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Die metallenen Herscher

Die metallenen Herscher

Titel: Die metallenen Herscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Abgelenkt und versunken ... die Sterne faszinierten ihn. Ein größerer Gegensatz zu der Düsternis um das Neunzehn-Welten-System war nicht denkbar. Vierzig Minuten später war der Schlepper fest mit dem Konvoi verbunden. Metall lag auf Metall, und die Einheiten bildeten energetisch gesehen ein System.
    »Wir waren nicht in den Schiffen – aber niemand hat die Kristalle gestohlen«, sagte Shenandoah, während er mit kalkweißem Gesicht die Schleuse betrat, hinter sich Ivor. Die Männer versanken im künstlichen Schwerkraftbereich des Schleuseninneren.
    Rodrigo fing sich ab, indem er seine Hände vorstreckte und sich auf die Schultern der Männer stützte. Er warf einen Blick zurück und schauderte wieder.
    Hinter ihnen senkte sich die Schleusentür.
    »Ich muß gestehen, daß es mir hier unheimlich ist«, sagte er und wartete auf den Druckausgleich. »Ich weiß, daß es eine kindische Empfindung für einen Wissenschaftler ist, weiß ebenfalls, daß ich mich, ins System zurückgekommen, wieder nach den Sternen sehnen werde. Aber ich finde es unheimlich. Zurück nach Sandjord!«
    Shenandoah klappte seinen Helm nach hinten und unterbrach damit die Sauerstoffanlage und das Funkgerät.
    »Jeder hat Grenzen«, sagte er besonnen. »Ich bin Jahre geflogen, aber ich friere jetzt noch, wenn ich an die Sterne denke. Sie sind so ungewohnt, daß sich unser Verstand vermutlich weigert, ihre Existenz voll anzuerkennen. Nach Sandjord!«
    Ivor grinste verzerrt.
    »Nach Sandjord und genau sieben Problemen entgegen.«
    Während Shenandoah versuchte, nach den markanten Sternen eine hundertprozentige exakte Hundertachtzig-Grad-Kurve zu fliegen, begann Rodrigo zu rechnen. Die strahlenden Feuer der Lichttriebwerke flammten auf und rissen das Schiff und die Last dahinter in die Kurve, beschleunigten den Konvoi und trieben ihn auf den dunklen Fleck zu, der sich in den vergrößernden Geräten zeigte; die Dunkelwolke, von außen gesehen. Sie bedeckte, fast kreisförmig, das Licht der Sterne.
    Ein Zehntel Lichtgeschwindigkeit ... zwei Zehntel ... die Maschinen dröhnten im Unterschiff: Die Triebwerke stachen mit gebündeltem Licht nach hinten, an dem Metall vorbei, das schonungslos seine Schürfwunden offenbarte unter der grellen Beleuchtung.
    Shenandoah steuerte und kümmerte sich um die Instrumente.
    Rodrigo rechnete pausenlos nach; er wollte kein Risiko eingehen. Shemnouk schien zu schlafen, jedenfalls rührte er sich nicht, pfiff nicht und sagte kein einziges Wort.
    Ivor dachte kurz nach, hörte das Grollen seines Magens und ging wortlos nach hinten in die kleine Kombüse. Er wickelte tiefgefrorene Raumfahrermenüs in Metallfolie und schob sie in den Mikrowellenherd, öffnete Dosen und Konserven und erhitzte aufmunternde Getränke. Shemnouk schien etwas zu riechen; er rollte den schmalen Korridor entlang und begann in der Küche bis zur Höhe der Gefrierschrankklinke hochzuspringen. Ivor fütterte ihn mit einem Block tiefgekühlten Fettes, einem Haufen Blockzucker und einem viereckigen Ei, das er einer Plastikverpackung entnahm, die statt der Schale Eiweiß und Dotter umgab.
    »Zufrieden, mein Freund?« fragte er, als Shemnouk wieder zu rollen begann, nachdem er sich über die Nahrungsmittel gestülpt hatte.
    Shemnouk pfiff und krähte: »Selbstverständlich, Ausgestoßener!«
    Shenandoah drehte sich um und lachte zögernd.
    Sechzig Minuten später lagen die Männer schlafend in den zurückgeklappten Kontursesseln und rasten mit der wertvollen Fracht dem äußersten Planeten entgegen, der sechshundertdrei Millionen fünfhundertvierundvierzigtausend Kilometer von der Sonne entfernt, mondlos, seine Bahn zog. Seine Bahn lag genau auf einem der Punkte der Titius-Bodeschen Regel; niemand wußte, was diese Männer einst gewesen waren – es gab keinen Sundyborg mit diesem oder diesen Namen, weder lebend noch tot. Eines von Hunderttausenden kleiner Geheimnisse.
     
    *
     
    »Hier spricht der überwachende Komputer von Kape Fields, Sandjord-Süd. Wie lautet Ihre Schiffsnummer?«
    »Empuse – Avedon Escader«, sagte Rodrigo.
    »Ist Ihre Landung gemeldet?«
    »Ich melde Sie hiermit an.«
    Fünf Sekunden Schweigen. Die Männer blickten sich an und dann auf das Bild des Planeten, der hellbraun und weiß unter ihnen rotierte; stark vergrößert und gestochen scharf.
    »Woher kommen Sie?«
    Rodrigo grinste und sagte:
    »Es tut mir leid, aber von dem Bezirk des Alls, aus dem wir kommen, liegen noch keine Koordinaten vor.«
    Sie hatten sich

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