Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums

DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums

Titel: DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
Vom Netzwerk:
gerade verlassen haben, vielleicht noch nicht wissen sollten. Jetzt müssen wir alle Kräfte anspannen und können keine Unruhe brauchen.«
    »Und … was ist es?«, fragte Syagrius ungeduldig. Er hatte sich neben Scylla auf der Polsterbank niedergelassen und nahm seufzend die Hand von ihrem Knie. »Nun rede schon! Ich habe noch mehr zu tun!«
    »Es handelt sich um eine interessante Nachricht im Zusammenhang mit Chlodwigs letztem Beutezug. Der Diakon Chundo und der junge Potitius sahen unter den Franken einen Mann, der ohne jeden Zweifel dein früherer Reiterhauptmann Baddo war.«
    »Wie? Was? Unmöglich!«, sagte Syagrius auflachend. »Das ist völlig ausgeschlossen!«
    »Ich bin anderer Meinung, Patricius«, entgegnete Remigius, höflich lächelnd. »Ein Irrtum ist schon deshalb wenig wahrscheinlich, weil dieser Baddo einige Zeit bei uns in Reims stationiert war und als Einäugiger ziemlich auffällig ist. Der Mann hatte überdies am Ohr die Markierung eines besonders gefährlichen Sklaven. Man hatte mir berichtet, dass er von dir verurteilt wurde und mit einem Treck nach Spanien unterwegs war. Aber dort ist er anscheinend nicht angekommen.«
    »Unglaublich!«, murmelte Syagrius. »Jaja, er ging mit einem Sklaventreck ab. Er wurde tatsächlich bei denen von Tournai gesehen? Wenn das wahr ist … wenn das wirklich wahr ist, dann … dann ist er also geflohen!«
    »Das muss man voraussetzen.«
    »Ein Mörder! Ein Schuft! Ein gefährliches Element! Warum hat man ihn nicht sicher bewacht?«
    Mit dieser Frage wandte er sich an Scylla, die in gelöster Haltung neben ihm saß und bei der Mitteilung des Bischofs nur so viel Betroffenheit gezeigt hatte, wie es sich für die Witwe von Baddos Opfer gehörte.
    »Warum fragst du das mich?«, sagte sie. »Ich bin selber empört. Es waren ja wohl deine Leute, die ihn so nachlässig bewachten.«
    »Es waren die Leute des Sklavenhändlers. Veteranen, ausgediente Athleten, Lumpenpack.«
    »Jedenfalls ist dieser Baddo nun wieder in Freiheit«, stellte Remigius noch einmal fest.
    »Das hat man davon, wenn man mit den Barbaren milde verfährt!«, ereiferte sich der Patricius, von dessen Stirn plötzlich wieder Schweißtropfen perlten. »Ich hätte ihn zum Tode verurteilen sollen, dann wäre er unschädlich! Jetzt sinnt er natürlich auf Vergeltung. Steht er bei Chlodwig in Gunst?«
    »Sehr wahrscheinlich. Er tauchte in seiner unmittelbaren Umgebung auf. Wollte sogar Potitius und Chundo vor aller Augen ermorden. Was Chlodwig aber verhinderte.«
    »Trotzdem … da gesellt sich ein Schurke zum anderen! Wer weiß, was die beiden gemeinsam aushecken werden! Vielleicht stiftet Baddo Chlodwig an, auch meine eigenen Güter zu überfallen. Einige liegen ja in Grenznähe. Hätte ich den Kerl nur gleich hinrichten lassen! Er wird behaupten, dass ihm unrecht getan wurde. Er wird irgendeine haarsträubende Geschichte erzählen!«
    »Zweifellos war dein Urteil gerecht«, sagte Remigius geschmeidig, »und Gott der Allmächtige schützt den Gerechten. Doch um ganz sicherzugehen, Patricius, solltest du Chlodwig nicht allzu viel Zeit lassen, sich solche Geschichten …« Der Bischof sah Scylla an, die seinen Blick ohne Scheu, ja sogar mit einer gewissen Herausforderung erwiderte. »… solche Geschichten, meine ich, anzuhören und sich dem Einfluss des Baddo auszusetzen. Verfahre so, wie ich dir riet und wie du gerade beschlossen hast. Setze ihn unverzüglich in Marsch!«
    »Das werde ich tun. Der Tribun geht morgen schon ab.«
    »Dann bin ich unbesorgt. Gott mit euch!« Remigius neigte den Kopf, deutete das Kreuzzeichen an und ging hinaus.
    »Ich muss mich wundern, dass du so ruhig bleibst!«, sagte Syagrius vorwurfsvoll, als er mit Scylla allein war.
    »Soll ich mich so gebärden wie du?«, erwiderte sie spöttisch. »Beunruhigt? Ängstlich? Und damit zeigen, dass ich Grund dazu habe? Wozu? Remigius ahnt auch so, was passiert ist.«
    »Und wenn er es ahnt! Das soll jetzt nicht unsere Sorge sein. Unschuldslämmer sind diese Bischöfe auch nicht, und sie vergeben gern eine Sünde, wenn der Sünder ihren Interessen dient. Und Angst vor Chlodwig haben sie genauso wie …«
    »Wie du!«, sagte Scylla auflachend.
    »Wie die bedauernswerten Gutsbesitzer im Grenzbereich, wollte ich sagen.«
    »Zu denen du selber ja auch gehörst.«
    »Nun ja, so ist es. Und es ist wahrhaftig kein angenehmer Gedanken, diesen verwegenen Teufel Baddo, der zu jeder Untat bereit ist, jetzt bei Chlodwig zu wissen. Zumal sich

Weitere Kostenlose Bücher