerter mit Goldgriff …«
    »Ihr habt ja beim Beutefassen immer alles nur selber genommen!«, schrie einer. »Alles, was wertvoll war, habt ihr behalten. Gold haben wir niemals gesehen!«
    »Wozu Verbrechergesindel belohnen?«
    »Sie haben meinen F-F-Farro ermordet!«, greinte der dicke König der Cambraier.
    »Stolz kannst du sein, Vetter Chlodwig!«, höhnte Richar. »Stolz kannst du sein auf diese Heldentat! Ehrlicher Kampf bis zum Ende war dir zu mühsam. So hast du diese Verräter gedungen. War dir die Bande wirklich dein Gold wert? Oder hast du sie auch nur betrogen, wie du alle betrügst? So wie uns, deine nächsten Verwandten! Wir haben dir damals Waffenhilfe gegen die Römer geleistet, aber bis heute verweigerst du uns unsern Anteil! Handelt so ein Merowinger? Stattdessen greifst du uns an und lässt unsere besten Männer zusammenhauen. Ich sage dir, Chlodwig, du bist eine Schande für unser Geschlecht!«
    »Ja, eine Schande, das b-bist du!«, echote Ragnachar. »So handelt kein M-M-Merowinger!«
    »Und wie handelt ein Merowinger?«
    Chlodwig hatte bis jetzt geschwiegen. Etwas vorgebeugt stand er mitten im Kreis, den Kopf gesenkt, die Schultern hängend. Seine rechte Hand tastete unruhig den Gürtel ab, bis sie am Griff der Franziska liegen blieb.
    »Und wie handelt ein Merowinger?«, wiederholte er laut, indem er heftig den Kopf hob und den dicken Vetter mit seinem Wolfsblick maß. »Macht sich ein Merowinger heimlich davon? Lässt ein Merowinger seine Burg und seine Leute im Stich? Erlaubt ein Merowinger, dass ihn die eigenen Männer in Fesseln schlagen? Duldet ein König der Merowinger, dass man ihn wie einen Sklaven abführt?«
    Ragnachar hielt den Blick nicht aus, stammelte mit zitternden Lippen etwas Unverständliches. Chlodwig trat einen Schritt auf ihn zu, und er versuchte zurückzuweichen. Doch die Männer hielten ihn fest.
    »Wer lädt also Schande auf unser Geschlecht? Wer hat Würde und Ehre verloren? Warum hast du dich nicht wie ein Mann verteidigt? Warum hast du dir nicht den Tod gegeben? Warum hast du ihn nicht in der Schlacht gesucht? Das wäre besser für dich gewesen. Was bist du jetzt noch? Nur ein Dreckhaufen, der auch mich in Verruf bringt, weil er behauptet, mein Verwandter zu sein. Wie kann ich deinen Anblick noch aushalten! Wie kann ich ihn den tapferen Männern hier zumuten! Eine so

Weitere Kostenlose Bücher