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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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neuen Stute aus Dublin
zurückkommen.
    Ein gewöhnlicher Tag entwickelt
sich nach und nach und ist manchmal voller Überraschungen; ein Tag, zu dem ein
ersehnter Höhepunkt gehört, ist schwer auszuhalten.
    «Das wird heute ein langer
Tag», sagte Pidge. Er wischte den letzten Teller ab.
    «Warum?»
    Brigit pikste mit ihrer
Fingerspitze in Seifenblasen.
    «Du weißt doch, wie es ist,
wenn man auf etwas wartet»
    «Ja. Es ist, wie wenn man in
einen Sack gesteckt und an einem Nagel aufgehängt wird.»
    Pidge glaubte zu wissen, was
Brigit meinte, aber er war sich nicht sicher.
    «Wie meinst du das?» fragte er.
    «Es ist, wie wenn man in einen
Sack gesteckt und innen an die Tür von einem Schuppen gehängt wird!» sagte
Brigit höchst bedeutungsvoll. «Und man will eigentlich gar nicht in dem Sack
sein, und es ist zu heiß drin, und alles, was man machen kann, ist, sich gegen
die Tür zu werfen, aber man ist zu weich, um damit Lärm zu machen, und keiner
kann einen hören. Weißt du jetzt, was ich meine?»
    «Ja», sagte er.
    «Es ist, wie wenn man den
Himmel mit seiner Faust einstoßen wollte, weißt du», sagte sie. Es klang, als
hätte sie es schon oft versucht.
    «Ja.»
    «Ich würde fuchsteufelswild
werden, weil niemand mich in dem Schuppen hören würde. Du auch?»
    «Ich auch.»
    So fühlte Brigit sich also,
wenn sie nur ungeduldig oder enttäuscht zu sein schien.
    Er sah auf die Küchenuhr. Erst
viertel vor zehn.
    «Ich weiß schon», schlug Brigit
vor, «wir könnten zum steinigen Acker hinuntergehen und Haselnüsse pflücken!»
    «Sie sind noch lange nicht
reif. Es ist ja erst August, vergiß das nicht»
    «Oder wir könnten zum See gehen
und auf eine Insel rudern.»
    Natürlich, das war es!
    «Gute alte Brigit!» sagte er.
Sie grinste stolz.
    «Wir können Brote und harte
Eier und eine Flasche Milch mitnehmen. Und du kannst ein Buch mitnehmen,
Pidge.»
    «Und was nimmst du mit?»
    «Mein Strickzeug.»
    Pidge lachte. Brigit lernte
gerade erst stricken. Es sollte ein Schal werden. Brigit gab selbst zu, daß er
etwas krumpelig aussah. Es machte ihr nichts aus, daß Pidge lachte.
    Als sie fertig waren, kam Tante
Bina gerade von ihrer Jagd zurück. Sie war erhitzt und verärgert, weil das
kleine Huhn sie wieder an der Nase herumgeführt hatte. Sie erzählten ihr von
ihrem Plan.
    «Das ist eine gute Idee», sagte
sie. «Am Wasser wird es angenehm kühl sein. Es ist so heiß heute, daß selbst
den Krähen die Zunge heraushängt.»
    «Wir könnten unterwegs bei Tom
Cusack vorbeischauen», sagte Brigit.
    «Tut das. Euer Vater wird die
neue Stute sicher in den nächsten Tagen zum Beschlagen zu ihm bringen.»
    Bevor sie aufbrachen, ging
Pidge in den Stall und holte ein paar Teile eines alten, abgenutzten Zaumzeugs,
das in einer Kiste lag, und steckte sie in seine Hemdtasche. Diese alten Ringe
sind aus Eisen, sagte er sich, und es ist besser vorzusorgen.
    Er prüfte nach, ob die Seiten
noch sicher an seiner Brust unter dem Hemd lagen.

 
     
     
     
     
     
     
    om
sah sie in seinen Hof kommen.
    «Ah, ihr zwei!» rief er. «Ich
hatte gehofft, euch heute zu sehen. Ich habe etwas für dich gemacht, Pidge.»
    Er zeigte ihnen einen kleinen Gegenstand
aus Eisen. Er sah aus wie ein flaches Büchlein.
    «Was ist das?»
    «Was das ist? Na ja, halt ein
Ding. Eine Art Behälter. Für Taschentücher oder so.»
    Tom schien verwirrt, und er
betrachtete das Gebilde mit einem Ausdruck, als wisse er nicht, was es sei und
warum er es gemacht hatte.
    «Du könntest Papiergeld drin
aufbewahren, wenn du reich bist», spaßte er.
    «Es ist sehr gut.»
    Pidge hielt es in der Hand. Das
Ding war ziemlich schwer.
    «Es geht auf, nicht?» fügte er
hinzu. «Ich sehe da kleine Scharniere.»
    «Ja, es geht auf.»
    «Wie bist du auf die Idee
gekommen, es zu machen?»
    «Ich weiß nicht. Es ist mir
gestern einfach so eingefallen. Ach ja, da haben grade zwei alte Kesselflicker
Banjo gespielt und gesungen, draußen vorm Hof. Die haben mir die ganze Zeit
zugelacht und zugenickt, und als ich mich dranmachte, da haben sie mir
zugewinkt und sind irgendwohin verschwunden. Sie sind übrigens gar nicht
betteln gekommen. Ich spüre, daß es irgendwie mit ihnen zu tun hat. Das klingt
bestimmt verrückt.»
    O nein, kein bißchen, dachte
Pidge.
    Brigit stand vor dem großen Tor
der Schmiede in der Sonne. Sie fühlte sich sehr vernachlässigt und ein wenig
gekränkt, weil Tom für sie nichts gemacht hatte. Sie sah eine Spinne, die an
einem langen seidenen Faden

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