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Die metallenen Herscher

Die metallenen Herscher

Titel: Die metallenen Herscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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entschlossen, anzugreifen statt abzuwarten. Sie wollten durch die Art ihres Vorgehens die Maschinen – oder wenigstens einen Teil der herrschenden Komputer – verwirren und in die Enge treiben. Schließlich galt es für Rodrigo, zu beweisen, daß ein menschliches Hirn besser als ein zusammengeschalteter Komputerring war.
    »Warum liegen keine Koordinaten vor?«
    »Weil niemand in der Lage war, sie zu bestimmen. Einen Ort, an dem ich nicht war, kann ich vielleicht beschreiben, aber nicht fotografieren.«
    Zehn Sekunden Pause.
    Die Kommunikation verlief über drei Zwischenstationen. Der Komputer reagierte auf einfache Impulse, alle schwierigeren Auseinandersetzungen mußten in Informationen für sein elektronisches Innenleben umgesetzt werden. Riesige Maschinenblöcke und einer der vereidigten Programmierer halfen dem Komputer dabei, indem sie gesprochene Worte in Impulse, schriftliche Darlegungen in andere Impulse und komplizierte Sachverhalte in auseinandergenommene Vorgänge verwandelten.
    »Information ungenügend. Bitte interpretieren«, sagte die Stimme des Funkgerätes.
    »Wir haben einen Konvoi geborgen, der aus drei Schiffen besteht, die im Jahr eintausendneunhundertsiebenundachtzig nach Rechnung des allmächtigen Komputers verlorengegangen sind.«
    Diesmal benötigte die Maschine, die jede einzelne Schiffsbewegung um Sandjord seit zweitausend Jahren kontrollierte, eine volle Minute.
    »Ein Konvoi, der nicht gelandet ist?«
    Rodrigo begann, seine ätzende Ironie anzuwenden.
    »Ich frage den vereidigten Programmierer«, sagte er unüberhörbar gelangweilt, »was für eine Art Maschine er bedient. Ich habe bisher eine gewisse Hochachtung vor der Schnelligkeit von Elektronenrechnern gehabt, aber jetzt ...« Er machte eine dramatische Pause. »Wie kann ich einen verlorengegangenen Konvoi bergen, wenn er gelandet ist? Wäre er gelandet, wäre er nicht verlorengegangen, Freund. Der Weg ins Licht ist von ausgefallenen Magnetspeichertrommeln gesäumt.«
    Sechzig Minuten Schweigen.
    »Der Konvoi Nummer ...« Es folgten drei Schiffsnummern, abgefaßt in einem Kode mit vielen Kanälen.
    »Ist er verlorengegangen?« fragte Rodrigo.
    »Ja.«
    »Was hatte er geladen?«
    »Kaliumbromidkristalle.«
    »Wieviel?«
    »Zweihundert Tonnen«, sagte der Komputer.
    »Was kosten zweihundert Tonnen dieser Kristalle im Augenblick?«
    Das war eine einfache Rechnung, wenn der Programmierer der Maschine den richtigen Preis übermittelte. Der Komputer addierte vermutlich zweihunderttausendmal den Preis für tausend Gramm, dann druckte er die Endsumme aus.
    »Zweihundert Millionen Credit.«
    »Wollen die Komputer Sandjords uns diese Ladung abkaufen?« erkundigte sich Rodrigo ungerührt. »Wir würden einen angemessenen Preis verlangen. Außerdem fallen noch die Gebühren für die reinen Bergungskosten an: Treibstoff, Stundenlöhne und so weiter.«
    Die drei geschleppten Schiffseinheiten rasten auf den Planeten zu. Sein Bild sprengte bereits den Vergrößerungsschirm und tauchte als winzige Scheibe vor der geschwungenen Panoramascheibe auf.
    Die Eigentümlichkeit des Dialogs mit dem Raumhafenkomputer war, daß Rodrigo fragte, statt Antworten zu geben.
    Aufgeregt hämmerte der Komputer:
    »Der vor fünfzehn Jahren nach Escader gemeldete Konvoi hatte als Ladung zweihundert Tonnen Kaliumbromidkristalle. Er müßte nach meinen Berechnungen zweihundertzwölf Parsek vom System entfernt treiben. Die Bergungsaktion ist somit ungültig; es kann nicht dieser Schleppzug sein.«
    »Genau an dieser Stelle haben wir ihn getroffen!« sagte Rodrigo.
    »Über zweihundert Parsek?«
    »Unmöglich, nicht wahr? Unmöglich, wenn man kein geeignetes Triebwerk für diese Entfernung hat. Wir haben ein solches Triebwerk. Der Weg ins Licht.«
    »Ich kann es mir nicht vorstellen«, sagte die Stimme. »Es ist unmöglich.«
    Rodrigo kicherte leise und sagte dann ins Mikrophon:
    »Hören Sie zu: Wir haben ein Tachyonentriebwerk, das uns bis dort hinaus gebracht hat. Wir haben nicht nur den Konvoi geborgen, sondern wir haben auch die Sterne gesehen. Wir haben entsprechende Filme und Fotografien gemacht als Beweismaterial. Und wir haben die Kristalle. Wir landen auf einem freien Platz in Cape Fields. Ende.«
    Er schaltete ab.
    »Wir werden eine Menge Zuschauer haben«, bemerkte er trocken und machte Shenandoah Platz, der den Steuersessel einnehmen wollte. »Strenge dich also an, eine einwandfreie Landung zu bauen. Zwei unserer Geheimnisse oder Waffen sind jetzt bekannt –

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