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Die Merowinger - Zorn der Götter

Die Merowinger - Zorn der Götter

Titel: Die Merowinger - Zorn der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Alarm. Daraufhin machten sich die Jungen zum Kampf bereit und stürmten zurück in Richtung Köln. Die Alten blieben als Wache bei den Wagen mit Beutegut.
    So musste es gekommen sein, dass sich die Masse der Franken auf einmal in der Mitte zwischen zwei Alamannenheeren befand: dem durch die Kämpfe etwas geschwächten, nun aber entlasteten auf der nördlichen und dem frischen und todesmutig anstürmenden auf der südlichen Seite.
    Als Chlodwig sah, dass die Franken den Letzteren wichen, ritt er mitten hinein in die Herde Verschreckter. Er ritt sogar einige nieder und ließ die flache Klinge seines Schwertes auf Schultern und Rücken sausen.
    »Vorwärts!«, schrie er. »Was  sehe ich hier? Alte Weiber, Mehlsäcke, Krüppel! Ihr wollt euch verdrücken? Was? Wollt lieber den Strohtod sterben? Wodan sieht euch! Wodan führt euch! Vorwärts! Drauf! Macht sie nieder! Zeigt ihnen, dass ihr Männer seid! Franken! Bis zum letzten Atemzug Helden! Heute noch holen euch Wodans Jungfrauen! Zum ewigen Kampf! Zum ewigen Ruhm! Vorwärts! Vorwärts!«
    Er erzielte mit diesen herausgebrüllten Parolen kaum Wirkung. Im Geschrei und Getümmel verlor sich die Stimme.
    Ein neuer Schrecken warf die fränkischen Reihen zurück. Ein Speerwald kam auf sie zu – mit abgeschlagenen Köpfen. Entsetzt erkannten sie die Gesichter von Franken, die noch vor wenigen Augenblicken lebten und kämpften.
    Blitzschnell hatten die Alamannen tote und verwundete Feinde geköpft. Die starrten nun als blutige, grausige Trophäen auf ihre Stammesgenossen herab.
    Von Panik ergriffen, irrten viele Franken über die Uferwiesen. Nur wenige Anführer wurden nicht von der allgemeinen Mutlosigkeit ergriffen.
    Zu diesen gehörte Ansoald. Kaum sah er die neue Gefahr, sammelte er seine arg gelichtete Mannschaft, machte kehrt und führte sie als geschlossenen Stoßkeil mitten hinein ins Gewimmel der feindlichen Kriegermasse. Links und rechts sanken die nackten Kämpfer ins Gras. Auf der breiten Blutspur, die Ansoalds Trupp hinterließ, folgten Franken, die wieder Mut fassten.
    Doch dann ging es abermals zurück, und so wogte der Kampf hin und her.
    Stunden vergingen. Die Schlacht bewegte sich nicht.
    »Wo bleibt Sigibert?«, schrie Chlodwig.
    Doch niemand war bei ihm, und niemand antwortete. Die Männer der Palastgarde, die am Fuße der Felsenplattform standen, blickten besorgt zu ihm auf, als fürchteten sie um seinen Verstand.
    Er brüllte unausführbare Befehle, sprang umher, fuchtelte mit dem Schwert. Dazwischen stieß er die wüstesten Drohungen gegen König Sigibert aus.
    Von Osten zogen Wolken heran. Ein kurzer Regenguss ging nieder und belebte die ermüdenden Kämpfer. Schneller wirbelten die Beile und spalteten Schädel. Wuchtiger wurden die Keulen geschwungen und zerschmetterten Schultern und Gelenke. Tiefer drangen die Schwerter ins Fleisch und trennten Gliedmaßen ab, die aus dem Getümmel aufflogen wie verirrte Geschosse.
    Da schwankte eine Gruppe blutüberströmter Kämpfer herbei. Zwei Halbtote schleppten einen Toten. Vor der Felsenplattform brachen sie mit ihm zusammen. Der Tote fiel auf die Seite, und Chlodwig sah sein Gesicht, das völlig unversehrt war. Es war ein hübsches Jungengesicht. Der König schrie auf.
    Der Tote war Ansoald.
    Chlodwig sprang von dem Felsen herab und wollte sich über ihn beugen. Doch eine Lanze schwirrte heran und streifte ihn an der Schulter. Er duckte sich, und eine zweite zischte an seinem Kopf vorbei. Hinter ihm brach ein Mann zusammen. Chlodwig sprang auf und stieg über den Leichnam hinweg.
    »Vorwärts!«, schrie er. »Mit Wodan! Mit Donar! Mit Tiwaz! Für Ehre und Ruhm!«
    Er stürmte, über Verwundete und Gefallene springend, mit dem gezogenen Schwert voran auf die Uferwiese, mitten hinein ins Kampfgewühl. Der Augenblick war gekommen, in dem sich alles entscheiden musste. Nur sein Beispiel konnte die wankenden Reihen der Franken noch aufrecht halten.
    Die ersten Schwerthiebe trafen, wenn auch nicht sicher in dem Gedränge. Ein Alamanne, der ihm entgegentrat, fiel. Nun kam ein nackter Riese, der ihn noch überragte, ein germanischer Herkules. Der packte seinen Arm, um ihm das Schwert zu entwinden. Sie stießen einander mit den Füßen, sie rangen. Sie stürzten zusammen ins Gras. Ein Schuh traf den König ins Gesicht und nahm ihm für einen Atemzug das Bewusstsein.
    Als er zu sich kam, hatte Herkules ihm das Schwert entrissen. Er brachte die Axt vom Gürtel und hackte sie ihm in den Fuß. Aufbrüllend fiel ihm der

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