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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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schienen, als eine
der neben ihr sitzenden Ratten ihr Mißfallen äußerte, indem sie ihr eine
kräftige Ohrfeige verpaßte. Sofort war eine Schlägerei mit Pfoten und Mäulern
im Gang, bei der Schwänze abgebissen und Nasen gezwickt wurden, was die
Harmonie des Pokerspiels gänzlich zerstörte.
    Die Mórrígan hatte den Spiegel
längst auf Bredas Labortisch abgelegt, die spiegelnde Seite nach oben. Sie
hatte ihre Aufmerksamkeit wieder der Landschaft zugewandt und lächelte amüsiert
über die Verzweiflung der Kinder angesichts der brennenden Brücke. Als sie in
dem Baum verschwanden, hatte sie leise die Stirn gerunzelt Jetzt sah sie dem
Rattenkampf zu und lachte.
    Melody sagte, sie finde sie
alle reizend.
    «Wie nett und erfrischend ist
es, sie so natürlich zu sehen, diese boshaften kleinen Racker», sagte sie
nachsichtig.
    Sie freuten sich an dem Kampf,
bis er lustlos wurde, und dann trennte Breda die Ratten, die noch darin
verwickelt waren, und beförderte sie alle wieder auf ihre Plätze zurück. Sie
erklärte, daß die Ratte, die gemogelt hatte, sich unzulässig verhalten habe,
und zwar, weil die Mogelei aufgekommen sei; sonst wäre nichts dabei gewesen.
    Melody hatte ein paar winzige
Zigarren herbeigezaubert, und sie war gerade dabei, der ersten Ratte Feuer zu
geben, als der Spaß unterbrochen wurde durch einen kaum hörbaren Laut der Hunde
auf der Tischlandschaft.
    Sie hatten auf Hilfe gewartet,
die nicht gekommen war. Als keine Antwort kam, hatten sie die drei Frauen auf
ihre mißliche Lage aufmerksam zu machen versucht, indem sie ihre Köpfe
zurückwarfen und laut aufheulten.
    Die Frauen gingen zum Tisch,
sahen den Elch, der pfeilschnell in der Ferne verschwand, und die Hunde, die
geduldig am Rand des Abgrunds warteten.
    «Sie hätten darüberspringen
oder bei dem Versuch sterben sollen», sagte Melody, und ihre Stimme klang
bissig.
    Mit einer ungeduldigen Bewegung
schloß die Mórrígan den Abgrund, indem sie die Hand ausstreckte und die Ränder
eines breiten Risses zusammendrückte, der über den Tisch lief.
    Das Armband klimperte wie immer
gegen ihr Handgelenk.
    Die Hunde setzten sich sofort
in Bewegung, heftig angetrieben durch die Stäbe der Frauen. Der Elch war
natürlich in der dunklen Ferne verschwunden, aber die Hunde folgten ihm
getreulich, obwohl sie nun schon weit zurücklagen. Findeweg, Behendefuß,
Hatzbach und Schnellfuß nahmen sogleich die Witterung auf, denn die Fährte des Elchs
war leicht auszumachen.
    Während der ganzen Zeit, die
Pidge und Brigit in dem Schuppen und dem verlassenen Garten verbracht hatten,
waren die Hunde gerannt. Sie rannten, während die Kinder sich die Zeit mit
Nadelnase vertrieben. Und sie rannten immer noch, als Pidge und Brigit ihre
Wanderung fortsetzten, schlendernd und nicht schneller, als sie normalerweise
gingen.
    So also hatten die Hunde den
Abgrund überquert, und deshalb waren sie inzwischen schon so nah gekommen.

 
     
     
     
     
     
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Pidge an der Spitze und Curu als Nachhut eilten sie jetzt durch das Weizenfeld,
nachdem Curu sie gewarnt hatte, sie sollten möglichst nicht im Vorbeigehen die
hohen Halme streifen.
    «Macht es ihnen nicht zu
leicht», hatte er geraten.
    Als sie das Ende des Pfades
erreicht hatten, blieb er stehen und bat die Kinder zu warten. Er hob den Kopf
und lauschte mit aufgestellten Ohren. Zugleich nahm seine Nase nach allen Seiten
die Witterung auf.
    «Im Augenblick sind wir
ziemlich sicher», sagte er schließlich; und erst da traten sie aus dem Schutz
des Weizenfeldes hervor.
    «Versucht jetzt», sagte er, als
sie den Feldrain entlang zu einem offenen Gatter gingen, «so gut wie möglich in
Deckung zu bleiben, und wenn ihr euch nur auf der Schattenseite einer
Steinmauer haltet. Und berührt auch hier nichts im Gehen, tut jeden Schritt mit
Bedacht. Wenn die Hunde zufällig in eure Richtung schauen und ihr Büsche und
Schößlinge bewegt, ist es genauso, als würdet ihr eine Fahne schwenken,
versteht ihr? Berührt nichts mit euren Körpern, um die Witterung gering zu
halten — dann bleibt sie nur auf dem Boden. Wenn die Hunde schlau sind,
erlauben sie nur der Nase eines einzigen, die Arbeit zu tun, und die anderen
werden sich damit zufriedengeben, mit ihm Schritt zu halten, bis er müde wird.
Dann wird ein anderer seinen Platz einnehmen. Wenn sie dumm sind, versuchen sie
alle zugleich, die Fährte aufzunehmen, und kommen sich gegenseitig in die Quere.
Wenn ihr eure Witterung überall verteilt, weil ihr es zulaßt, daß ihr von

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