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DIE MEROWINGER: Familiengruft

DIE MEROWINGER: Familiengruft

Titel: DIE MEROWINGER: Familiengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Ansoald während ihrer Schwangerschaft aus der Gefahr geholfen hatte, herrschte zwischen ihnen das beste Einvernehmen. Er nutzte dies weidlich und erreichte bei ihr, dass in die Liste der Hochzeitsgäste, die durch ihre Boten benachrichtigt wurden, auch sämtliche römisch-katholischen Bischöfe in den Städten der Francia aufgenommen wurden. Er gab den Boten an alle persönliche Schreiben mit, in denen er die Geistlichen dringend ermahnte, auch einen weiten Weg nicht zu scheuen und dem für die Zukunft der Kirche bedeutsamen Ereignis nicht fernzubleiben.
    Schon in den ersten Tagen nach der Ankunft der Burgunder war unübersehbar, dass die römischen Christen die bevorstehende Hochzeit zu ihrer Angelegenheit machten. Weiße Stolen und schwarze Kutten bestimmten plötzlich das Bild auf dem Markt und in den Straßen und Gassen der Residenzstadt.
    Im nördlichen Gallien gab es zu jener Zeit nur wenige Klöster, und so konnten die mitgereisten Mönche aus den Klostergemeinschaften um den Genfer See schon auf Aufmerksamkeit durch Neugier rechnen. Sie zogen unentwegt mit Kreuzen und Fahnen umher, hielten an jeder Ecke Andachten, sammelten Schaulustige um sich.
    Auch unter dem großen Holzkreuz, das sie auf dem Palasthof aufgestellt hatten, wurde fast ständig gebetet und gepredigt. Als Chlodwig eines Vormittags von einem Ausritt zurückkehrte, sah er zu seinem größten Unmut zwei seiner fränkischen Gefolgsleute zwischen Geistlichen und Mönchen vor diesem Kreuz knien. Der Vorfall hatte Wirkungen, die auch das gute Einvernehmen zwischen Lanthild und Remigius nachhaltig trüben sollten.
    Es begann damit, dass der König unverzüglich das Kreuz entfernen ließ und gottesdienstliche Handlungen der »Christianer« auf dem Areal des Palastes strikt verbot.
    Die Geistlichen und Mönche, die in Gebäuden des Palastes Obdach gefunden hatten, wurden daraus verwiesen.
    Die beiden Franken, die gekniet hatten, wurden nach je fünfzig Hieben aus dem Dienst in der Gefolgschaft des Königs entlassen und auf einen gefahrvollen Grenzposten in der Aremorica abkommandiert.
    Remigius ließ sich beim König melden und bat um Milderung aller dieser Maßnahmen, doch er wurde mit harten Worten abgewiesen.
    Er dulde nicht, schrie Chlodwig, dass man frech unter seinen Augen, in seinem eigenen Hause und in den Straßen seiner Hauptstadt, die Franken ihren alten Göttern abspenstig mache. Nicht leisten könne er sich, deren Gunst und bewährten Beistand aufs Spiel zu setzen. Man möge sich ja davor hüten, seine Nachsicht gegenüber dem Glaubensbekenntnis seiner künftigen Frau zu weit auszulegen. Alle Versuche dieser Art werde er notfalls mit Gewalt unterdrücken.
    Das waren klare Worte, und Remigius zog es vor, nicht durch Widerworte den König noch mehr zu reizen. Am Ende würden die unliebsamen Gäste nicht nur aus dem Palast, sondern auch noch aus der Stadt und dem Reich vertrieben. Dann mussten alle schönen Hoffnungen vorerst begraben werden.
    Im Stillen machte Remigius seinem Amtsbruder Avitus den Vorwurf, zu ungeduldig und grobschlächtig gehandelt zu haben.
    Wozu musste er der Braut diesen vielköpfigen lärmenden Haufen von Priestern und Mönchen mitgeben – mit der Anweisung, sich gleich angriffslustig an das Bekehrungswerk zu machen! Das störte die stille, geduldige diplomatische Arbeit, die er selber seit vielen Jahren leistete.
    Und wozu musste Avitus der Burgunderprinzessin einen geistlichen Berater an die Seite stellen, dessen blindwütiger Glaubenseifer schon während der Kriegsjahre so viel Unheil angerichtet hatte!
    Es war der Diakon Chundo, den Remigius zu seinem Missvergnügen am Ankunftstag hinter Chlotilde aus dem Wagen klettern sah.
    Er hatte schon von Avitus gehört, dass sich sein einstiger Untergebener in das Burgunderreich abgesetzt hatte, nachdem ihm bei den Westgoten der Boden zu heiß geworden war.
    Remigius erinnerte sich mit Schaudern an die gemeinsam verbrachte Nacht in dem stinkenden Kellerloch von Tournai.
    Er konnte Chundo nicht verzeihen, dass er sich nach Chlodwigs Sieg über Syagrius an den letzten Reserven der Bischofskirche von Reims vergriffen hatte und damit geflüchtet war und dass er jahrelang durch sinnlose Anschläge auf fränkische Krieger und Einrichtungen das Missionswerk unter den Heiden gestört hatte.
    Nun hatte er es also geschafft, sich in das Vertrauen des Metropoliten von Vienne zu schleichen. Und offenbar auch in das der unerfahrenen Chlotilde. Denn selten ließ sie ihn von ihrer Seite,

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