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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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darauf.»
    «Wollen wir auf eine andere
Insel rudern?»
    «Zu heiß.»
    «Ich hab’s satt, hier
rumzusitzen. Glaubst du, daß Papa schon zu Hause ist?»
    «Nein. Es ist erst ungefähr
zwölf Uhr.»
    «Ich gehe in das Wäldchen.
Vielleicht gibt es dort etwas zu sehen.»
    «Was denn?»
    «Ach, ein Tier oder einen
Schmetterling oder eine Fee — irgend so ein Zeug. Es ist zu heiß, um was zu
machen, wir könnten auch gleich nach Hause gehen.»
    Pidge hob den Kopf.
    «Horch!» sagte er.
    Man hörte ein Banjo spielen.
    Zwei Gestalten erschienen
hinter einem kleinen Hügel und kamen auf sie zu. Zwei zerlumpte Gestalten,
gekleidet in Sachen, die aussahen wie die Überreste eines Ramschverkaufs. Es
waren ein alter Mann und eine alte Frau.
    «Toms Kesselflicker», murmelte
Brigit.
    Der alte Mann trug die
Überreste einer verbeulten alten Melone auf dem Kopf und einen zerschlissenen,
ausgeblichenen Regenmantel; um seine schmalen Fußgelenke flatterten zerlumpte
Hosenbeine. Er hatte ein paar abgetragene Tennisschuhe an, aber keine Socken.
In einem Knopfloch prangte eine riesige rosafarbene Rose, und sein Gesicht floß
über von einem glücklichen Lächeln.
    Die alte Frau trug kunterbuntes
Zeug, wie man es nur in der Altkleidersammlung findet, und auf dem Kopf thronte
ein abscheulicher Hut, besteckt mit allen Arten wildwachsender Blumen,
überwuchert von einer Unmenge Löwenzahn. Es sah aus, als sei sie von einer
Blumenvase gekrönt. Sie war es, die das Banjo spielte.
    Sie hatte eine kleine rote
Ziehharmonika, die mit einer langen Schnur an einem großen Knopf ihres Mantels
befestigt war und im Rhythmus ihres schwankenden, tänzelnden Ganges um ihre
Knie baumelte. Sie sang «The Lark In The Morning» mit einer Stimme, die für ihr
Alter viel zu jung klang. Der alte Mann hatte jetzt auch zu tanzen begonnen. Er
hob zierlich die Saumecken seines Regenmantels in die Höhe und drehte sich
einmal rasch um sich selbst.
    Das Lied war beendet als sie
sich den Kindern näherten. Der alte Mann klatschte in die Hände, lachte, warf
seine alte Melone in die Luft und fing sie mit der Spitze seines Spazierstocks
auf, als sie wieder herunterkam. Er wirbelte sie ein paarmal herum und
verbeugte sich vor den Kindern.
    Mitten aus der Blumenfülle auf
dem Hut der alten Frau ertönte rein und schön der Gesang einer Amsel. Ein
Schmetterling flatterte von einer Löwenzahnblüte, die am Rand des Hutes
befestigt war, auf die Nase des alten Mannes. Der alte Mann verdrehte sofort
die Augen, um ihn sehen zu können.
    «Oh, wenn er nur zu mir käme»,
sagte Brigit hoffnungsvoll, bevor Pidge sie daran hindern konnte.
    «Geh zu dem kleinen Mädchen»,
sagte der alte Mann.
    Verflixt! dachte Pidge voller Unbehagen.
Hätte ich Brigit nur alles gesagt. Sie freundet sich mit ihnen an, als wäre
nichts dabei, weil sie es nicht besser weiß. Es ist meine Schuld — ich hätte es
ihr sagen sollen!
    Der Schmetterling gehorchte dem
alten Mann und saß jetzt genau auf der Spitze von Brigits Nase. Er öffnete und
schloß seine wunderschönen Flügel, um der Welt seine Schönheit zu zeigen. Sie
spürte seine zarten Füßchen auf ihrer Haut. Sie hielt den Atem an und verhielt
sich so still sie nur konnte. Aber schon nach einem Augenblick kitzelte er sie,
und sie mußte einfach niesen. Der Schmetterling schwebte zu seinem Löwenzahn
zurück.
    «Weißt du», sagte die alte
Frau, «ich könnt’ einen Bissen Essen vertragen. Mindestens einen oder zwei
Pfannkuchen könnt’ ich vertragen. Setzen wir uns einen Moment, Patsy, dann
wühl’ ich mal meinen Beutel durch.»
    «Tu das, Boodie, tu das. Ein
bißchen Wühlen ist gut, denn beim Gedanken an hartgekochte Eier erwacht bei mir
doch ein gewisser Hunger.»
    «Von hartgekochten Eiern weiß
ich nichts!» sagte Boodie. «Ich frag’ mich bloß, hab’ ich überhaupt ein paar
Feenkuchen eingepackt?» Und sie lächelte.
    «Das hoff’ ich nicht!» sagte
Patsy. «Wenn ihr Boodies Feenkuchen eßt, spürt ihr euren Magen wie einen Sack
voll Steine!» Er lächelte den Kindern zu, um zu zeigen, daß seine Bemerkung
ihnen gegolten hatte.
    Boodie brach in Lachen aus.
    «Schau dir bloß meine Schuhe
an, Patsy! Die sind vorne hochgebogen wie Schaukelschiffe! Wir sind toll
aufgemacht, als hätten wir noch was vor.»
    «Wir sehen aus, als hätten wir
Kartoffelschalen an», stimmte Patsy zu. «Aber kluge Leute werden drüber
wegsehen und sich vielleicht sogar wünschen, sie hätten auch so lustige
Schuhe.»
    «Ich meinerseits wünschte,

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